Klare Ansagen trotz GegenwindKölner Künstler machen sich für #impfenschützt stark

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Da geht wieder was: Querbeat spielte vor einer Woche vor 15.000 Fans beim Pangea-Festival.

Köln – „Wir wollen, dass das Leben zurückkommt“, schreiben Kasalla an ihre Fans, „damit wir wieder mit euch feiern können wie früher.“ Dem Statement ist ein kleiner Videoclip vorgeschaltet, ein Blick durch heiße, stickige und prall gefüllte Konzertsäle.

Bundesweit haben Künstler unter dem Hashtag „impfenschützt“, dazu aufgerufen, sich den Piks setzen zu lassen. Künstler wie Die Ärzte, die Toten Hosen, Sarah Connor oder Peter Maffay werben dafür, sich gegen das Corona-Virus impfen zu lassen. „Die Herdenimmunität ließe sich innerhalb kürzester Zeit erreichen, wenn die noch fehlenden 30 Prozent über ihren Schatten springen“, schreibt BAP-Chef Wolfgang Niedecken „Auch die Live-Branche könnte endlich aufatmen, denn unter Corona-Bedingungen Konzerte zu planen ist auf Dauer frustrierend.“

Starker Gegenwind in den sozialen Netzwerken

Und dann kommen die Kommentare. Die fallen bei Niedecken noch zivilisiert aus, der Hamburger Sänger Jan Delay hat die volle Breitseiten abbekommen, auch Bastian Campmann von Kasall bekam einigen Lesestoff. „Mer sin eins und ab jetzt nur noch die Geimpften? Ihr haltet ja viel von euren Texten“, schreibt einer, das ist die Abteilung sachlich. Rund 400 Beiträge fanden sich bis Sonntag unter dem Facebook-Post. Viele derb, einige kündigten die Anhängerschaft, die allermeisten sehr emotionale.

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Stimmen für den Piks

Mehrere Künstler haben sich der Kampagne angeschlossen:

Wolfgang Niedecken: „Ich bitte euch, dafür zu werben, zur Herdenimmunität beizutragen. Schließlich haben wir die Möglichkeit demnächst wieder unbeschwert miteinander feiern zu können. In den letzten Wochen musste ich oft an einen Spruch meines Vaters denken: ,Mer kann ene Esel bess zom Wasser trecke, ävver drinke muss e selvs.’“

Querbeat: „#impfenschützt! Für wieder mehr Rudel!! Für wieder Ringelpiez mit Anfassen. Hose runter, und dann in den Arm impfen lassen! (An alle Verschwörungstrottel:innen, nein, 2G is kein Chip von Gates).“

Kasalla: „Wir sind an einem ebenso Mut machenden wie zerbrechlichen Punkt der Pandemie angekommen. Es gibt Impfstoffe. Sogar genug! (...) Aber auf der anderen Seite stockt die Impfkampagne, wir sind nicht da, wo wir sein könnten. Nur durch die Impfung können wir wieder zurück zu einer Normalität, die an das erinnert, was wir vor dem Virus lebten.“

Wie Debatten im Netz eben klingen. „Man erwartet das schon fast“, sagt Sänger Bastian Campmann. „Wenn man Stellung bezieht, muss man Gegenwind aushalten. Natürlich gebe es Menschen, die sich nicht impfen lassen können, kleine Kinder seien nicht gemeint. „Aber wer sich impfen lassen kann, sollte es tun, sonst kommen wir nicht aus der Pandemie raus.“

Für die Künstler geht es immer mehr auch um die eigene Existenz. Der Bundesverband der Konzert- und Veranstaltungswirtschaft hat sich für die Hamburger 2G-Regelung ausgesprochen. Demnach können Veranstalter selbst entscheiden, ob sie nur Geimpfte und Genesene zulassen. In der Hansestadt gibt es allerdings Kritik an der Variante. Der Verband sagt: „2G ist eine Option, um vorhandene Sitzplatz- und Raumkapazitäten uneingeschränkt auslasten zu können. Niemand sei verpflichtet, sie zu nutzen.“ 

Kölner Gesundheitsamtsleiter spricht sich für Hamburger 2G-Regel aus

Auch Gesundheitsamtsleiter Dr. Johannes Nießen, sieht viele Vorzüge der 2G-Regelung. „Es wird bundesweit daran gearbeitet mehr Freiheiten zu ermöglichen. Das würde uns auch in Köln guttun. Wir schauen, was geht und stimmen uns mit dem Land ab.“

Die Brass-Band Querbeat hat den Test miterlebt: Beim Pangea-Festival in Ribnitz an der Ostsee durften 15.000 Menschen dabei sein. Das Festival war ein Pilotprojekt von Bund und Ländern, um zu sehen, ob 3G ohne Abstände auf einem Konzert massentauglich in der Praxis ist. „Danke für diese motivierende Reise. Diese Nacht war jeden 3-Tages-Kater wert“, schreibt die Band.

„Über kurz oder lang wird 2G zur Regel werden“, sagt Niedecken. „Nicht nur in der Show-Branche, was ich nicht als Impfpflicht durch die Hintertür empfinde. Im Gegenteil. Sich impfen zu lassen, ist vor allem ein Zeichen der Solidarität mit seinen Mitmenschen.“

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Auch die Kölschrocker von Brings versuchen Dampf in die Bewegung zu  bringen. „Poppe, Impfe Danze“, haben sie auf ihrer Facebook-Seite getitelt – und mussten ebenfalls Gegenwind aushalten. Man weiß ja nie, ob das Trolle sind, die da schreiben“, sagt Sänger Peter Brings. Er sei aber auch auf der Straße angepöbelt worden.

Es sei schlimm, dass sich die Leute so aufbringen lassen. „Natürlich gibt es indirekt einen Impfzwang.“ Aber den gebe es auch Kindertagesstätten, wenn die Röteln-Impfung verlangt werden. Generell ist der Sänger froh, wieder auf der Bühne stehen zu können. In Xanten haben Brings ein Festival vor 1200 Fans gespielt. „Es war wie früher.“

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