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„Kein Allheilmittel“So bewerten E-Scooter-Anbieter die Ausschreibung der Stadt

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Das Roller-Chaos in Köln 

Köln – Vier von sechs E-Scooter-Anbieter, die bisher in Köln vertreten sind, wollen sich um einen Zuschlag im städtischen Ausschreibungsverfahren (die Rundschau berichtete) bewerben. Die Anbieter Tier, Lime, Voi und Dott haben ihr klares Interesse an einer Bewerbung ausgesprochen, die Anbieter Bird und Bolt wollen erst abwarten, wie die Kriterien der Stadt im Detail aussehen. Die Stadt hatte in der vergangenen Woche angekündigt, das E-Scooter-Angebot künftig auszuschreiben. Mit diesem Vorgehen soll das Chaos, das die Tretroller auf den Straßen verursachen, eingedämmt werden.

Teils sehr große Unterschiede erkennbar

Wie genau die Ausschreibung in Köln im Detail aussehen wird, ist noch offen. Im Mai soll dem Stadtrat ein Konzept vorgelegt werden. Die Ausschreibungen, die es weltweit bereits gab, unterscheiden sich teilweise stark. „Jede Stadt setzt andere Schwerpunkte“, sagt Lime-Sprecher Bodo von Braunmühl. Lime hat Ausschreibungen zum Beispiel in Paris, New York, Melbourne oder London gewonnen. Wichtige Kriterien sind Nachhaltigkeit, Sicherheit, Verlässlichkeit oder technologische Innovationen. Auch Multimodalität spielt eine Rolle, also die Einbettung in lokale Mobilitäts-Apps wie in Köln zum Beispiel die der KVB.

„Es geht darum, das Wachstum in geordnete Bahnen zu lenken“, sagt Voi-Sprecher Caspar Spinnen. „Eine Ausschreibung ist dafür der beste Weg.“ Voraussetzung seien flächendecken ausreichend viele Parkflächen. Denn wenn die Scooter nur an großen Plätzen geparkt werden dürften, die ohnehin an den ÖPNV angebunden seien, fehle der Mehrwert. Mit Ausschreibungen hat das schwedische Unternehmen gute Erfahrungen gesammelt. In England etwa rollen die orange-roten Scooter exklusiv durch 18 Städte. Andere Anbieter sind dort nicht unterwegs.

Anbieter sehen überwiegend Vorteile

Auch der Anbieter Dott hat bereits Ausschreibungen gewonnen, unter anderem in Paris und London. Das Unternehmen habe gesehen, welche enormen Vorteile die Ergebnisse der Verfahren für Städte haben können, sagt Sprecherin Tania Borak. Städte erhielten die Möglichkeit, auch nicht-straßenbezogene Aspekte in die Regulierung mit aufzunehmen.

Beispiele seien die nachhaltige Gestaltung von Arbeitsbedingungen oder „die Entwicklung der Mikromobilität in einen festen Bestandteil des Mobilitätsangebots der Städte, zum Beispiel durch Kooperationen und Datenaustausch“. Auch der Anbieter Tier sieht vor allem die Vorteile der Ausschreibungen. „Basierend auf unseren Erfahrungen aus zahlreichen deutschen und europäischen Städten wissen wir, dass sich Ausschreibungen als eine gute und effiziente Lösung erwiesen haben, um die Herausforderungen gezielt zu lösen“, sagt Tier-Inhaber Lawrence Leuschner.

Weitere Maßnahmen werden dennoch benötigt

Ein Allheilmittel seien Ausschreibungen jedoch nicht, merkt Lime-Sprecher von Braunmühl an. Auch gut gemachte freiwillige Vereinbarungen könnten wirksam sein. Es brauche dringend weitere Maßnahmen, wie zum Beispiel die Ausweisung von Parkflächen für E-Scooter.

Auch Balthasar Scheder, Deutschland-Manager beim Anbieter Bolt, sieht das Verfahren nicht ausschließlich positiv: „Ausschreibungen sind einerseits sehr aufwendig, lösen aber nicht wie oft angenommen die Probleme.“ Es müsse genau geprüft werden, welche Maßnahmen einen Effekt hätten und welche nicht. Die Zahl der Anbieter sei in einer Stadt beispielsweise weniger wichtig als die Anzahl von Fahrzeugen in der Innenstadt. Eine Weiterentwicklung der Infrastruktur sei generell die wichtigste Maßnahme. In Paris habe weniger die Ausschreibung für eine Verbesserung der Situation geführt, sondern vielmehr die Tatsache, dass die Stadt innerhalb kürzester Zeit rund 2500 neue Abstellplätze geschaffen habe.

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Auch der Anbieter Bird äußert sich zurückhaltender. „Bird hat bereits an Ausschreibungen in verschiedenen Städten auf der ganzen Welt teilgenommen und diese auch gewonnen“, sagt Sprecher Matthias Wanko. „Wir glauben jedoch, dass der rechtliche Rahmen in Deutschland etwas komplexer ist und gerade bei für eine Ausschreibung wichtigen Detailfragen bisher noch regulatorische Grundlagen unklar sind.“ Das Unternehmen werde die Kriterien der Ausschreibung analysieren und dann entscheiden, ob die Bedingungen „wirtschaftlich tragfähig seien.