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Nichts geht mehr am MontagSo lief der Mega-Streik in Köln

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Menschenleer ist der Kölner Hauptbahnhof am Tag des Streiks am Montag.

Menschenleer ist der Kölner Hauptbahnhof am Tag des Streiks am Montag.

Züge, Bahnen, Busse und Flugzeuge stehen seit Mitternacht für 24 Stunden still. Doch das drohende Verkehrschaos blieb bislang aus.

„Megastreik“ nannte die Gewerkschaft Verdi die bundesweiten Verkehrseinschränkungen am Montag. Mit der Bahngewerkschaft EVG rief sie zum nach eigenen Angaben größten Warnstreik seit 1992 auf: Züge, Bahnen, Busse und weitgehend auch Flugzeuge standen seit Mitternacht für 24 Stunden still. Neben dem mittlerweile gewohnten Anblick von verlassenen Haltestellen der Kölner Verkehrsbetriebe, blieben auch die Gleise im Hauptbahnhofs leer. Vereinzelt fuhren Busse des Schienenersatzverkehrs in Städte wie Bonn oder Düsseldorf. Das drohende Verkehrschaos wegen überlasteter Straßen blieb jedoch aus. Zu vermehrten Staus kam es nicht.

„Wir wissen nicht, was wir jetzt machen sollen“, klagt Thea. Die 75-Jährigen aus Erkelenz ist nach ihrer Schiffsreise auf dem Rhein am Montagmorgen in Köln gestrandet: „Seit zwei Stunden warten meine Freunde und ich   am Bahnhof auf einen Ersatzbus, der aber einfach nicht kommt“, sagt sie . „Wenn wir uns mit den Ersatzbussen durchschlagen, sind wir erst heute Nacht wieder zuhause“, fügt ihre Freundin Renate mit angestrengter Stimme hinzu.

Beinahe wird sie von den Trillerpfeifen und Tröten der Streikenden übertönt: An einem Posten auf der anderen Straßenseite der Goldgasse haben sich gut 60 Beschäftigte der Deutschen Bahn (DB) in orangenen Westen versammelt. „Die meisten haben es leider gar nicht her geschafft, weil fast nichts fährt“, erzählt DB-Mitarbeiter Andreas. Er sei heute morgen mit dem Taxi hergekommen. „Bisher hat uns niemand angefeindet oder beleidigt. Es ist zum Glück alles friedlich“, erzählt er.

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Die Forderungen der Streikenden sind klar: Mindestens 500 Euro im Monat mehr fordern die Beschäftigten im öffentlichen Dienst. Bei der EVG gehen die Verhandlungen mit der DB an Ostern weiter. Hier fordert man 650 Euro mehr Gehalt. Die Beschäftigten am Streikposten ernten genervte Blicke von den wartenden Touristen auf der anderen Straßenseite: „Ich kann verstehen, dass man mehr Geld haben will in diesen Zeiten. Aber das hier ist doch übertrieben“, beschwert sich Werner (75) aus Waldorf. Die geforderte Summe, sei etwas hoch gegriffen. „Und was das für wirtschaftliche Einbußen bedeutet“, stellt er fest. Auch der Güterverkehr werde laut DB weitgehend zurückgehalten, damit Personenzüge nach dem Streik schneller wieder losfahren können.

Aus dem Hauptbahnhof ist ein Durchgangszimmer geworden: Wo   Reisende und Pendler sonst noch schnell ein Brötchen vor der Zugfahrt oder einen Kaffee vor der Arbeit kaufen, herrscht heute Flaute. Gerade zur Mittagszeit bilden sich vor den Läden im Bahnhof normalerweise lange Schlangen. „Wir machen heute wegen des Streiks früher zu“, erklärt die Mitarbeiterin einer Café-Kette, während sie abräumt. Schon um 13 Uhr schließt sie den Stand, der sonst bis abends geöffnet hat. In einer beliebten Imbiss-Bude schnauft das Personal an der Ausgabe durch: „Schön ruhig heute.“

Schlummernde Menschen lehnen vereinzelt an ihren Koffern und warten darauf, weiter reisen zu können. Sie haben es sich auf Bänken oder auf dem Boden der Eingangshalle so bequem wie eben möglich gemacht.Andere blicken fragend von ihrem Smartphone auf die Anzeigetafel der Bahn und ratlos wieder zurück. „Dieser Zug fällt leider aus, wir bitten um Entschuldigung“, hallt eine Ansage über die verlassenen Gleise und halb leere Gänge.

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