120-Meter-Hochhaus in Köln-DeutzWarum der Wunsch des Investors nur ein Traum bleiben könnte

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Diese Grafik zeigt, wie ein 120-Meter-Turm sich in den Blick Richtung Innenstadt von der Deutzer Zufahrt zur Zoobrücke stellt.

Diese Grafik zeigt, wie ein 120-Meter-Turm sich in den Blick Richtung Innenstadt von der Zufahrt zur Zoobrücke darstellt.

Hoch, höher, Deutz? Ein Investor möchte den diversen Hochhausprojekten im Rechtsrheinischen mit einem 120-Meter-Turm die Krone aufsetzen.

Der Stadtteil Deutz will in Zukunft hoch hinaus. Es gibt diverse Hochhausprojekte, die sich im Bau befinden und andere, die bisher nur als Idee auf dem Papier bestehen. Die Kölner Flossbach von Storch AG möchte der rechtsrheinischen Innenstadt noch einen weiteren Hochpunkt hinzufügen: Einen 120 Meter hohen Büroturm an der Deutz-Mülheimer-Straße gegenüber des denkmalgeschützten Messe-Hochhauses.

Kölnmesse plant neue Zentrale an anderer Stelle

Eigentlich wollte die Kölnmesse auf dem Grundstück direkt am Messekreisel selbst bauen. Ein neuer Verwaltungssitz war geplant. Auch ein Verfahren mit einem Siegerentwurf des dänischen Architekturbüros Cobe hat es bereits gegeben. Doch vor knapp zwei Jahren rückte die Messe wieder von den Plänen ab. Im September dieses Jahres präsentierte die Messe dann einen neuen Entwurf für eine neue Unternehmenszentrale. Diese könnte auf der Fläche der heutigen Halle 3 entstehen.

Seitens der Kölnmesse hieß es zu der Zeit, dass das Grundstück am Pfälzischen Ring stattdessen verkauft werden soll, um Erlöse zu generieren. Gesagt, getan. Knapp zwei Monate später heißt der neue Eigentümer des Grundstücks Flossbach von Storch AG.

Der Standort für das geplante Hochhaus.

Der Standort für das geplante Hochhaus.

Bert Flossbach und Kurt von Storch haben die unabhängige Vermögensverwaltung 1998 in Köln gegründet. In den 25 Jahren Unternehmensgeschichte wuchs der Betrieb von vier Mitarbeitern auf mehr als 300. Laut eigenen Angaben verwaltet Flossbach von Storch ein Vermögen von rund 70 Milliarden Euro. Die Zahlen sprechen für sich: Laut Handelsblatt nahm das Kölner Haus im Jahr 2021 netto 685 Millionen Euro Provisionen ein.

Zu den Kosten für das neue Hochhaus wollte sich das Kölner Unternehmen nicht äußern. Angesichts anderer Großbauprojekte ist jedoch zu erwarten, dass ein dreistelliger Millionenbetrag fällig wird. Doch zunächst muss geplant werden. Der Ausschuss für Stadtentwicklung soll in seiner nächsten Sitzung am Donnerstag, 30. November, das zweistufige Verfahren dafür beschließen. Im ersten Schritt sollen acht Architektenteams ihren städtebaulichen Entwurf einbringen. Vier dieser Teams kommen in die zweite Runde, in der es um die Architektur geht.

Überraschung nicht ausgeschlossen

Nach dem Beschluss soll das Verfahren mindestens 22 Wochen in Anspruch nehmen. Frühestens Ende April könnte also ein Siegerentwurf feststehen. Die Entscheidung trifft jedoch nicht der Investor allein, sondern ein Auswahlgremium, zu dem auch Vertretern der Politik und aus der Architektur gehören sollen. Dabei kann es auch zu einer Überraschung kommen. Aus dem Rathaus ist zu vernehmen, dass auf dem rund 11.250 Quadratmeter großen Areal nicht zwingend ein Hochhaus nötig ist, um die anvisierten bis zu 50.000 Quadratmeter Fläche zu generieren.

Zum Vergleich: Der Siegerentwurf für das neue Justizzentrum an der Luxemburger Straße überraschte ohne Hochhaus. Dort sollen 165.000 Quadratmeter Bruttogeschossfläche auf einem 40.000 Quadratmeter großen Grundstück entstehen – in maximal 25 Meter hohen Gebäuden.

Flossbach von Storch hat ein 120 Meter hohes Hochhaus im Sinn, den Blick auf den Dom will das Unternehmen wohl nicht einbüßen. Beim Neubau will die AG als Investor, Eigentümer und Nutzer agieren. Bisher sitzt die AG im 108 Meter hohen „Köln Triangle“ gegenüber des Doms und an einem weiteren Standort in Deutz. In dem Neubau soll Platz für alle Mitarbeitenden sein, aber auch für ein Fitnessstudio, eine Kita und ein Parkhaus als „Mobility-Hub“. In einem zweiten Gebäude könnte zudem ein Hotelbetrieb entstehen.

Verträglichkeit mit Weltkulturerbe prüfen

Der Findungsprozess sieht dabei in Deutz ähnlich aus wie beim Neubauvorhaben der DEVK. Auch dort findet ein zweistufiges Verfahren nach sogenanntem „Kölner Modell“ mit mindestens acht Teams statt. Zudem zahlt der Versicherer rund 90.000 Euro für ein Gutachten zur Verträglichkeit mit dem Weltkulturerbe Kölner Dom. Ein solches ist auch für Flossbach von Storch nötig.

Denn 120 Meter wären das höchste, was Deutz zu bieten hat. Neben genanntem „Triangle“ stehen im Rechtsrheinischen auch noch der 95 Meter hohe Sitz des Chemiekonzerns Lanxess direkt am Rhein und der Turm des Tüv Rheinland in Poll mit 112 Metern Höhe. Das neue LVR-Hochhaus am Ottoplatz soll rund 70 Meter in die Luft ragen, das geplante Hochhaus im Wohngebiet Lindgens-Areal im Mülheimer Süden soll 65 Meter hoch werden. Und in unmittelbarer Nähe zur Zoobrücke ist auch noch ein weiterer, bis zu 90 Meter hoher Hochpunkt im Baugebiet Mülheim Süd angedacht.

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