Zwei junge Männer wurden in Leverkusen festgenommen. Sie sollen bei Senioren Bargeld abgeholt haben.
SchockanruferBankangestellte verhindert Betrug an 88-Jähriger in Köln – Festnahmen in Leverkusen

Eine ältere Frau tippt auf einem schnurlosen Festnetztelefon.
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Die Polizei kann einen Erfolg bei der Bekämpfung von Schock-Anrufen verzeichnen: In einem bei der Staatsanwaltschaft Köln geführten Ermittlungsverfahren wegen des Verdachts des bandenmäßigen Betruges haben am Dienstagmorgen Einsatzkräfte der Kriminalpolizei zwei vom Amtsgericht Köln erlassene Haftbefehle vollstreckt und sieben Wohnungen in Köln, Leverkusen, Neuss sowie in Baden-Württemberg durchsucht.
Die beiden Tatverdächtigen sind 22 und 25 Jahre alt. Sie sollen seit August nach sogenannten Schockanrufen als Abholer für Bargeld, Schmuck und Gold in Erscheinung getreten sein und dabei Senioren betrogen haben. Das Ermittlungsverfahren ist Bestandteil einer Kooperation mit dem bundesweiten Projekt CESA („Callcenterbetrug/Enkeltrick/Schockanrufe“), das von der Europäischen Union gefördert wird. Die beiden jungen Männer wurde in Leverkusen festgenommen.
Nach Mitteilung der Polizei hatten unbekannte Anrufer unter dem Vorwand, dass Familienangehörige einen Verkehrsunfall verursacht hätten, vorwiegend ältere Menschen kontaktiert. In Folge dieser sogenannten „Schockanrufe“ sollten die Betroffenen eine hohe Kautionszahlung leisten, um eine bevorstehende Haft der Angehörigen abzuwenden. Daraufhin hatten Geschädigte in mindestens zwölf - bundesweit begangenen - Fällen Bargeld und andere Wertgegenstände an die beiden Tatverdächtigen übergeben. Die Schadenshöhe liegt nach derzeitigen Erkenntnissen im mittleren sechsstelligen Bereich.
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Im Zuge der Durchsuchungen stellten die Einsatzkräfte umfangreiches Beweismaterial sicher. Die Ermittlungen insbesondere zu weiteren Tatbeteiligten dauern an.
Aktueller Fall: 88-jährige Seniorin im Visier
Die Kölner Polizei warnt seit langem vor Schockanrufen und dem sogenannten Enkeltrick. Dies werde durch einen aktuellen Fall unterstrichen, teilte die Polizei mit. So habe am Montag eine aufmerksame Bankangestellte hat in diesem Fall verhindert, dass Betrüger eine 88-jährige Seniorin um ihre Ersparnisse gebracht haben. Nach bisherigem Stand hatten unbekannte Anrufer, die Frau vormittags auf dem Festnetz angerufen. Der Mann gab sich als Polizist aus und schilderte, dass der vermeintliche Sohn eine Fußgängerin angefahren und lebensgefährlich verletzt habe. Deshalb müsse sie nun eine fünfstellige Kaution zahlen, um eine Haftstrafe noch abzuwenden.
Besonders skrupellos in diesem Fall: Damit der „Sohn“ auch an der Beerdigung des kürzlich verstorbenen Vaters teilnehmen könne, sollte die Kölnerin sogar eine noch höhere Kaution bezahlen. Als die Dame in der Bankfiliale einen fünfstelligen Geldbetrag abheben wollte, erkannte die Mitarbeiterin die Masche des sogenannten Anrufers und verständigte die Polizei.