Die Stadt und die Gemeinschaft Kölner Schausteller streiten weiter über die Frage, wem die Stromkästen auf der Deutzer Werft gehören. Nun schuf die Stadt Fakten und ließ die Kästen aufbrechen.
Streit eskaliertStadt Köln lässt Stromkästen für die Deutzer Kirmes aufbrechen
Der Stromstreit um die Deutzer Kirmes ist am Montag weiter eskaliert. Gegen 8.20 Uhr rückte das städtische Ordnungsamt auf der Deutzer Werft an und ließ die Plomben und Schlösser der Starkstromkästen aufbrechen, an denen die Schausteller ihre Fahrgeschäfte und Buden anschließen. Nach Rundschau-Informationen soll Ordnungsdezernentin Andrea Blome dies autorisiert haben.
Wie berichtet, streiten sich die Stadt und die Gemeinschaft Kölner Schausteller e. G. (GKS) um die Frage, wem die Stromkästen gehören. Die GKS sagt, sie habe 2015 auf eigene Kosten die Kästen und unterirdische Stromkabel installieren lassen, dafür rund 150 000 Euro investiert.
Schausteller haben Strafanzeige wegen Sachbeschädigung gestellt
Die Stadt hatte der Rundschau zunächst mitgeteilt, es handele sich „um Investitionen, die seitens der GKS getätigt wurden, um den Betrieb des Festplatzes sicherzustellen“. Später erklärte sie: „Nach weitergehender Prüfung vertritt die Stadt Köln die Auffassung, dass die GKS kein Eigentum an den Elektroanlagen hat.“ Die Stadt habe das Gelände von der HGK gekauft und 2002 Leitungen gelegt und Stromkästen aufgestellt. Dadurch, dass die GKS diese modernisiert habe, sei „weder aktiv noch passiv ein Eigentumsübergang“ erfolgt, so die Stadtverwaltung.
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Nach dem Aufbruch der Elektrokästen rief die GKS die Polizei und stellte Strafanzeige wegen Sachbeschädigung. Die Polizei bestätigte das. Die Beamten hätten Fotos gemacht und die zerstörten Schlösser der Stromkästen als Beweismittel sichergestellt, sagte eine Polizeisprecherin.
Anlass für die Aktion des Ordnungsamts: Am Montag hat der neue Veranstalter Wilfried Hoffmann mit dem Aufbau der Osterkirmes begonnen, die am 30. März, also in zwölf Tagen, beginnen soll. Die GKS hatte beim Losentscheid zur Ausrichtung der Kirmes gegen Hoffmann den Kürzeren gezogen. Wie berichtet, will sie per einstweiliger Verfügung der Stadt untersagen, sich Zugang zu den Stromkästen zu verschaffen. Das Landgericht Köln verhandelt darüber am Freitag, 22. März, (Aktenzeichen 5 O 97/24).
Bis dahin wollte die Stadt nicht warten, sie erklärte auf Anfrage der Rundschau: „Für die energieintensiven Fahrgeschäfte und Unterbringung der Schausteller benötigt der Veranstalter direkt zu Beginn eine Stromversorgung auf dem Gelände.“
Veranstalter kündigt neue Kirmes-Attraktionen an
Die GKS sei am 4. März vom neuen Veranstalter gefragt worden, so die Stadt, „ob die Nutzung der Strominfrastruktur auf dem Gelände ermöglicht werden kann“. Doch die GKS habe sich auch nach zusätzlichen Aufforderung durch die Stadt „nicht bereit erklärt, den Zugang zu den Verteilkästen zu ermöglichen und den Rechtsweg gewählt“. Es liege „eine sogenannte Besitzstörung vor“, da städtisches Eigentum „unrechtmäßig nicht zugänglich gemacht wird. Da zusätzlich alle Versuche einer gütlichen Einigung gescheitert sind, blieb als letzte Möglichkeit zur Sicherstellung des Betriebes nur eine Öffnung der Kästen“, erklärte die Stadt. Nun ist die Frage, wie das Landgericht am Freitag entscheidet.
Dessen ungeachtet begann am Montag auf der Deutzer Werft der Aufbau des „Jules Verne Tower“. Die Attraktion aus München – ein 80 Meter hoher Riesenkettenflieger – war schon auf dem Münchner Oktoberfest, dem Bremer Freimarkt und der Rheinkirmes in Düsseldorf vertreten und wird jetzt zum ersten Mal in Köln zu Gast sein. Auf Anfrage kündigte Wilfried Hoffmann noch weitere Premieren für das Kölner Publikum an, darunter ein nagelneues Riesenrad, eine neue Geisterbahn und eine XXL-Schaukel.