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Nach AschermittwochChristoph Kuckelkorn tritt als Festkomitee-Präsident zurück

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Christoph Kuckelkorn bei der Prinzenproklamation 2025 im Gürzenich

Christoph Kuckelkorn bei der Prinzenproklamation 2025 im Gürzenich 

Bereits in dieser Session übernehmen Vizepräsident Lutz Schade und seine Vorstandskollegen viele Aufgaben des Präsidenten.

Den Frohsinn auf der einen und die Trauer auf der anderen Seite – Christoph Kuckelkorn lebte in zwei scheinbar grundverschiedenen Welten. Den Spagat zwischen seinem Amt als Präsident des Festkomitees Kölner Karneval und als Kölns wohl bekanntester Bestatter zu finden, scheint dem 61-Jährigen zuletzt schwergefallen zu sein: Kuckelkorn wird sein Amt als Präsident des Festkomitees Kölner Karneval nach Aschermittwoch aus beruflichen Gründen niederlegen.

„Der Karneval hat von frühester Kindheit an mein Leben geprägt“, erklärt Kuckelkorn. „Nach 21 Jahren im geschäftsführenden Vorstand des Festkomitees ist es nun an der Zeit, meine Aufgaben in jüngere Hände zu legen. Neue berufliche Entwicklungen haben diesen schon länger geplanten Prozess beschleunigt. Die Tätigkeit als Vorsitzender im Beirat unseres bundesweiten Bestatternetzwerks fordert mich immer mehr. Hier übernehme ich zusätzlich zum Tagesgeschäft in unserem Bestattungshaus große Verantwortung in der Vernetzung der über 100 angeschlossenen Bestattungshäuser.“

Christoph Kuckelkorn soll sich in dieser Session aufs Feiern konzentrieren

Bereits in der laufenden Session übernimmt Vizepräsident Lutz Schade gemeinsam mit Vizepräsidentin Christine Flock und weiteren Vorstandsmitgliedern zahlreiche Aufgaben des Präsidenten. Die ursprünglich für Oktober 2026 geplante Mitgliederversammlung soll vorgezogen werden, damit der neue Präsident ausreichend Zeit erhält, die Session 2027 vorzubereiten. „Zum Abschied schenken wir Chris eine Session, in der er sich ganz aufs Feiern konzentrieren kann, denn das ist in den vergangenen Jahren naturgemäß oft zu kurz gekommen“, sagt Schade. „Vizepräsidentin Christine Flock, die Vorstandskollegen und ich übernehmen das Tagesgeschäft, so dass der Präsident sich möglichst von jeder unserer rund 140 Mitgliedsgesellschaften persönlich verabschieden kann.“

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Vizepräsident Lutz Schade.

Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Vizepräsident Lutz Schade

Als Präsident des Dachverbandes der Kölner Karnevalsgesellschaften fungiert Kuckelkorn zugleich als Geschäftsführer der gemeinnützigen GmbH, die die wirtschaftlichen Belange des Karnevals verantwortet. „Das entspricht einem kleinen, mittelständischen Unternehmen mit rund 20 Mitarbeitern“, so Kuckelkorn. „Da ist es besonders wichtig, dass der Geschäftsbetrieb reibungslos weiterläuft. Mit unserem hauptamtlichen Geschäftsführer Dr. Philipp Hoffmann und Lutz Schade als ehrenamtlichem Geschäftsführer sind wir hier gut aufgestellt. Auch im Vorstandsteam haben wir eine seit Jahren eingespielte Mannschaft, die mit viel Know-how und noch mehr Herzblut für unseren Fastelovend arbeitet. Das gibt mir ein gutes Gefühl für die Zukunft.“

Auch die nationale und internationale Vernetzung des Kölner Karnevals trieb Kuckelkorn voran und stärkte etwa Verbindungen nach Aachen, Bonn und Düsseldorf sowie mit Karnevalshochburgen wie Venedig oder Rio de Janeiro. „Der Fastelovend hat mir auf allen Ebenen die Türen geöffnet, um unterschiedlichste Menschen und ihre Gedanken und Träume kennenzulernen“, sagte er. „Es gab viele schöne, unvergessliche Momente und tolle Begegnungen. Für diese einzigartigen Erfahrungen bin ich den Mitgliedsgesellschaften, allen FK-Gremien und den haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeitern des Festkomitees unendlich dankbar. Demnächst werde ich nicht mehr Präsident sein, aber den Jeck im Herzen, den behalte ich und stehe als Ratgeber im Hintergrund bei Bedarf gerne auch weiterhin zur Verfügung.“

Kuckelkorn war zuvor zwölf Jahre lang Zugleiter

Kuckelkorn gehört seit 2005 dem geschäftsführenden Vorstand des Festkomitees an und prägte den Kölner Rosenmontagszug seitdem zwölf Jahre lang als Zugleiter. 2017 löste er seinen Vorgänger Markus Ritterbach als Präsident ab. „Ich bin ins Festkomitee gestolpert, wusste nicht, was auf mich zukommt“, sagte Kuckelkorn damals. Denn nicht nur der Kölner Blick, sondern auch der von nationalen und internationalen Medien richtet sich regelmäßig auf den Kölner Karneval und die Verantwortlichen im Festkomitees.

