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Hohe Kosten
Kölner AWB wollen ihr Jubiläum aufwändig feiern

4 min
Die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB)

Die Kölner Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) wollen im kommenden Jahr ihr 25-jähriges Bestehen groß feiern.

Mit einer öffentlichen Ausschreibung haben die AWB nach Firmen gesucht, die das Fest ausrichten - der Steuerzahlerbund übt Kritik.

Sie holen regelmäßig unseren Müll ab, was eine Knochenarbeit ist: Die Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) sind ein wichtiger Teil kommunaler Daseinsvorsorge. Erst kürzlich war angekündigt worden, dass die Entsorgungsgebühren bald deutlich ansteigen sollen (wir berichteten). Gerade in diesem Zusammenhang ist die Ausschreibung für ein großes Betriebsfest der AWB im kommenden Jahr überraschend: Anlässlich des 25-jährigen Bestehens soll auf dem Betriebsgelände an der Christian-Sünner-Straße in Kalk einen Tag lang ausgiebig gefeiert werden. Es wird mit Kosten von mehreren Zehntausend Euro gerechnet.

Rund 2.500 Personen erwartet

Die AWB als hundertprozentige Tochter der Stadtwerke beschäftigt rund 2.000 Menschen in den Bereichen Abfallwirtschaft, Stadtreinigung und Winterdienst. Außerdem kümmern sich eigene Fachleute um Fahrzeugtechnik. Alle Mitarbeitenden sollen am 5. September 2026 Party machen – gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern sowie eigenen Kindern im Alter von bis zu 18 Jahren. Erwartet werden laut einer Ausschreibung rund 2.500 Personen. Um die Organisation der sechsstündigen „Veranstaltung mit Straßenfestcharakter“ konnten sich erfahrene Firmen bewerben.

Dazu mussten sie Vorschläge für ein Bühnenprogramm, Kinderspiele, Ausstattung und Dekoration („farblich angepasst an die AWB-Farben“) sowie Verpflegung und Servicepersonal einreichen. Darüber hinaus wurde ein Konzept für die Überprüfung von Eintrittskarten verlangt. Obwohl der Zutritt nur für eigene AWB-Mitarbeitende und deren Angehörige erlaubt ist, sollen sie kostenlose Tickets ordern, die dann vor Ort zur „konsequenten Einlasskontrolle“ dienen. Gestaltet werden die Karten von den AWB selbst, von Sicherheitsleuten sollen wie aber eingesammelt werden, damit man sie später auswerten könne, heißt es in der Ausschreibung.

Mehrstündiges Bühnenprogramm

Optional sollen die Firmen, die sich um den Auftrag bewerben, auch eine Fahrzeugschau einplanen. Die Reinigung der Veranstaltungsfläche sowie das Aufstellen von Abfallbehältern, eines Bühnenpodests und der WC-Container übernehmen die AWB selbst. Extern vergeben werden sollen dagegen Bühnen-, Ton- und Übertragungstechnik sowie Licht, Strom und Wasseranschluss. Den Gästen sollen an Ständen, Buden oder Wagen kostenlose Getränke und Speisen ausgegeben werden.

An die Unterhaltung der Feiernden stellen die AWB hohe Anforderungen: Auf einer Bühne soll es ein mehrstündiges Programm geben, auch mit einem „kölschen“ Auftritt. Es seien mindestens fünf verschiedene Aktivitäten für Kinder und Jugendliche anzubieten. Dafür müsse „ausreichend fachlich versiertes Personal“ eingesetzt werden. Und es wird „mobile Unterhaltung“ auf dem Außengelände und in den Räumlichkeiten verlangt, „die flexibel auf das Publikum reagiert“

Die AWB selbst rechtfertigen ihr geplantes Betriebsfest auf Anfrage voller Überzeugung: „Dieses Fest ist ein Zeichen der Anerkennung für die engagierte Arbeit unserer Mitarbeitenden, die täglich für die Sauberkeit und Lebensqualität in Köln sorgen.“ Das Motto der Veranstaltung laute in Anlehnung an das Karnevalsmotto 2026 „Mer dun et för üch!“. Damit wolle man die Verbundenheit der AWB mit der Stadt und ihrer Kultur unterstreichen und ein Zeichen für Gemeinschaft und Engagement setzen.

