Zum zweiten Mal in Folge gibt die Stadtverwaltung die beantragten Mittel für das SOS-Programm nicht frei. Die Verkehrsbetriebe führen das Konzept trotzdem fort, können aber keine zusätzlichen Sicherheitskräfte einstellen.
Stadt zahlt nichtKVB müssen Sicherheitsprogramm erneut alleine finanzieren

Mit dem Sicherheitskonzept „SOS“ sollen ab Januar vor alllem die U-Bahnhaltestellen in der Innenstadt besser überwacht werden. Das Geld dafür müssen die KVB weiterhin selbst aufbringen.
Copyright: Meike Böschemeyer
Die Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) werden zwar ihr Programm für mehr Sicherheit an den Haltestellen vor allem in der Innenstadt in 2026 fortsetzen, jedoch müssen sie es wie bereits in 2025 aus der eigenen Tasche finanzieren. Der Stadtrat hat weiterhin die Mittel in Höhe von 1,5 Millionen Euro nicht freigegeben. Nach Informationen der Rundschau hat das Konsequenzen für das sogenannte SOS-Programm. Mit den Mitteln der Stadt hätten die KVB wohl mehr Kräfte eingesetzt.
SOS steht in diesem Fall für Service, Ordnung und Sicherheit. Diese drei separaten Abteilungen der KVB werden zum Jahreswechsel zusammengelegt. „Stattdessen werden Fahrgastmanager-Teams in sechs KVB-Bezirken unterwegs sein. Innerhalb dieser Bezirke bekommen die Teams, Linien- und Haltestellen-Pakete' zugewiesen und kontrollieren verstärkt die Bahnen, Busse und Haltestellen in ihren Bereichen“, erklärt KVB-Sprecher Matthias Pesch das Konzept.
Mehr Identifikation durch feste Teams
Die Zuweisung von festen Teams zu festen Bezirken soll die Identifikation erhöhen. Startschuss ist der 1. Januar. Der markanteste Baustein des Konzeptes ist die intensive Überwachung der beiden Drogen-Brennpunkte Neumarkt und Ebertplatz, die separiert schon seit 2023 erfolgt und nun eingebettet in „SOS“ 2026 fortgesetzt wird – mit einer Bestreifung an über 24 Stunden an sieben Tage in der Woche. Zeitweise in Zusammenarbeit mit Polizei und Ordnungsamt.
Alles zum Thema Ebertplatz
- Stadt zahlt nicht KVB müssen Sicherheitsprogramm erneut alleine finanzieren
- Ebertplatz in Köln Grundschulkinder bringen Farbe in die triste Ebertplatz-Passage
- Crack-Raucher lösen Brandmelder aus KVB erwägt Schließung von U-Bahn-Stationen in Köln
- Kriminalität in Köln Stadt will Abgänge am Ebertplatz bis März zumauern
- Kunst am Ebertplatz Das Duo Hiesl und Kaiser lädt ein ins „Ich“-Land
- Initiative „koeln.trash“ Wie junge Menschen zum Müll sammeln motiviert werden
- Kölner Innenstadt Tatverdächtiger nach Vergewaltigung am Ebertplatz festgenommen
2024 hatten die KVB das SOS-Konzept erstmals öffentlich vorgestellt und dafür 2,5 Millionen Euro von der Stadt beantragt. Unter dem allgemeinen Spardruck flossen aber „nur“ 1,5 Millionen Euro. Auch 2025 sollte es wieder 1,5 Millionen Euro für die Sicherheit an den Bahnsteigen geben. Doch die Stadtverwaltung gab das Geld nicht frei. Die KVB finanzierten gezwungenermaßen „SOS“ aus eigenen Mitteln. Vorstandsvorsitzende Stefanie Haaks übte schon damals mit diplomatischen Worten deutlich Kritik daran. Die KVB-Chefin appellierte an die Verantwortung von Politik und Stadtverwaltung. Denn der Verkehrsbetrieb will seine finanziellen Mittel weitestgehend in Fahrleistung stecken und bei der Bewältigung sozialpolitischer Probleme, die bis an die Bahnsteigkante drängen, nicht alleine in der finanziellen Verantwortung stehen. Darum hatten die KVB die Mittel für SOS auch nicht in ihren Wirtschaftsplan 2026 eingestellt. Doch es nutzte nichts. Weder im letzten Verkehrsausschuss noch in der letzten Ratssitzung des Jahres 2025 gab es grünes Licht für die 1,5 Millionen Euro.
Nach Informationen der Rundschau entspricht die Summe der Mittel, die von den KVB nun selbst aufgebracht werden, annähernd den ausgebliebenen 1,5 Millionen Euro. Das Geld reicht aber nicht, um „SOS“ in dem Umfang umzusetzen, in dem das Konzept das Licht der Welt erblickte. Denn zusätzlich zu den städtischen Mitteln hätte auch die KVB in das Konzept investiert. Doch nun bleibt es bei den rund 1,5 Millionen.
In der Fläche wollen die KVB ihr Konzept deshalb aber nicht abspecken. Bei den von ihr eingeteilten Bezirken, die weitestgehend den Stadtbezirk Innenstadt abdecken, soll es bleiben. Doch das Ursprungskonzept sah vor, dass zusätzlich zu den Mitarbeitern aus den nunmehr zusammengeführten Abteilungen Service Ordnung und Sicherheit neue Sicherheitskräfte eingestellt werden sollten. Das kann der Verkehrsbetrieb nun nicht mehr stemmen.
Also schon im zweiten Jahr in Folge finanzieren die KVB das Sicherheitskonzept alleine. Ist das nun auf Dauer so? KVB-Chefin Haaks richtet wieder einen Appell an die Politik: „Wir leisten damit erneut einen wichtigen Beitrag, um die für unsere Fahrgäste vielfach unerträgliche Situation an einigen Haltestellen zu verbessern. Wir gehen aber davon aus, dass das Thema Sicherheit und Sauberkeit auch für die Politik ein wichtiges Thema ist und dass der neue Rat der Stadt Köln in 2026 langfristige und nachhaltige Lösungen für dieses Problem finden und beschließen wird.“