Das stellte Kuckelkorn besonders 2015 fest: Als Festkomitee und Zugleiter unter dem Eindruck der Terrorgefahr den Motivwagen zum Anschlag auf die französische Satire-Zeitschrift „Charlie Hebdo“ zurückzog, sei dies „ein Tiefpunkt“ gewesen. International hatten Kommentatoren die Verantwortlichen in Köln mit Spott bedacht. Damals warf Kuckelkorn schwermütig Kamelle und Strüßjer von seinem Wagen.

Herausfordernde Zeiten erlebte der Kölner Karneval und Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn in der Corona-Zeit.

Herausfordernde Zeiten erlebte der Kölner Karneval und Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn in der Corona-Zeit.

Und auch seine Amtszeit als Festkomitee-Präsident hielt Herausforderungen bereit. In der Corona-Pandemie konnten zwei Sessionen nur sehr abgespeckt, mit digitalen Formaten, aber viel Einfallsreichtum stattfinden. Aus dem Rosenmontagszug wurde mit Unterstützung des Hänneschen-Theaters kurzerhand ein Miniatur-Puppenzug. Und Kuckelkorn stellte fest: Gerade in diesen Zeiten sei der Karneval „das Lebenselixier der Stadt“.

Dass er krisenfest ist, bewies Kuckelkorn auch, als der russische Invasion in der Ukraine begann. Der Rosenmontag 2022 ging als riesige Friedensdemo mit schätzungsweise 250.000 Menschen am Straßenrand in die Geschichte ein. Das Festkomitee setzte „ein deutliches Zeichen gegen die Kampfhandlungen“.

Diese Haltung machte der Präsident auch am Elften Elften 2023 deutlich, nur rund einen Monat nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel am 7. Oktober. Kuckelkorn stellte sich gegen Hetze und Antisemitismus. Als Zeichen dafür tauschte er seinen traditionellen Auftritt mit dem designierten Dreigestirn auf der Bühne am Heumarkt gegen ein Fernsehinterview mit dem Präsidenten des jüdischen Karnevalsvereins Kölsche Kippa Köpp, Aaron Knappstein.

Anstelle eines Rosenmontagszugs fand 2022 eine Friedensdemo als Reaktion auf die russische Invasion statt.

Anstelle eines Rosenmontagszugs fand 2022 eine Friedensdemo als Reaktion auf die russische Invasion statt.

Während all dem befand sich nicht nur die politische Welt, sondern auch der Karneval im Krisenmodus. Das wurde noch kurz vor dem Auftakt der Jubiläumssession 2022/23 klar. Der 200. Geburtstag des Kölner Karnevals wurde von wirtschaftlichen Herausforderungen begleitet. Die Pandemie hinterließ ihre Spuren und der Konflikt mit Russland ließ Kosten explodieren. Viele Vereine klagten über einen Rückgang der Ticketverkäufe für ihre Events. „Die Kernaufgaben sind jetzt wichtig, dazu gehört es, die Vereine gut durch die Session zu bringen“, sagte Kuckelkorn damals.

Davon scheint sich der Kölner Karneval zumindest laut einer Studie, die Kuckelkorn im Oktober vorstellte größtenteils erholt zu haben. Menschen im Kölner Karneval haben demnach in der vergangenen Session so viel Geld ausgeben wie nie zuvor. 

Kuckelkorn will sich nach diesen turbulenten Zeiten wieder ganz seinem Beruf als Bestatter widmen. Nicht nur der Karneval hat in seiner Familie Tradition. Er leitet in fünfter Generation eines der größten Bestattungsunternehmen der Stadt. Neben seinem Amt als Oberjeck war er immer gefragter Experte rund um die Themen Tod und Trauer. Trotz Kritik lobte er etwa die öffentliche Aufbahrung von Benedikt XVI. Er selbst zeichnete für die Aufbahrung des 2017 verstorbenen Kardinal Meisners verantwortlich.

Christoph Kuckelkorn ist ein Bestatter, der wie kaum ein zweiter den Karneval mit Leben gefüllt hat. Vielleicht nicht trotz, sondern genau wegen seines Berufs.