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Hilfe bei sexualisierter GewaltEdelgard ist am Elften Elften doch im Einsatz

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Auch auf der Zülpicher Straße werden Info-Teams von Edelgard am Elften Elften präsent sein.

Auch auf der Zülpicher Straße werden Info-Teams von Edelgard am Elften Elften präsent sein.

Wegen Finanzierungsproblemen lag das Projekt monatelang

Wenn am Elften Elften tausende Jecke in die Kölner Innenstadt strömen, wird das Team von Edelgard im Einsatz sein, um Erste Hilfe im Fall von sexualisierter Gewalt zu leisten. Nicht nur die Beratungshotline wird besetzt sein, es werden auch Infoteams an beliebten Partyorten bereitstehen.

Wegen Finanzierungsproblemen stand monatelang in Frage, ob „Edelgard-mobil“ weiterhin während Kölner Großevents verfügbar sein würde. Das Projekt legte eine Zwangspause ein und war an den diesjährigen Karnevalstagen nicht erreichbar.

Seit Juni konnten nun wieder beide Stellen in der Koordination besetzt werden, die eine essenzielle Rolle für Edelgard spielen. Bereits beim Summerjam Festival im Juli unterstützte das Team die Hilfesuchenden.

„Wir sind am Elften Elften von 10 bis 1 Uhr im Einsatz“, sagt eine der neuen Koordinatorinnen Hanna Frank. „Unsere Hotline ist durchgehend mit zwei Beraterinnen besetzt, die im Gewaltschutz ausgebildet sind. In besonderen Notfällen können sie auch vor Ort in der Zentrale beraten“, sagt sie. Unter der 0221/221 277 77 ist das Team dann erreichbar. „Wir hören immer wieder, dass sich viele die Nummer im Handy einspeichern und das für ein sicheres Gefühl sorgt, auch wenn sie dann nicht anrufen müssen.“

Zudem seien während der Einsatzzeit drei Infoteams mit jeweils zwei Personen unterwegs – in der Region Zülpicher Platz und Alter Markt, sowie auf den Ringen. Auch diese Einsatzkräfte seien fachlich ausgebildet.

Mit diesem Logo zeigt Edelgard in Köln Präsenz

Mit diesem Logo zeigt Edelgard in Köln Präsenz

Die von Edelgard organisierten Schutzorte, ein Angebot namens „Edelgard-schützt“, sind weiterhin vorhanden. Um die 200 Standorte gebe es aktuell. Allerdings ist die Website, auf denen sie normalerweise aufgeführt sind, nicht erreichbar. Edelgard werde deshalb auf seinen Kanälen (@edelgard.koeln) einige Schutzorte in der Nähe der Partyhotspots empfehlen. Bei den Schutzorten handelt es sich um Läden wie Kneipen oder Apotheken, die von Edelgard im Umgang mit Betroffenen von sexualisierter Gewalt geschult werden.

Eine Mission von Edelgard sei es außerdem, auf das Thema sexualisierte Gewalt aufmerksam zu machen. In der Woche vor dem Elften Elften investiere das Projekt deshalb in eine große Kampagne, die unter anderem auf Leuchtreklamen zu sehen sein wird.

Hanna Frank von Edelgard

Hanna Frank von Edelgard

Queere Personen werden nun explizit angesprochen

Zum Neustart gibt es bei Edelgard weitere Veränderungen. Die Trägerschaft für das Projekt liegt nun bei dem Verein Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) und bei der Diakonie Michaelshoven.

Zudem hat Edelgard seine Zielgruppe erweitert, erklärt Frank. Bisher richtete das Projekt sich offiziell an Frauen und Mädchen. Nun wolle man auch queere Menschen explizit ansprechen. Denn diskriminierte Personengruppen seien in der Regel besonders von sexueller Gewalt betroffen. „Wir schulen gerade viele Schutzorte in Bezug auf einen sensiblen Umgang mit diskriminierten Personen nach“, erklärt sie. „Wenn betroffene Männer von uns beraten werden wollen, nehmen wir ihre Anliegen natürlich trotzdem ernst.“ 

Finanziert wird Edelgard von der Stadt. 100.000 Euro sind im Haushalt 2025/2026 für das Projekt eingeplant. Wie es danach weitergehen soll, sei noch nicht klar, erklärt Mitorganisatorin von Edelgard Marina Walch. „Es gibt aber die Hoffnung, dass die Stadt sich weiterhin für Edelgard verantwortlich fühlt und wir dann auch langfristig finanziert werden.“

Die Wirkung des Projekts sei nicht nur an denen zu messen, die Edelgards Beratung in Anspruch nehmen. Nicht zu unterschätzen sei auch, was es in der Gesellschaft ausmacht, wenn das Projekt Präsenz zeigt: „Wir werden natürlich niemals alle Übergriffe verhindern können. Aber wir können alle Feiernden darauf aufmerksam machen, dass sie aufeinander achten. Wer sich einmischen kann, sollte nicht weggucken.“ Zu wissen, dass auf sexualisierte Gewalt geachtet wird, habe zudem eine abschreckende Wirkung auf potenzielle Täter.

Auch in den Karnevalstagen 2026 wolle Edelgard deshalb im Einsatz sein. Welche anderen kommenden Großveranstaltung in Köln abgedeckt werden sollen, sei noch nicht klar, sagt Walch.

Edelgard sucht ehrenamtliche Unterstützung im Orga-Bereich. Alle Infos gibt es online. www.edelgard.koeln