Die Kölner Schneiderin Rosanna Weid gewinnt Landesmeisterschaft im Handwerk.
Köln22-jährige Herrenschneiderin ist Deutsche Meisterin im Handwerk

Die Beste des Landes: Maßschneiderin Rosanna Weid bei der Arbeit.
Copyright: Rheinisches Bildarchiv
Handwerk hat goldenen Boden, sagt der Volksmund. Das Handwerk von Rosanna Weid ist sogar mit Gold ausgezeichnet. Die 22-Jährige ist Herrenschneiderin und darf sich seit wenigen Wochen NRW-Landessiegerin im Rahmen der Deutschen Meisterschaften im Handwerk nennen. Die Rheinländerin holte einen goldenen ersten Platz in dem viel beachteten Nachwuchswettbewerb, organisiert vom Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZDH) . Dieser findet jährlich in über 130 Handwerksberufen statt. Rosanna Weid ist in ihrem Fach damit die beste Gesellin in NRW.
Ihre Sporen hat sie sich in Köln verdient: Weid schneiderte über drei Jahre die Kleidung von Romeo und Julia, Faust oder Othello. Die Wuppertalerin war von 2022 bis 2025 an den Kölner Bühnen tätig und absolvierte dort ihre Ausbildung zur Maßschneiderin. „Nach meinem Abitur 2021 war für mich ziemlich schnell klar, dass ich erst einmal etwas Praktisches machen möchte“, erinnert sie sich. „Da ich schon seit meiner frühen Jugend meine gezeichneten Entwürfe in eigene Kleidungsstücke umgesetzt habe, absolvierte ich bereits während meiner Schulzeit Praktika in der Herrenschneiderei der Wuppertaler Bühnen, was mir unglaublich Spaß machte.“
Präzision und jede Menge Geduld
Praktisch war auch, dass bei den Bühnen in Köln eine Ausbildungsstelle frei war. Talent liegt vor allem im Detail: „Dadurch, dass es ein unglaublich genaues Handwerk ist, bei dem es wirklich auf Millimeter ankommen kann, kann ich mich immer wieder selber aufs Neue herausfordern, noch präziser zu arbeiten. Dazu braucht es jede Menge Geduld, aber die habe ich“, erklärt die junge Frau.
Alles zum Thema IHK Köln
- Köln 22-jährige Herrenschneiderin ist Deutsche Meisterin im Handwerk
- IHK-Report Einzelhandel bleibt wichtigstes Zugpferd der Innenstädte in Rhein-Sieg
- Einzelhandel Krankmeldungen im Einzelhandel auf höchstem Stand seit 2003
- „Standort erhalten!“ SPD Rhein-Sieg fordert neue Chance für ZF in Eitorf
- A4-Lückenschluss Rahmede-Talbrücke öffnet – Bundeskanzler Merz kommt
- Bis zu 7000 Lkw pro Tag Sperrung der Wiehltalbrücke wäre eine Katastrophe
Ihre Millimeterarbeit brachte sie zur Teilnahme an der Deutschen Meisterschaft im Handwerk (DMH): „Die Chance der Teilnahme an der DMH haben mir meine Prüfungsergebnisse ermöglicht. Den Wettbewerb nicht mitzunehmen, hätte sich auf jeden Fall wie eine verpasste Chance angefühlt“, verriet die Schneiderin. Für die Teilnahme auf Landesebene reichte Rosanna Weid ihr Gesellenstück ein: ein edles, dunkelblaues Sakko, welches sie in der 36-stündigen, praktischen Gesellenprüfung nach nur einer Anprobe fertiggestellt hat. Anschließend folgte der genaue Blick einer Fachjury, die ihre Arbeit für gut befand.
Der Gewinn der DMH im Landeswettbewerb NRW bedeutet mir sehr viel. Er ist für mich auf jeden Fall eine Bestätigung für die Arbeit, Ausdauer und Präzision, die ich in meine Ausbildung gesteckt habe.
„Der Gewinn der DMH im Landeswettbewerb NRW bedeutet mir sehr viel. Er ist für mich auf jeden Fall eine Bestätigung für die Arbeit, Ausdauer und Präzision, die ich in meine Ausbildung gesteckt habe“, so die Siegerin im Anschluss, die ausführt: „Ich weiß aber auch, dass dieser Erfolg nur möglich war, weil ich unglaublich gewissenhaft und mit viel Geduld an den Kölner Bühnen ausgebildet wurde. Außerdem finde ich es schön, dass durch den Wettbewerb gezeigt wird, wie viel Potenzial im Handwerk steckt.“
Durch den Gewinn des Landeswettbewerbs qualifizierte sie sich automatisch für die bundesweite Endrunde. Im deutschlandweiten Vergleich belegte sie den dritten Platz. Mittlerweile hat sie die Kölner Bühnen verlassen, wenn auch möglicherweise nur auf Zeit. „Durch das Erasmus Plus-Programm bin ich kürzlich nach Wien gezogen. Ich werde fünf Monate in den Kostümwerkstätten von Art-for-Art in Wien die Kostüme der österreichischen Bundestheater herstellen. Damit ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Danach ist es sehr wahrscheinlich, dass ich nach Köln zurückkehre.“
Empfehlung für den Handwerksberuf
Sie ist den Bühnen dankbar, denn hier hat sie gelernt, „präzise und auch unter Zeitdruck zu arbeiten und mich in dem großen Werkstattkomplex zurechtzufinden. Mein schönstes Erlebnis an den Bühnen Köln war, das erste Mal ein eigenes, fertiges Kostüm auf der Bühne zu sehen.“ Anderen jungen Menschen empfiehlt sie den Schritt ins Handwerk mit Überzeugung: „Man sieht jeden Tag, was man geschaffen hat, und man kann sich fachlich ständig weiterentwickeln. Langweilig wird es also nie und man kann an neuen Herausforderungen wachsen.“
Wichtig sei allerdings, dass Betriebe eine bessere finanzielle Unterstützung erhalten sollten, etwa durch Förderprogramme oder Zuschüsse, damit sich die Ausbildung nicht zur Belastung der Betriebe entwickle. „Vor allem aber muss sich die Wertschätzung der handwerklichen Arbeit auch in der Bezahlung widerspiegeln. Ich denke, wenn Auszubildende das Gefühl haben, fair behandelt und nicht nur als günstige Arbeitskraft eingesetzt zu werden, steigt automatisch auch das Interesse an dem Beruf. Handwerkliche Berufe haben so viel Potenzial, aber man muss eben auch die richtigen Voraussetzungen schaffen, damit es sich entfalten kann.“
