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BombenentschärfungSo bewältigten hunderte Helfer die Evakuierungen rund um die Uniklinik

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Evakuierung in Lindenthal wegen der Bombenentschärfung

Vollkommen verlassen war das Gelände der Uniklinik zu großen Teilen.

Besonders für die Kölner Uniklinik war die Evakuierung für die Bombenentschärfung in Lindenthal eine Mammutaufgabe.

„Seit 13.12  Uhr hat sich die Uniklinik bei den Behörden in dieser Angelegenheit frei gemeldet“, erklärt Dr. Felix Kolibay kurz vor 14 Uhr vor den Toren der Werksfeuerwehr. Der Ärztliche Notfallkoordinator und Leiter des Krisenstabs der Uniklinik Köln ist sichtlich froh, dass die Evakuierung von weiten Teilen der Klinik geklappt hat. Gut eineinhalb Stunden später, um 14.48 Uhr, ist die Bombe entschärft.

Nachdem am Freitag bei Bauarbeiten eine amerikanische Fünf-Zentner-Bombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden wurde, hatte die Uniklinik nur wenige Tage Zeit für ihre Evakuierungsmaßnahmen. Beim vorausgegangenen Bombenfund im Mai dagegen konnte wochenlang geplant werden, weil die sogenannten Kampfmittelverdachtspunkte noch nicht freigelegt waren. „Wir konnten über Wochen Pläne entwickeln, wie wir mit den Patienten intern verfahren. Das ging dieses Mal nicht“, sagt Kolibay. 

Klinikbetrieb massiv heruntergefahren

Nur mit einem massiven Herunterfahren des Betriebs konnte die Uniklinik die Sicherheitsmaßnahmen für die Bombenentschärfung umsetzen. Um fast Zweidrittel reduzierte das Krankenhaus in wenigen Tagen die Patientenzahl. Lediglich 520 Patienten sind am Donnerstagmittag noch da, darunter 118 Intensiv- und Überwachungspatienten. Seit 6 Uhr morgens hat das Klinikpersonal 320 Patientinnen und Patienten in ihren Betten verschoben - aus Bereichen, die als nicht sicher galten. Die Mitarbeiter der Werksfeuerwehr befüllten sechs riesige Seecontainer, die das Bettenhaus der Uniklinik schützen sollten, mit Wasser. 

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Schilder warnen vor dem Betreten der Uniklinik.

Systematisch werden evakuierte Bereiche in der Uniklinik markiert

Bis auf einen verwirrten Patienten, der kurzzeitig verschollen war und einige Personen, die nach der Evakuierung durch die Tiefgarage das gesperrte Gelände der Uniklinik betraten, lief bei der Evakuierung des Krankenhauses alles glatt. Eine Lappalie ist das Herunterfahren der Uniklinik trotzdem nicht. „Für die Gesundheitsversorgung in der Region ist das nahezu eine Katastrophe. Viele andere Häuser werden mit erheblich mehr Patienten in diesen Tagen konfrontiert und teilweise auch belastet“, macht Kolibay deutlich.

Ein Lkw bringt einen Seecontainer.

Wassercontainer sollen die Klinik schützen.

Chemotherapien, Dialysen, geplante Operationen, wichtige Diagnostik - all das konnte nicht stattfinden. Hunderte Menschen waren betroffen. Die Folge: Das medizinische Personal wird versuchen, in den kommenden Tagen nachzuarbeiten. Er rechne mit einer deutlich höheren Arbeitsdichte, sagt der Notfallkoordinator. Doch das ist Zukunftsmusik: Im Laufe des Nachmittags kommen die Patienten erst mal wieder zurück auf ihre normale Station. 

Leere Straße und Ordnungsamtsmitarbeiter.

Ausgestorben zeigte sich die Zülpicher Straße bei der Bombenentschärfung

Und auch die Anwohner, die seit dem Morgen in der Anlaufstelle in der Theodor-Heuss-Realschule ausgeharrt hatten, können wieder zurück nach Hause. Es sind vor allem ältere Menschen, die sich hier eingefunden haben. „Ich war schon um kurz vor 9 Uhr, bevor das Ordnungsamt bei mir geklingelt hat, auf der Straße und bin dann hier rübergegangen“, sagt eine 85-Jährige. Zusammen mit drei anderen Seniorinnen, die sie vorher nicht kannte, sitzt sie am Tisch, trinkt Kaffee, isst Snacks und unterhält sich. „Die Versorgung hier ist gut“, urteilt sie. Rund 20 ehrenamtliche Kräfte der Malteser kümmern sich um die Menschen in der Anlaufstelle. 

Ein Mann mit Arbeitsweste und Funkgerät.

Domenik Frisch ist Einsatzleiter an der Anlaufstelle bei der Evakuierung.

„Ich habe bestimmt schon über 30 Evakuierungen mitgemacht. Das Miteinander mit den Kameraden ist immer nett und wir bekommen viel wertschätzendes Feedback“, sagt Zugführer Dominik Frisch. „Wir haben Routine“, bestätigt auch Johannes Brauns, Sprecher des Ordnungsamtes - und er stellt fest: „Wir werden immer besser.“

Die Entschärfer und die ungefährlich gemachte Bombe.

Johannes Brauns (Ordnungsamt der Stadt Köln), Markus Schmitz und Martin Bartels (beide vom Kampfmittelbeseitigungsdienst Rheinland der Bezirksregierung Düsseldorf) mit dem entschärften Blindgänger. Oben mittig (auf der Bombe) haben die Experten fürs Foto den Zünder abgestellt.