Kosten von mehr als 100.000 Euro?

„Die Kosten für das Betriebsfest machen lediglich 0,1 Prozent des gesamten Personalaufwands aus“, erklärte ein Sprecher der Abfallwirtschaftsbetriebe gegenüber der Rundschau: „Damit handelt es sich um einen sehr kleinen Anteil, der jedoch eine große Wirkung für Motivation und Wertschätzung hat.“ Solche Veranstaltungen würden den Zusammenhalt und die Identifikation mit dem Unternehmen fördern, was gerade in herausfordernden Zeiten ein wichtiger Faktor sei: „Wir sind überzeugt, dass diese Investition in unsere Mitarbeitenden gut begründet und verantwortungsvoll ist.“ Aus dem aktuellen Wirtschaftsbericht der AWB für das Jahr 2024 geht hervor, dass die Personalaufwendungen 127 Millionen Euro betragen haben. 0,1 Prozent davon wären 127.000 Euro, statistisch also pro Beschäftigtem mehr als 63 Euro.

Kritik gibt es vom Bund der Steuerzahler NRW. Zwar sei ein Jubiläumsfest „grundsätzlich nicht zu beanstanden“, meint Joscha Slowik von der Organisation. Jubiläumsveranstaltungen könnten zur Identifikation der Beschäftigten mit dem Unternehmen beitragen und die Attraktivität des Arbeitgebers stärken. Letztlich entscheide aber der Kontext über die Angemessenheit, so Slowik: „Und dieser Kontext ist derzeit kritisch: Anfang November hat die Stadt Köln eine Haushaltssperre verhängt, für das laufende Jahr wird ein Fehlbetrag von rund 582 Millionen Euro erwartet.“ Zugleich zeige die jüngst veröffentlichte Schuldenstatistik des Statistischen Bundesamtes, dass der öffentliche kommunale Bereich in Köln – also städtischer Kernhaushalt, Extrahaushalte und anteilige Verbindlichkeiten der stadteigenen Beteiligungen – inzwischen mehr als 10,4 Milliarden Euro Schulden aufweist. Mit einer Pro-Kopf-Verschuldung von über 10.000 Euro zähle Köln zu den am stärksten belasteten Städten in Nordrhein-Westfalen.

Kritik vom Steuerzahlerbund

„Die AWB Köln ist zwar organisatorisch ausgegliedert, wirkt jedoch weiterhin unmittelbar auf den städtischen Haushalt sowie auf die Entwicklung von Steuern und Gebühren“, führt Slowik aus: „Umso wichtiger ist es, dass die Kosten einer solchen Jubiläumsfeier transparent offengelegt werden und in einem vertretbaren Rahmen bleiben.“ Die vorliegende Ausschreibung deute darauf hin, dass am Ende kein unerheblicher Betrag zusammenkomme: „Hier sind die AWB Köln in der Pflicht, für Klarheit zu sorgen. Anders formuliert: Eine gelungene Jubiläumsfeier kann schließlich auch durch nettes Beisammensein, tolle Gespräche und selbstgestaltete Aktivitäten wunderbar funktionieren.“

Ähnlich äußert sich Denis Abé, Vorsitzende des AWB-Betriebsausschusses im Stadtrat. Selbstverständlich hätten die Mitarbeitenden der AWB ein Fest zum 25-jährigen Firmen-Jubiläum verdient, so die Grünen-Politikerin: „Die finanzielle Planung sollte allerdings mit Augenmaß erfolgen. In Zeiten knapper öffentlicher Kassen sollte ein städtischer Betrieb besonders sparsam mit Ressourcen umgehen.“