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Umbau einer KircheTheater Der Keller zieht ins Dominikanerkloster an der Lindenstraße

4 min
Theater Der Keller in der Kirche: Zeichnung der Architektin Barbara Thiess

Theater Der Keller in der Kirche: Zeichnung der Architektin Barbara Thiess

Das Theater Der Keller wird ab der Spielzeit 2027/28 in die frühere Dominikanerkirche an der Lindenstraße ziehen.

Muss sich das Theater Der Keller demnächst in Theater Die Kirche umbenennen? Das Wortspiel muss erlaubt sein, denn der Ort, an dem sich der Planung nach ab der Spielzeit 2027/28 der sprichwörtliche Vorhang hebt, ist die ehemalige Kirche des Dominikanerklosters Heilig-Kreuz an der Lindenstraße. Wo ab Beginn des 20. Jahrhundert Messen gefeiert wurden, soll in absehbarer Zeit Theater gespielt werden und das in einem für ein freies Haus sehr großen Rahmen.

1902 wurde der Grundstein der Kirche gelegt. Im Zweiten Weltkrieg wurde sie in zwei Bombenangriffen in großen Teilen zerstört und Ende der 1940er/Anfang der 1950er Jahre wieder aufgebaut. 2002 erfolgte eine Renovierung und Umgestaltung durch den Architekten Wolfgang Westphal und den Künstler Gerd Winner. Hiervon zeugen heute noch ein großes Kunstwerk hinter dem Altar, das auf quadratischen Platten Kreuzungen zeigt, und die aus orangen, gelben und weißen Rechtecken bestehende Decke. 2022 entschloss sich der Orden, die Kirche aufzugeben und zu profanieren – der Großteil der Brüder zog in ein Altenheim.

Der Zweck bleibt erhalten

Es seien eine ganze Reihe von Ideen für Nachnutzungen an sie herangetragen worden, erzählt Prior Gottfried Michelbrand. Das Konzept des Theater Der Keller versprach die sinnvollste und nachhaltigste Variante. „Menschen werden nicht nur durch Worte erreicht, sondern auch durch das, was sie berührt“, so Gottfried Michelbrand. Und der Zweck des Raumes bleibe erhalten: "Es werden weiterhin Menschen hierher kommen, die suchen. Sie werden sich auseinandersetzen mit Geschichten, mit Fragen, mit anderen Menschen."

Mit dem Architektenpaar Barbara und Walter Thiess konnte das Theater nicht nur zwei Enthusiasten gewinnen, sondern auch ein Team, das bereits Bühnenerfahrung mitbringt: Sie zeichnen verantwortlich für die Umgestaltung des Millowitsch-Theaters in die Volksbühne am Rudolfplatz und für die Renovierung der Jungen Bühnen in Bonn. Jetzt einen Kirchenraum bespielbar zu machen, sei noch einmal eine besondere Herausforderung, sind sich die beiden einig.

Gradliniges Konzept

Das Konzept ist schlicht, aber ergreifend: Eines der beiden Seitenschiffe wird zum Foyer umgewidmet, im anderen entstehen zwei Probenräume. In der nebenan liegenden Sakristei wird es Künstlergarderoben, aber auch Toiletten geben. Die im Original erhaltene Krypta soll als Lager und Werkstatt genutzt werden können.

Das Mittelschiff wird unterteilt: Im hinteren, ehemaligen Altarbereich entsteht eine Studiobühne mit knapp 100 Plätzen, im vorderen Bereich das eigentliche Theater mit rund 300 Plätzen. Wobei die Zuschauertribüne über die ehemaligen Altarstufen gebaut wird, die ebenerdige Bühne liegt in Richtung des Hauptportals. Diese 180-Grad-Drehung im Vergleich zur vorherigen Ausrichtung bedeutete aber auch: „Wir nehmen damit der Kirche ein bisschen dieses Geweihte, dieses Altvertraute."

Problem: Akustik

Man habe auf keinen Fall einfach nur eine Blackbox installieren wollen, in die die Zuschauer hineingehen, ohne einen Bezug zur Geschichte des Gebäudes zu haben. Und so bleiben etwa die in den 1950er Jahren installierten Kirchenfenster erhalten. Der 2002 bunt gefärbten Decke wird es allerdings an den Kragen gehen: Theaterräume müssen an Wänden und Decken so dunkel wie möglich sein. Wohin Gerd Winners Kreuzungen kommen, ist noch ungewiss.

Und auch die Akustik stellt das Team vor eine Herausforderung: Der Hall des Kirchenraums muss, so gut es geht, unterdrückt werden. Stoffsegel, Wandbespannungen und andere Schallschlucker sollen Abhilfe schaffen. Licht wird auf Traversen installiert.

Innenhof soll genutzt werden

Auch der kleine Innenhof neben dem ehemaligen Gotteshaus soll von Besuchenden genutzt werden können, möglicherweise sogar tagsüber. Einen Wunsch konnte man nicht in die Tat umsetzen: Die Schule des Theaters in einem Nebengebäude unterzubringen.

1,5 Millionen Euro sind veranschlagt, der LVR hat schon die ersten Gelder freigeben, so Ralph Elster, der Vorsitzende des Fördervereins.

300 Plätze sind natürlich für ein freies Theater ein ganz schöner Brocken, vor allem in finanziell knappen Zeiten wie diesen. Michael Meichßner vom Leitungsteam ist sich dessen bewusst. Man wolle zunächst wie bisher bei vier Premieren pro Jahr bleiben. Aber gleichzeitig sollen an der Lindenstraße auch freie Gruppen ihre Arbeiten zeigen können. Ebenfalls angedacht sind Festivals, etwa eines, bei dem junge Regietalente vorgestellt werden können.

Erbpachtvertrag über 80 Jahre

Der Erbpachtvertrag mit den Dominikanern läuft über 80 Jahre. Statt in diesem Oktober den 70. Geburtstag wird man in fünf Jahren den 75. feiern – und in 80 Jahren den 150. ist sich Ralph Elster sicher. Seit seiner Gründung 1955 hat das Theater Der Keller viele Aufs und Abs erlebt, vor allem die letzten 25 Jahre waren geprägt von den Slogans „Kein Geld“ und „Kein Haus“. Zumindest Letzteres ist vorerst gesichert.