Nach dem Elften ElftenDas plant die Stadt für den Aachener Weiher - BUND übt Kritik

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Saubermachen am Aachener Weiher: Das Grünflächenamt entsendete mehrere Dutzend Mitarbeitende in den Hiroshima-Nagasaki-Park.

Saubermachen am Aachener Weiher: Das Grünflächenamt entsendete mehrere Dutzend Mitarbeitende in den Hiroshima-Nagasaki-Park.

„Nun müsste auch der Letzte gemerkt haben, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Helmut Röscheisen vom BUND.

Das Grünflächenamt ist am Dienstag mit einem Großaufgebot angerückt. Gleich sieben grüne Pickups parken in einer Reihe direkt am Aachener Weiher, die Ladeflächen sind bereits üppig gefüllt mit Säcken voller Abfall. Über die Grünflächen des Hiroshima-Nagasaki-Parks wuseln mehrere Dutzend Mitarbeitende, ebenfalls bepackt mit dicken Mülltüten und bewaffnet mit Greifzangen. Drei Tage ist es her, dass Zehntausende vorwiegend junge Menschen hier den Elften im Elften feierten. Als sowohl die Zülpicher Straße als auch die Entlastungsfläche auf der Uniwiese mit zusammengerechnet etwa 65.000 Menschen vollgelaufen war, pilgerten die Feiernden in Scharen Richtung Weiher - und hinterließen dort große Mengen Müll.

Mitarbeiter des Grünflächenamts suchten den Bereich um den Aachener Weiher nach Müll ab.

Mitarbeiter des Grünflächenamts suchten den Bereich um den Aachener Weiher nach Müll ab.

In den beiden Tagen nach dem großen Ansturm machten die Kollegen der Abfallwirtschaftsbetriebe (AWB) einen guten Job und schafften das Gröbste weg. Das Grünflächenamt übernimmt am Dienstag die Feinarbeit und grast die Fläche nach Kronkorken, Schnapsfläschchen oder Scherben ab. Im Gebüsch am Rande der kleinen Wege in Richtung Bahngleise ist die Situation noch unübersichtlicher. Hier liegen auch am Dienstagmittag noch Sekt- und Spirituosenflaschen, Kostümüberreste oder Plastiktüten, am Wegesrand wartet ein einzelner schwarzer Turnschuh darauf, vielleicht doch noch von seinem Besitzer abgeholt zu werden. 

Vor allem oberhalb des Spielplatzes im Hiroshima-Nagasaki-Park, aber auch in anderen Bereichen, hat der Boden unter den Feiernden gelitten. „Durch Glasscherben und anderem kleinteiligen Müll, aber auch die große Menschenmenge, die sich auf der Grünfläche aufgehalten hat, sind die Rasenflächen großflächig beschädigt worden“, teilt die Stadt auf Anfrage mit. Nach dem händischen Einsammeln des Mülls „mit erheblichem Aufwand“ sollen im Frühjahr weitere Maßnahmen folgen. Dann sollen die obersten Dezimieter des Bodens bearbeitet und neuer Rasen eingesäht werden.

Für Helmut Röscheisen gleichen die Folgen der Feiern am Aachener Weiher einem Skandal. Das Schlimmste seien der Müll und die Glasscherben, die unentdeckt am Boden des Aachener Weihers liegen, sagt das Vorstandsmitglied der Kölner Kreisgruppe des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND). Die Gewässerverunreinigung sei eine Straftat, die sogar eine Freiheitsstrafe zur Folge haben könne. Zahlreiche Zuschriften, die der BUND erhalten habe, dokumentierten die Vermüllung rund um den Weiher. „Nun müsste auch der Letzte gemerkt haben, dass es so nicht weitergehen kann“, sagt Röscheisen. 

Auch die Pläne der Oberbürgermeisterin, eine Bühne auf dem Hohenstaufenring zu erproben (die Rundschau berichtete), änderten nichts an dem Problem, solange sie nur eine Ergänzung zu der Entlastungsfläche auf der Uniwiese seien. „Wir wollen, dass in Zukunft kein Karneval mehr im Grüngürtel gefeiert wird“, sagt Röscheisen. Noch fehle dazu aber der öffentliche Druck.

BUND will sich an Bezirksregierung wenden

Das liegt aber auch daran, dass viele Akteure die Flächen im Grüngürtel anders als der BUND kurz- und mittelfristig als nötig erachten, um den Andrang der Feiernden bewältigen zu können. Bevor die Stadt auf die Ausweichfläche verzichten könne, müssten sich andere dezentrale Veranstaltungen etablieren, um die Menge im Kwartier Latäng zu entzerren, so die Meinung vieler. Röscheisen und der BUND wollen sich nun erneut an die Bezirksregierung als Obere Naturschutzbehörde wenden und Möglichkeiten ausloten, die Feiern auf der Uniwiese und am Aachener Weiher zu verhindern. Bereits nach Weiberfastnacht hatte es Gespräche gegeben. „Damals hat die Bezirksregierung nicht eingegriffen. Aber mittlerweile geht es um andere Dimensionen“, sagt Röscheisen.

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