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Kölner DomVorbereitungen für ein neues Hängegerüst am Nordturm

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Neue Lichtinstallation am Kölner Dom

In neuem Licht erstrahlt der Dom seit Ostern. 

Kölner Domblatt schaut zurück: 700 LED-Leuchten setzen die Kathedrale ins Licht.

Der Kölner Dom gilt seit Jahrhunderten als eine der größten Dauerbaustellen in Köln. Rund ums Jahr sind die 85 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Dombauhütte im Einsatz, um das große Gotteshaus zu erhalten und um dessen Bausubstanz zu sichern. Einen Rückblick darauf gibt alljährlich das Kölner Domblatt, herausgegeben vom Zentral Dombau Verein (ZDV) unter der Leitung der ehemaligen Dombaumeisterin Barbara Schock-Werner.

Im laufenden Jahr waren Arbeiten besonders gut an der neuen Dombeleuchtung zu erkennen. Dabei setzen 700 LED-Leuchten die Kathedrale nachhaltig ins rechte Licht. „Anders als bei der vorherigen Halogen-Beleuchtung wird der Dom nicht von außen angestrahlt, sondern von innen aus dem Strebewerk heraus beleuchtet“, erläutert Dombaumeister Peter Füssenich.

Festgehalten wurde das Ergebnis vom bekannten Architekturfotografen HG Esch mit Drohnen, die neue Perspektiven ermöglichen. 777 dieser Aufnahmen gibt es nun als Sonderedition für 1950 Euro, wobei jeweils 500 Euro dem ZDV zugutekommen. Zu sehen sind die spektakulären Fotografien in den ehemaligen Ladenräumen der Köselschen Buchhandlung am Roncalliplatz.

Neu gestaltet als grüne Oase wurde außerdem der Domfriedhof an der Ostseite. Dort werden noch Restarbeiten abgeschlossen, bevor das Gelände ab dem kommenden Frühjahr erstmals öffentlich zugänglich sein wird. Im ersten Quartal wird auch der kaputte Domaufzug an der Nordseite komplett erneuert. Die Besonderheit des Aufzuges besteht darin, dass der Bauaufzug auch für die Personenbeförderung zum Beispiel bei Dachführungen eingesetzt wird. Diese sind ab dem Frühjahr ohne das anstrengende Treppensteigen wieder möglich. Erneuert wird ab Januar zudem die Domumgebung. So entsteht in den kommenden zwei Jahren an der Nordwestseite in neuer Domsockel.

Fortgesetzt wurde in diesem Jahr auch die Schwerpunktbaustellen am Dom wie die aufwendige Restaurierung des Strebewerks am Lang- und Querhaus, die noch bis ins Jahr 2070 andauern wird. Dort wird der verwitterte Schlaitdorfer Sandstein durch witterungsbeständigeres Steinmaterial aus dem Grenzgebiet zwischen Polen und Tschechien ersetzt. Restauriert wird zudem der älteste Bauteil des Doms, der Domchor, für den vor 777 Jahren der Grundstein gelegt wurde. Dort werden am Chorkapellenkranz das mittelalterliche Trachytmauerwerk und der Wasserspeier wiederhergestellt.

Helenafenster ab Frühjahr wieder zu sehen

Dazu kommen die Arbeiten am Michaelsportal, wo gerade hinter dem Gerüst der Wimperg (gibelartige Bekrönung) gereinigt und konserviert wird. Zu sehen gibt es dort zum Beispiel auch einen Imker mit seinen Bienen. Vorbereitet wird gerade am Helm des Nordturms auf einer Höhe von 100 Metern ein neues Hängegerüst für die dort anstehenden Sanierungsmaßnahmen. Zudem werden am Südportal Skulpturen aus dem 19. Jahrhundert wiederhergestellt und die steinerneren Baldachine am Hauptportal erneuert. Das gilt auch für die Schallluke am Südturm, wodurch der Decke Pitter wieder seinen vollen Klang bekommen wird.

Restauriert werden zudem seit Jahren die mittelalterlichen Chorobergadenfenster sowie die Fenster in der Engelbertus- und der Maternuskapelle. Fast abgeschlossen ist dagegen die Restaurierung des Helenafensters im Welterzyklus mit seinen überlebensgroßen Figuren. Das Fenster, das links neben dem Richter-Fenster zu finden ist, wird ab dem Frühjahr wieder von den Besuchern im Dom bewundert werden können.

Guido Assmann, Barbara Schock-Werner, Peter Füssenich, Matthias Deml (v.l.)

Stellten das Domblatt vor: Guido Assmann, Barbara Schock-Werner, Peter Füssenich, Matthias Deml (v.l.)

Zum Dombaubericht gesellen sich in der 90. Ausgabe des Domblatts traditionell verschiedene wissenschaftliche Aufsätze wie zum Pflegeplan für die Kunstwerke im Gotteshaus, die durch den von den Besuchermassen erzeugten Staub stetig stark belastet werden. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Wirken von Sulpiz Boisserée und dessen unermüdlichen Einsatz für die Fertigstellung des Doms und die Neugründung der Dombauhütte. Die Optik seines ersten Ausmaßheftes von 1808 ziert das Cover des neuen Domblattes.

Die bislang unveröffentlichten Durchzeichnungen zur mittelalterlichen Monumentalmalerei an der 1862 abgebrochenen Chortrennmauer werden vom neuen Leiter des Dombauarchivs, Matthias Deml, vorgestellt. Sie stammen aus aus dessen Bestand und stellen das größte Wandgemälde im Dom dar. Dazu kommt ein Aufsatz zur Bodengestaltung im Alten Dom sowie die Wiederentdeckung eines Inschriftenstreifen des Dreikönigenschreins im Museum für gewandte Kunst.

ZDV (Hg.): Kölner Domblatt, Kölner Domverlag, 312 Seiten, 30 Euro