Eine Petition bittet den Papst um die Absetzung des Kölner Erzbischofs. Hintergrund sind die Ermittlungen zu möglichen Falschaussagen Woelkis.
„Moralisch völlig korrumpiert“Petition für Absetzung von Kölner Erzbischof Woelki sammelt 55.000 Unterschriften

Kardinal Rainer Maria Woelki, Erzbischof von Köln, steht in der Kritik.
Copyright: Roberto Pfeil/dpa
Eine an Papst Leo XIV. gerichtete Petition fordert die Absetzung des Kölner Erzbischofs Rainer Maria Woelki. Die Initiative wurde am 26. Mai von dem Münchner Priester Wolfgang F. Rothe auf der Online-Plattform change.org gestartet; sie hat inzwischen mehr als 55.000 Unterstützende gefunden. Hintergrund sind die staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gegen Kardinal Woelki, die gegen Zahlung einer Geldauflage von 26.000 Euro eingestellt wurden.
Die Staatsanwaltschaft hatte wegen möglicher Falschaussagen Woelkis zu zwei Missbrauchsfällen ermittelt. Hinsichtlich zweier eidesstattlicher Versicherungen im Zuge zivilrechtlicher Presserechtsstreitigkeiten mit der „Bild“-Zeitung wurde das Verfahren mangels hinreichenden Tatverdachts eingestellt.
Daneben besteht für die Staatsanwaltschaft aber ein hinreichender Verdacht, dass Woelki fahrlässig in einem Fall eine falsche eidesstattliche Versicherung abgegeben sowie vor dem Landgericht einen Falscheid abgelegt hat. Wesentlich für den Verzicht auf eine Anklage sei gewesen, dass Woelki bisher strafrechtlich nicht in Erscheinung getreten sei.
Kritik an Pressemitteilung des Erzbistums Köln
Die Initiatoren der Unterschriftensammlung kritisieren eine Pressemitteilung des Erzbistums Köln, in der es heißt: „Kardinal Woelki ist unschuldig und hat nicht gelogen. Er hat keine Aussagedelikte, insbesondere keinen Meineid begangen.“ Dies sei wahrheitswidrig, so die Petition. Die Staatsanwaltschaft habe eine Verurteilung des Kardinals im Falle einer Anklage als „überwiegend wahrscheinlich“ eingestuft. Woelki habe jede Glaubwürdigkeit verloren. Zu den Erstunterzeichnenden gehören auch der Münsteraner Kirchenrechtler Thomas Schüller, Christian Weisner von der Reformgruppe „Wir sind Kirche“ sowie Maria Mesrian von der Reformbewegung Maria 2.0.
Das Erzbistum hatte zur Einstellung des Verfahrens gegen Geldauflage weiter erklärt, Woelki verzichte damit auf sein Recht, die Vorhaltungen der Staatsanwaltschaft vor Gericht klären zu lassen. Bei der Geldauflage handele es sich nicht um eine Strafe.
Zu der Petition sagte ein Sprecher des Erzbistums der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), für den Erzbischof stelle das Verfahrensende einen Schlusspunkt dar. „Er möchte sich jetzt mit ganzer Kraft und gemeinsam mit den Gläubigen den Zukunftsthemen des Erzbistums Köln widmen.“
„Kommunikativer Feldzug“ gegen Woelki
Der Leiter der Media School an der Fresenius Hochschule Köln, Riccardo Wagner, wirft den Initiatoren der Petition vor, einen „kommunikativen Feldzug“ gegen Woelki zu führen. Die Plattform vermittle zwar den Eindruck basisdemokratischer Teilhabe, sagte Wagner der Zeitung „Die Tagespost“. Die Unterzeichnerlisten auf change.org seien aber nicht verifiziert.
„Jeder kann unterschreiben - auch mehrfach, mit Alias-Namen oder anonym, inklusive Bots. Es gibt keinerlei Filter nach Herkunft, Kirchenzugehörigkeit oder Ernsthaftigkeit der Beteiligung.“ (kna)