Der Transport musste verschoben werden. Archäologen fanden etwas Porzellan und andere Scherben.
Römische WasserleitungSo läuft die Bergung auf dem Gelände der Mauritiusschule in Frechen

Freigelegt und ausgeschnitten liegt das ausgewählte Stück des römischen Wasserkanals zum Abtransport bereit.
Copyright: Wolfgang Mrziglod
Das Wetter meinte es in den vergangenen Tagen gut mit den Mitarbeitern der archäologischen Fachfirma, die aus der römischen Wasserleitung auf dem Gelände des geplanten Neubaus der Mauritiusgrundschule in Bachem ein Stück herausnehmen und für die Nachwelt erhalten wollen. Es blieb trocken, in der Grube konnte gearbeitet werden, ohne dass man im Morast versank.
In den vergangenen Tagen wurde das ausgewählte Kanalstück endgültig freigelegt. Die 30 Zentimeter breite Rinne, in der früher das Wasser Richtung Köln lief, wurde ausgeschaufelt. Gab es Überraschungen? „Nein“, so einer der Mitarbeiter der mit der Bergung beauftragten Bonner Firma Archaeonet: „Wir haben lediglich etwas Porzellan und andere Scherben in der Rinne gefunden, keine tollen Fundstücke.“
Die Stadt stellte es auf dem Bauhofgelände ab, im Winter drang der Frost ein, und im Frühjahr war das Stück nur noch Schrott
Während die Mitarbeiter das Kanalstück transportfähig machten, indem Stahlträger untergeschoben wurden, an denen dann die Transportbänder befestigt werden können, kamen in den vergangenen Tagen immer wieder Besucher auf die Baustelle. Darunter auch der Bachemer Mediziner und Heimatforscher Dr. Helmut Wirges, der nur etwa 100 Meter entfernt wohnt. „Das ist jetzt das dritte Stück aus dem Kanal, das geborgen und aufbewahrt werden soll“, stellte er fest. Denn schon 1985, als er sein Haus in Bachem baute, fand man die Fortführung dieses Kanals auf seinem Gelände.
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Veröffentlichungen und Fotos des mittlerweile verstorbenen Frechener Journalisten und damaligen Denkmalbeauftragten Helmut Weingarten erinnern an das Ereignis. Wirges: „Wie schon 1978/79 stellten wir dann ein Stück des Kanals der Stadt Frechen auf einer Palette zur späteren Ausstellung zur Verfügung. Die Stadt stellte es auf dem Bauhofgelände ab, im Winter drang der Frost ein, und im Frühjahr war das Stück nur noch Schrott.“
Dies beweist aber nach seinen Worten, dass man im Rathaus sehr wohl von der Existenz des Kanals gewusst habe, es nur keinen gekümmert habe, wie er anmerkte. Bauarbeiter hatten beim Ausschachten einen Strang einer römischen Wasserleitung entdeckt, die quer über das gesamte Schulgelände führt. Die Baustelle wurde stillgelegt.
Frechen: Bergungsplan musste gestoppt werden
Die Stadt hatte mitgeteilt, dass es weder dem LVR-Amt für Bodendenkmalpflege noch der Unteren Denkmalbehörde bekannt gewesen sei, dass sich unter dem geplanten Neubau ein Bodendenkmal befinden könnte. Auch in der Liste der Bodendenkmäler werde diese Leitung nicht aufgeführt. Für den Lokalhistoriker Egon Heeg war dies nicht nachvollziehbar, da er den Verlauf bereits 1979 dokumentiert hatte und auch in der Chronik des Stadtarchivs darauf verwiesen wird. Als ehrenamtlicher Denkmalschutzbeauftragter der Stadt war er nicht informiert worden.
Zurück in die Gegenwart: Am Freitag war es endlich so weit, der Kanalabschnitt war freigeschnitten worden, und eigentlich sollte mit Hilfe des Baggers das historische Stück aus der Grube herausgehoben werden. Doch im letzten Augenblick entdeckten die Archäologen, dass mittig durch den Kanal in seiner gesamten Lände ein Riss geht. Damit musste der Bergungsplan gestoppt und erst einmal geprüft werden, wie das Kanalstück besser gegen ein Auseinanderbrechen gesichert werden kann. Das soll am Samstag, 8. November, geschehen, so dass am Montag (10. November) die Bergung erfolgen kann.

