Die Sonne scheint und die Jecken jubeln. Die Session des Kölner Karneval ist eröffnet. Am Heumarkt und Alter Markt findet der traditionelle Auftakt mit bester Laune statt.
Karneval in KölnTausende Jecke eröffnen die Session am Alter Markt

Köln: Jecken feiern den Auftakt der Karnevalssession auf dem Heumarkt.
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Das rot-weiße Konfetti machte es offiziell. Pünktlich um 11.11 Uhr rieselte es auf die Köpfe der Jecken vor der Bühne am Heumarkt. Der Startschuss für die fünfte Jahreszeit war damit gefallen. Rund 30.000 Besucher kamen zu traditionellen Sessionseröffnung auf dem Heumarkt und Alter Markt zusammen, wie die veranstaltende Willi Ostermann Gesellschaft schätzte. Bei blauem Himmel und fast 15 Grad hatten die Feiernden beste Bedingungen. „Da han mir Kölsche et Paradies“, sangen sie aus vollem Hals mit den Räubern, die als erste nach dem großen Countdown auf der Bühne standen. Kölns Wahrzeichen strahlte hinter der bunten Menge in der Sonne. Ein Bild für die (Karnevals-)Götter.
Genießen durfte diesen Ausblick auch der neue Oberbürgermeister Torsten Burmester (SPD), der auf der Bühne seine jecke Premiere in der Öffentlichkeit feierte. Erst rund eine Woche war er im Amt, als er um 11 Uhr mit Mottoschal und Narrenkappe vor die Menge trat. Etwas Aufregung sah man ihm an. „Das ist sehr beeindruckend für mich“, sagte er mit Blick auf die Jecken und fasste sich danach kurz. „Ich wünsche euch allein einfach einen fantastischen, wundervollen und friedlichen Tag heute.“ Dann hallte das erste „Dreimol vun Hätze“ des Oberbürgermeisters über den Heumarkt. Der wichtigste Punkt der jecken Feuertaufe folgte so gleich: Schunkelnde Routine bewies Burmester Arm in Arm mit dem Festkomitee und dem Kinderdreigestirn. Er hob textsicher ab zum „Wolkeplatz“, zum „Trömmelche“ und Bläck-Fööss-Klassikern – bevor es weiter ging zum nächsten Termin. Natürlich hatte der neue OB auch die Sicherheitslage in der Stadt im Blick.

Premiere: Der Oberbürgermeister von Köln Torsten Burmester (SPD) feiert den Auftakt der Karnevalssession auf dem Heumarkt.
Copyright: Rolf Vennenbernd/dpa
Das neue Dreigestirn stellt sich vor
Das Publikum lernte aber nicht nur ihr Oberhaupt als Kölnerinnen und Kölner, sondern auch als Jecke kennen. Ihr designiertes Dreigestirn aus Prinz Niklas I., Bauer Clemens und Jungfrau Aenne stürmte die Bühne zwar noch nicht in ihren Ornaten, sondern im vornehmen Anzug der Prinzen-Garde – aber bereits mit vollem Elan. „Immer noch unbegreiflich“ sei es für den zukünftigen Prinz Karneval, dass sein Kindheitswunsch in Erfüllung geht, erzählte er vor der Menge. Da sind die kleinen, nervösen Versprecher verständlich. „Ihr habt uns einen Empfang bereitet, der hat alle unseren kühnsten Träumen übertroffen“, bedankte er sich. „Secher fiere!“, stand auf einem Banner über der Bühne in großen, weißen Buchstaben. Bauer Clemens hatte ein dazu passendes Anliegen: „Feiert, bützt, schunkelt – aber tut dies mit Respekt Euren Mitmenschen gegenüber. Denn auch das ist Fastelovend.“ Das bekräftigte auch Jungfrau Aenne: „Die Welt da draußen ist doch verrückt genug. Lasst uns etwas Liebe verteilen.“ Wenn die Jecken so feiern, dass sich jeder wohlfühlt, ist sich Prinz Niklas I. sicher: „Wir zeigen Deutschland, wat Fastelovend is. Dat schönste Fest der Welt.“
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In diesem Jahr hatte die Willi Ostermann Gesellschaft dem Sicherheitskonzept ihrer Veranstaltung ein Update verpasst. Die rund 450 beauftragen Sicherheitskräfte bekamen erstmals Unterstützung von Awareness-Teams (zu Deutsch Teams für Achtsamkeit), die insbesondere in Fällen von Belästigung helfen sollten. Durch die neue Kooperation mit der App „Guardy“, konnten Feiernde auf dem Heumarkt und Alter Markt zudem per Klick ein Notsignal mit Standort an die Sicherheitszentrale der Ostermänner schicken. „Es hat in den vergangenen Jahren bei uns nie sicherheitskritische Situationen gegeben – und das soll auch so bleiben. Optimierung ist nie verkehrt“, hatte Präsident der Ostermänner Ralf Schlegelmilch vorab erklärt.
Auftakt auf dem Kölner Heumarkt: Einige jüngere Jecken dabei
Ihr Angebot sehe die Gesellschaft als wichtigen Teil der Traditionspflege und als Alternative zur „Ballermannisierung“ des Karnevals, so wie sie unter anderem auf der Zülpicher Straße stattfindet.
Ob das bei den jungen Jecken zieht? Tatsächlich fanden sich im Publikum auf dem Heumarkt auch einige jüngere Personen. Die 14-jährige Lisa stand in der ersten Reihe neben jecken Urgesteinen, die seit Jahren zur Sessionseröffnung kommen. Sie feierte gemeinsam mit ihrer Familie und einer Freundin. „Man kann hier einfach man selbst sein und sich beim Feiern sicher fühlen “, freute sie sich. „Am Zülpicher Platz läuft es oft aus dem Ruder. “
Auf dem Alter Mark, wo die Live-Übertragung der Sessionseröffnung des WDR auf einer großen Leinwand gezeigt wurde, senkte sich der Altersdurchschnitt nochmal deutlich. Hier konnte man wie gewohnt auch ohne Ticket feiern – wenn man denn den Weg fand. Die Sessionseröffnung hatte das Gebiet um den Heumarkt in einen Dschungel aus bewachten Absperrungen verwandelt, um dem Einlass kontrollieren zu können und Anwohnenden zu schützen. Verwirrte Blicke der Feiernden vor den Ein- oder Ausgängen waren keine Seltenheit, bevor sie weiter geschickt wurden.
Die Kölnerin Leonie Büttgenbach (21) feierte mit einer Gruppe gleichaltriger Freundinnen auf dem Alter Markt. Sonst waren sie immer im Kwartier Latäng unterwegs, erzählte sie tanzend. Der erste Elfte Elfte auf dem Alter Markt überzeuge sie deshalb besonders. „Hier sind nicht so viele minderjährig und so betrunken, dass sie sich ständig übergeben müssen“, sagt sie. „Die Leute verstehen hier, was Karneval wirklich ausmacht. Es geht nicht darum möglichst gut auszusehen oder möglichst viel zu trinken, sondern zusammen zu singen und tanzen. Man passt aufeinander auf und hat eine gute Zeit.“

