Hohe AnsteckungsgefahrWie das „Herrengedeck“ auf Kölns Bühnen für Furore sorgt

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Jörg P. Weber, Volker Weininger und Martin Schopps als „Herrengedeck“ (v.l.).

Jörg P. Weber, Volker Weininger und Martin Schopps als „Herrengedeck“ (v.l.).

Köln – Mal abgesehen vom Dreigestirn ist es im Kölner Karneval schon eine Weile her, dass ein Trio für Furore auf den Bühnen gesorgt hat. Günter Eilemann und seine Mitstreiter waren bis Anfang der 1990er Jahre eine feste musikalische Größe. Doch nun sorgen plötzlich drei Redner als „Herrengedeck“ für Furore.

Sitzungspräsident Volker Weininger, Martin Schopps und Jörg P. Weber setzten bei der Proklamation des Dreigestirns vor Fernsehpublikum zum satirischen Corona-Medley an. Weil das Publikum mehr will, touren die karnevalistischen Einzelkämpfer nun als Trio durch einige Säle.

„Herrengedeck“ hat den Zahn der Zeit getroffen

Schon bei den Sendungsvorbereitungen dämmerte den Künstlern, dass sie den Zahn der Zeit getroffen haben. „Als wir angefangen haben zu singen, wurde alles ganz still, und beim Soundcheck gab es sogar Applaus. Das habe ich so noch nicht erlebt“, erzählt Martin Schopps, zuletzt der meistgebuchte Redner im Kölner Karneval. Nach der Ausstrahlung im WDR nahm der Hype seinen Lauf. „In den sozialen Medien wurden wir dann noch mehr gefeiert. Dann kamen auch noch viele Anfragen, ob man uns nicht auch so als Trio buchen könnte“, erzählt Schopps weiter.

Idee entstand zu Beginn der erste Corona-Session

Die Idee des „Herrengedeck“ entstand bereits in der ersten Corona-Session vor einem Jahr. Lange Zeit hieß es, dass kleinere Rednerauftritte stattfinden können. Da kamen die drei Freunde auf die Idee, ein gemeinsames Brauhausformat auf die Beine zu stellen. Jedoch konnte dieses erst im vergangenen Sommer umgesetzt werden. Das Trio trat zu Beginn nur Open-Air auf, später auch im Sion-Brauhaus. Und warum „Herrengedeck“? „Da unsere Auftritte ursprünglich nur für Herrensitzungen gedacht waren, ließ sich der Name damit für uns am besten assoziieren“, erklärt Volker Weininger, der sonst auf der Bühne den angesäuselten Sitzungspräsidenten mimt. Das klassische Herrengedeck bezeichnet die Kombination aus zwei Getränken: Bier und Korn.

Neue Texte zu bekannten Karnevals-Hits

Für die Proklamation entwarfen sie binnen zwei Wochen verschiedenste Parodien, welche sie dann zu altbekannten Karnevalsmelodien aufführten. Sie schrieben unter anderem neue Texte zu den Liedern von Bläck Fööss, Jupp Schmitz und Kasalla. Im Mittelpunkt ihrer Parodien stand die Corona-Lage. „Die Quarantäne geht weiter, der Impfstoff ist knapp“ singen sie auf die Melodie des Höhner-Klassikers „Die Karawane zieht weiter“. Und sie ergänzen stimmgewaltig: „Es ist noch Astra da“ statt „Es ist noch Suppe da“, wie Jupp Schmitz einst sang.

Das neue Karnevals-Trio ist offenbar mehr als eine reine Zweckgemeinschaft. „Wir sind befreundet und haben viel Spaß zusammen. Das Herrengedeck ist unser Spaßprojekt“, erläutert Volker Weininger. Schopps ergänzt: „Menschlich und humormäßig passt es bei uns. Es ist einfach eine schöne Überraschung, dass unsere Auftritte so gut ankommen.

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Das Ziel des Trios sei es, „nicht inflationär“ aufzutreten. Die Darbietungen sollen etwas Besonderes bleiben. Diese Taktik scheint aufzugehen: die nächsten beiden Veranstaltungen in der Volksbühne am Rudolfplatz (9. und 10. Februar) sind bereits ausverkauft. Aber nicht nur durch ihre erfolgreichen Auftritte wird dem Trio gerade viel Aufmerksamkeit geschenkt, auch sozial zeigen sie großes Engagement.

Am 14. Mai laden sie alle Karnevalsvereine, die sich für die Solidaritätsfonds registriert haben, in die Volksbühne ein. Sie wollen den Beteiligten etwas zurückgeben. „Die Vereine haben sehr viel Mühe und Arbeit“, so Weininger. Als Dankeschön dürfen sie einen kostenlosen Abend mit dem „Herrengedeck“ verbringen.

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