Vor dem Kölner Landgericht hat der Prozess gegen eine 34-jährige Leverkusenerin und ihren 47-jährigen Ehemann begonnen. Das Paar soll von den Taten an den Mädchen Fotos und Videos angefertigt haben.
Prozess in KölnEhepaar aus Leverkusen steht wegen Missbrauch vor Gericht

Vor dem Landgericht Köln geht es um schweren Missbrauch (Symbolfoto)
Copyright: Federico Gambarini/dpa
Die Vorwürfe wiegen schwer und reichen zurück bis ins Jahr 2009. Eine damals 18-Jährige soll über einen Zeitraum von acht Jahren ihre beiden Halbschwestern sexuell missbraucht und das Geschehen live im Internet an ihren damaligen Freund und heutigen Ehemann gestreamt haben. Der soll laut Anklage am Computer zugesehen und Anweisungen gegeben haben. Nun ist das Paar unter anderem wegen Missbrauchs Schutzbefohlener von der Staatsanwaltschaft angeklagt worden. Zudem wird dem Mann und der Frau Besitz und Herstellung von Kinderpornografie zur Last gelegt.
Prozessauftakt gegen das Paar im Kölner Landgericht
Seit Dienstag stehen die heute 34 Jahre alte Leverkusenerin und ihr 47 Jahre alter Mann vor dem Kölner Landgericht. Von Juli 2009 bis Januar 2017 soll die Angeklagte auf Anweisung des 47-Jährigen wiederholt kinderpornografische Video- und Fotoaufnahmen ihrer beiden 2004 und 2006 geborenen Halbschwestern angefertigt haben. Mitunter soll der vor der Kamera durchgeführte Missbrauch live an den 47-Jährigen gestreamt worden sein. Zudem seien Videos und Fotos von den Taten gespeichert worden.
Cyber-Grooming und Täuschung auf Onlineplattform
Die zu Beginn des Tatzeitraums 2009 noch als Heranwachsende geltende 34-Jährige lebte damals bei einer Pflegefamilie in Königslutter südlich von Wolfsburg. Zudem wird der Frau „Cyber-Grooming“ in zehn Fällen zum Nachteil mehrerer Mädchen unter 14 Jahren zur Last gelegt. Hierbei soll sie sich ab 2015 auf einer Onlineplattform für lesbische Frauen und Mädchen angemeldet und „als 17-Jährige bisexuelle Hanna aus Hannover“ ausgegeben haben, wie die Staatsanwältin bei der Anklageverlesung sagte. Unter dem Vorwand für eine Model-Agentur zu arbeiten, habe sie die unter 14 Jahre alten Mädchen aufgefordert, ihr Fotos in Unterwäsche beziehungsweise Nacktfotos zuzusenden. „Sobald die Mädchen zögerten und es der Angeklagten nicht schnell genug ging, setzte sie die Mädchen emotional unter Druck, indem sie vorgab, traurig zu sein, weil das Mädchen die Beziehung nicht ernst nehme“, hieß es in der Anklage weiter. Später seien die Opfer angerufen worden, mit dem Hinweis, „dass die Gefahr bestünde, dass die kompromittierenden Fotos veröffentlicht werden könnten“. Dies wiederum könne nur verhindert werden durch die Zusendung weiterer Fotos.
Alles zum Thema Amts- und Landgericht Köln
- Landgericht Wipperfürther wird für Bau und Handel mit Waffen zu fünf Jahren Haft verurteilt
- Prozess wird fortgesetzt Im Gummersbacher Türsteherprozess sagt ein Opfer aus
- Urteil im Kölner Drogenkrieg „Es läuft einem kalt den Rücken herunter“
- Prozess Freispruch im Fall eines abgesagten Auftragsmordes in Bergisch Gladbach
- Trotz Verbots Lohmarer Sexualstraftäter soll gezielt Minderjährige kontaktiert haben
- „Gegrillt und gechillt“ Prozess gegen Männer aus der Gummersbacher Türsteher-Szene
- Prozess am Landgericht Polizisten fanden in Gummersbacher Wohnung Kokain
Verteidigung und Forderung nach Ausschluss der Öffentlichkeit
Verteidigerin Iris Stuff erklärte für ihre Mandantin, dass diese sich zu den Vorwürfen äußern werde. Sie beantragte, die Öffentlichkeit auszuschließen. Zur Begründung führte Stuff weiter aus: „Ich will es mal so sagen: Meine Mandantin ist auch zu großen Teilen Opfer.“ Auch der 47-Jährige kündigte über seinen Verteidiger Angaben in nicht öffentlicher Sitzung an.
Verzögerte Verfahren und Urteil im Jahr 2024
Eigentlich hatte der Prozess gegen das Ehepaar bereits im Sommer 2024 geführt werden sollen. Wegen Problemen bei der Unterbringung der damals zweijährigen Tochter war dann aber ein Teil des Prozesses, der nur den 47-Jährigen betraf, abgetrennt und gesondert verhandelt worden. Wegen ähnlich gelagerter Fälle war der Mann im Sommer 2024 zu dreieinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Beide sind aber auf freiem Fuß. Wie vor Gericht weiter bekannt wurde, lebt die Tochter des Paares in einer Pflegefamilie. Der Prozess wird fortgesetzt.