DrogenbrennpunktKölner haben ein „mulmiges Gefühl“ am Ebertplatz

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Ebertplatz

Der Tatort nach einer blutigen Fehde im August 2023 am Bahngleis am Ebertplatz.

Die Fahrgastbeschwerden von KVB-Kunden haben durch Zustände am Drogenbrennpunkt zugenommen.

Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) haben durch die Zustände am Ebertplatz mit zunehmenden Fahrgastbeschwerden zu kämpfen. Dies teilte Florian Brauner, Bereichsleiter Fahrgastsicherheit bei einer Bürgerversammlung im Agnesviertel mit. Auch KVB-Mitarbeiter, Fahrer oder Stellwerk-Personal hätten ein „mulmiges Gefühl“. Im vergangenen Jahr war eine Reinigungskraft am Ebertplatz geschlagen worden. Der Mann war im Auftrag der Kölner Verkehrsbetriebe unterwegs gewesen. Bei den Angreifern soll es sich um Drogendealer gehandelt haben. Der Ebertplatz ist seit Jahren als Drogenumschlagplatz und Kriminalitätsschwerpunkt bekannt.

1200 Platzverweise am Ebertplatz

Wie Brauner weiter mitteilte, gibt es seit Dezember 2023 am Ebertplatz rund um die Uhr eine Streife von KVB-Mitarbeitern und eines externen Dienstleiters. Durch diese Maßnahme habe sich die Drogenszene aus dem unterirdischen Bereich in den oberirdischen Bereich auf den Ebertplatz verlagert. Und: Es sei nun zu erkennen, dass es am Appellhofplatz und Hansaring zu Drogenproblematiken kommt. Unter anderem dorthin habe sich die Drogenszene mitterweile verlagert.

Eine Rund-um-die-Uhr-Bewachung des Ebertplatzes ist für die Kölner Polizei möglicherweise eine   Chance, die Drogenproblematik am Ebertplatz in den Griff zu bekommen. Dies teilte ein Vertreter der Polizei mit. „Nach Kontrollen sind die gleichen Personen eine Stunde später wieder da“, sagte Michael Becker. Er ist mit seinem Team vom Einsatztrupp „Präsenz“ in der Vergangenheit häufig am Eigelstein, Friesenplatz und Wiener Platz unterwegs gewesen.

Becker deutete an, dass die Polizei mit den polizeilichen Maßnahmen am Ebertplatz eigentlich am Ende ist.     Eine Kontrolle oder Bewachung rund um die Uhr könnte die Polizei allerdings nicht leisten. Dies könne nur mit der Hilfe von verschiedenen Beteiligten aus der Stadtgesellschaft gelingen.

Rege Beteiligung bei Bürgerversammlung in Agneskirche

Auch Bezirksbürgermeister Andreas Hupke (Grüne) vertritt die Meinung, dass die Problematik nicht allein mit polizeilichen Mitteln gelöst werden kann. Er hatte zu der Bürgerversammlung in der Agneskirche eingeladen, die Beteiligung war sehr groß. Interessierte Anwohner fanden auf den Bänken kein Platz mehr und saßen in großer Anzahl auf Stühlen am Rande.

In der Zeit vor der Versammlung hatte Hupke immer wieder Anfragen zu der Drogenproblematik am Ebertplatz bekommen und wollte die Bürger nun informieren. Wie viel die Polizei dort zu tun hat, zeigt eine Statistik aus dem vergangenen Jahr. Allein von Januar bis Oktober hat die Polizei über 1200 Platzverweise ausgesprochen, knapp 100 Personen in Gewahrsam genommen und etwa 50 Menschen vorläufig festgenommen. Insgesamt haben die Einsatzkräfte 500 Strafverfahren eingeleitet. „Als einer von sieben Kriminalitätsbrennpunkten in Köln wird der Ebertplatz regelmäßig von uniformierten und zivilen Polizisten befahren und begangen, um potenzielle Straftaten zu verhindern“, betonte ein Polizeisprecher.

Trotz Überwachungskameras an vielen Bereichen des Platzes wird aber weiter gedealt und konsumiert. Die Dealer stehen regelmäßig vor dem Ärztehaus am Ebertplatz und sprechen dort ihre Kunden an. Auch wird weiter in den Unterführungen und Aufgängen gedealt, wo die Kameras nicht sind.

Sozialarbeiter Franco Clemens befürwortet den Einsatz von Streetworkern am Ebertplatz. Zwei Container sollten aufgestellt werden, als Anlaufstelle für Drogenabhängigen.

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