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AbsageLVR trägt Anbau für das Künstler:innenarchiv in Pulheim nicht mehr mit

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Eine dunkelhaarige Frau hängt Fotos für eine Ausstellung auf.

Anna Wondrak, Leiterin des Künstler:innenarchivs, mit Fotografien von Joachim Schmid aus der Serie Arcana.

Der Anbau ist seit 2008 geplant. Nun zieht der LVR die Reißleine. Er verfolgt das Projekt nicht weiter, auch wegen der hohen Kosten.

Das Künstler:innenarchiv, das die Stiftung Kunstfonds seit 2010 betreibt, kommt sprichwörtlich an seine Grenzen. In dem nahe dem Feldtor gelegenen sanierten Gutshof im Abteipark lagern inzwischen mehr als 60.000 Objekte und Arbeiten, darunter Bilder, Skulpturen, Fotos, Skizzenbücher und Entwürfe. Die Arbeiten haben Künstlerinnen und Künstler dem Archiv als Nachlass vermacht oder noch zu ihren Lebzeiten, also als Vorlass.

Pulheim: Zweiter Bauabschnitt

Mehr Platz in einem Anbau mit weiteren Depots und einem öffentlich zugänglichen Schauraum könnte das Künstler:innenarchiv gut gebrauchen. Doch der von Anfang an geplante zweite Bauabschnitt wird nicht realisiert. Der Landschaftsausschuss der Landschaftsversammlung Rheinland hat Anfang Oktober beschlossen, dass der Landschaftsverband Rheinland (LVR), der Eigentümer der Abtei Brauweiler, die Erweiterung der Künstler:innenarchivs nicht weiter verfolgt.

Der LVR mit Sitz in Köln wolle allerdings das bisherige Engagement der Stiftung Kunstfonds im Verbandsgebiet des LVR weiterhin unterstützen „mit dem Ziel, dass die Stiftung Kunstfonds ihre erfolgreiche Arbeit im Rheinland fortsetzen kann“, ist einer am 2. Oktober erstellten Ergänzungsvorlage für den Landschaftsausschuss zu entnehmen.

Köln: Kurzer Sachstandsbericht

Schon Tage vorher hatten mehrere Ausschüsse in der Landschaftsversammlung des LVR getagt. Am 22. September hatte der Kulturausschuss das Thema beraten, am 23. September hat sich der Bau- und Vergabeausschuss und am 2. Oktober der Finanz- und Wirtschaftsausschuss mit dem Papier beschäftigt. Das Künstler:innenarchiv wurde in den Sitzungen lediglich in einem kurzen Sachstandsbericht gestreift.

Auf die Frage der Redaktion, warum der LVR den Anbau nicht weiter verfolgt, teilt der Landschaftsverband mit: „Aufgrund weiterhin stark gestiegener Kosten und einer ungeklärten Finanzierung durch Bund und Land sowie grundlegend veränderter baulicher, ökologischer und finanzieller Rahmenbedingungen wäre eine Weiterführung für den LVR nicht verantwortbar gewesen.“

Köln: LVR stellte Grundstück bereit

Die Fläche ist vorhanden. Der Neubau sollte errichtet werden, wo über Jahrzehnte eine Turnhalle stand. Sie wurde schon 2018 abgerissen. Auf dem Areal hat der LVR vor geraumer Zeit Bäume gepflanzt und eine Blühwiese angelegt. Der Anbau war Bestandteil eines Architektenwettbewerbs aus dem Jahr 2008.

 „Der LVR hatte sich im Anschluss grundsätzlich bereiterklärt, von den damals geplanten Kosten von 7,5 Millionen Euro einen Anteil von 2,5 Millionen Euro zu tragen, das Grundstück bereitzustellen sowie als Bauherr das Projekt umzusetzen“, ergänzt die Sprecherin des LVR. Die Kosten, die Land, Bund und LVR anteilig tragen wollten, waren im Laufe der Jahre allerdings gestiegen. Zuletzt beliefen sie sich auf rund zwölf Millionen Euro. Die Differenz zur ursprünglich kalkulierten Summe hätte der Bund fast vollständig aus Sondermitteln gedeckt.

Zur Entscheidung des LVR, den Neubau nicht weiter zu verfolgen, sagt Dr. Karin Lingl, Geschäftsführerin der Stiftungs Kunstfonds in Bonn: „Mit dem Wegfall der Finanzierung durch den LVR, welche durch erhebliche Mittel des Bundes und des Landes Nordrhein-Westfalen aufgestockt worden wäre, ist der Ausbau des Künstler:innenarchivs auf dem Abteigelände in Brauweiler nicht mehr realisierbar.“

„Vorstand und Stiftungsrat der Stiftung Kunstfonds werden nun mit der Suche nach alternativen Standorten für ein geeignetes Schaudepot beginnen. Das bestehende Künstler:innenarchiv in Brauweiler wird seinen Aufgaben als geschlossenes Facharchiv für künstlerische Vor- und Nachlässe weiterhin nachgehen.“ Grafik-Ausstellungen – die nächste ist für den 23. November geplant – werden dann wohl nicht mehr dort stattfinden.