Zu Silvester warnt der Rettungsdienst der Stadt Köln vor möglichen Verletzungen durch Feuerwerkskörper.
Verbrennungen und zerstörte GliedmaßenRettungsdienst warnt vor Verletzungen durch Feuerwerkskörper

Auch Kölner Rettungskräfte stehen in der Silvesternacht immer wieder unter Beschuss von Feuerwerkskörpern, wie Feuerwehrmann Ulrich Laschet im Interview erklärt. (Symbolfoto)
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Feuerwehrmann Ulrich Laschet hat über 30 Jahre Erfahrung im Rettungsdienst. Im Interview gibt der Kölner Einblicke in die Erlebnisse von Rettungskräften in der Silvesternacht.
Herr Laschet, was bedeutet die Silvesternacht für den Rettungsdienst?
Nicht nur für den Rettungsdienst, sondern für alle Einsatzkräfte, die in der nicht-polizeilichen Gefahrenabwehr tätig sind, ist Silvester eine besondere Einsatzlage, die einer erhöhten Bereitschaft bedarf. Auf den Wachen und in den Gerätehäusern versuchen die Einsatzkräfte aber auch, sich durch selbst zubereitetes Essen und gemütliches Beisammensein auf den Jahreswechsel zu freuen.
Wird an Silvester in erhöhter Besetzung gearbeitet?
Insgesamt sind 215 Einsatzkräfte zusätzlich im Einsatzdienst. Neben der täglichen Stärke von 196 Einsatzbeamten der Berufsfeuerwehr und 105 Rettungsdienstkräften der Leistungserbringer wird der Einsatzdienst durch Kräfte aus dem Haupt- und Ehrenamt verstärkt. Hierzu gehören unter anderem Unfallhilfsstellen in der Innenstadt, eine Personalverstärkung in der Leitstelle zur Bearbeitung der ankommenden Notrufe. Weiterhin ist das Werkstattzentrum in Deutz zur schnellen Reparatur von Fahrzeugen und der Ausgabe von Einsatzmaterialien besetzt. Hinzu kommen Führungskräfte, die an zentralen Informationsstellen, wie am Hauptbahnhof, als Verbindungspersonen für einen schnellen Austausch ihren Dienst versehen.
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Haben Sie bei einem Einsatz in der Silvesternacht einen Fall erlebt, der Ihnen besonders negativ im Gedächtnis geblieben ist?
Was mich immer erschüttert, sind Verletzungen, die durch Vorsatz entstehen. Entweder durch das absichtliche Abschießen in Menschenmengen oder durch das Zielen auf Balkone oder offene Wohnungsfenster, was dann zu einem Wohnungsbrand führen kann – mit der Gefahr, eine hohe Anzahl von Verletzten zu produzieren. Leider erleben wir das jedes Jahr immer wieder aufs Neue und in vielen Variationen. Bei den Personen, die sowas machen, handelt es sich meist um junge Männer jeglicher Nationalität. Hier fehlt mir jegliches Verständnis.
Welche Verletzungen verursachen Feuerwerkskörper?
Neben Knalltraumata im Gehörbereich sind Verbrennungen, besonders an den Händen, das häufigste Verletzungsmuster. Bei nicht zugelassenen Feuerwerks- oder Knallkörpern können Amputationsverletzungen oder die komplette Zerstörung der Gliedmaßen die Folge sein, sowie schwere Gesichtsverletzungen. Aber auch Sekundärverletzungen gehören dazu, zum Beispiel, wenn eine Rakete einen Balkon- oder Wohnungsbrand auslöst. Hierbei sind dann die Gefahren durch Einatmen von Rauchgas gegeben.
Wie können Verletzungen durch Feuerwerkskörper noch entstehen?
Auch unabsichtlich werden Feuerwerkskörper in Menschenmengen geschossen. Bei starkem Wind oder umgefallenen Startrampen kann nicht vorausgesehen werden, wohin der Knallkörper fliegt. Auch die unsachgemäße Nutzung ist mit die größte Gefahr dafür, Verletzungen zu erleiden. Feuerwerkskörper werden zu lange in der Hand gehalten oder zu kurze Zündschnüre angezündet.
Wie viele Fälle von Verletzungen durch Feuerwerkskörper gehen in der Silvesternacht durchschnittlich bei der Feuerwehr ein?
Aktuell werden die Zahlen noch nicht erhoben. Wir können aber eine Erhöhung von chirurgischen Verletzungen zu einem „normalen“ Wochenendtag von circa 15 Prozent feststellen. Hierbei sind aber auch Körperverletzungen und Schnittverletzungen eingeschlossen.
Welche Altersgruppen sind von den Verletzungen besonders betroffen?
Junge Männer durch unsachgemäßen Gebrauch der Feuerwerkskörper, oft im Rahmen einer Mutprobe. Und Kinder, da sie die Gefahren nicht richtig einschätzen können und deren Köpfe sich oft näher an den entzündeten Feuerwerkskörpern befinden. Insbesondere wegen Kindern sollte man auch auf Feuerwerk achten, das nicht gezündet hat. In unbeobachteten Momenten versuchen sie oft, diese wieder zu entzünden.
Haben sich die Fälle von Verletzungen gesteigert?
Dazu gibt es aktuell keine Statistik. Nach Informationen des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße ist eine Erhöhung der verletzten Kinder in den letzten Jahren festzustellen.
Welche Feuerwerkskörper verursachen die meisten Verletzungen?
Die für den freien Verkauf zulässigen und geprüften Feuerwerkskörper bilden aufgrund ihrer enormen – wenn auch nur kurzzeitigen – großen Hitze von bis zu 1000 Grad und der Druckwelle bei der Explosion eine Gefahr, die bei sachgemäßem Gebrauch auf ein Mindestmaß reduziert werden kann. Sie sind erkennbar an einer Prüfnummer, CE-Kennzeichnung und deutscher Gebrauchsanleitung. Nicht zugelassene Feuerwerkskörper oder solche der Kategorie F3 und F4 haben eine solche Zerstörungskraft, dass sie zu nicht reparablen oder tödlichen Verletzungen führen können.
Sind auch Rettungskräfte von den Gefahren betroffen?
Leider erleben wir es immer häufiger, dass Einsatzkräfte Ziel von abgeschossenen oder geworfenen Feuerwerkskörpern werden. Hier steht für unsere Einsatzkräfte der Eigenschutz an oberster Stelle, da sie sonst keine Rettungsmaßnahmen durchführen können. Auch in diesem Fall sind es meist junge Männer jeglicher Nationalität, die so etwas tun. Und auch hier fehlt mir jegliches Verständnis für das Verhalten solcher Idioten.
Wie stehen Sie zu einem bundesweiten Verbot von privatem Feuerwerk, auch „Böllerverbot“ genannt? Eine Petition der Gewerkschaft der Polizei Berlin hat bereits 2,6 Millionen Unterschriften.
Die Feuerwehr ist keine Ordnungsbehörde. Wir appellieren an alle Feiernde und informieren jährlich wieder aufs Neue, welche Gefahren drohen, wenn Feuerwerkskörper abgeschossen werden. Schränken Sie den Alkoholkonsum ein, beachten Sie die Gebrauchsanleitung und die Umstände.
