Cold Case „Seckin Caglar“ in KölnErster großer Speicheltest bleibt ohne Treffer

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Beim Massengentest im Fall Seckin Caglar sind über 300 Speichelproben abgegeben worden.

Beim Massengentest im Fall Seckin Caglar sind über 300 Speichelproben abgegeben worden.

Mehrere Monate nach dem Beginn eines Massengentest in Poll haben die Ermittler weiter keine heiße Spur. Mehr als 300 Speichelproben haben Polizisten in den vergangenen Monaten  genommen.

Ein Uralt-Kriminalfall wird im Moment vor dem Kölner Landgericht juristisch aufgearbeitet. Es geht um den Fall der vor über 35 Jahren ermordeten Kölnerin Petra Nohl. Die damals 26-Jährige wurde am Karnevalssonntag 1988 in der Innenstadt tot aufgefunden. Ein Mann aus Bilderstöckchen sitzt als dringend tatverdächtig auf der Anklagebank.

In einem weiteren dramatischen Fall suchen die Ermittlungsbehörden noch den mutmaßlichen Täter. Es geht um den Fall der ermordeten Seckin Caglar (16) im Jahr 1991. Mehrere Monate nach dem Beginn eines Massengentests in Poll haben die Ermittler weiter keine heiße Spur. Mehr als 300 Speichelproben haben Polizisten in den vergangenen Monaten von Bürgern in Poll genommen. „Diese Untersuchungen fielen negativ aus“, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer der Rundschau. In einem Fall wurde nach Rundschau-Informationen auch eine DNA von einer toten Person genommen. Diese Person stand kurz vor eingeäschert zu werden. Die Maßnahme war mit Angehörigen abgestimmt, berichtete die Kölner Polizei.

„Ich kann mir nicht vorstellen, dass damals keiner was gesehen oder gehört hat.“
Bruder der Getöteten

Begonnen hatte der Massengentest im März 2023 in Poll. Doch die Ermittlungsbehörden geben in diesem tragischen Fall nicht auf. Nun stünden noch die molekulargenetische Untersuchung von etwa 70 weiteren Speichelproben von Personen an, die nicht im Bereich Poll wohnen. „Diese Proben werden derzeit durch außerbezirkliche Polizeidienststellen eingeholt“, ergänzte Bremer. Dies geschehe im Rahmen der Amtshilfe.

In einer Schule in Poll wurde eine DNA-Entnahme-Station eingerichtet.

In einer Schule in Poll wurde eine DNA-Entnahme-Station eingerichtet.

Für den Bruder der getöteten 16-Jährigen bleibt der Mörder seiner Schwester weiter ein „Phantom“, wie Basri Caglar den Täter nennt. Gut 31 Jahre nach dem Verbrechen trat der Bruder im März 2023 vor die Presse und öffnete seine Seele. „Das war der Tag, an dem meine Kindheit kaputt gemacht worden ist“, schilderte der Bruder des Opfers, der zur Tatzeit acht Jahre alt war. Er bat mögliche Zeugen, die bisher vielleicht aus Angst geschwiegen haben, sich bei der Polizei zu melden. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass damals keiner was gesehen oder gehört hat.“

Was war im Oktober 1991 geschehen?

Rückblick: Die 16-jährige Seckin Caglar hatte am 16. Oktober 1991 um 18.40 Uhr ihre Arbeitsstelle in einem Coop-Supermarkt an der Siegburger Straße verlassen und war nie zu Hause angekommen. Die junge Frau hatte erst wenige Tage in dem Markt gearbeitet. Üblicherweise fuhr die junge Türkin mit der Linie 7 von der Station „Salmstraße“ bis „Poll-Autobahn“, um von dort zur Wohnung der Eltern zu gehen. Familienangehörige suchten die 16-Jährige und fanden ihre Leiche schließlich am nächsten Tag in einem Gebüsch nahe der Haltestelle „Poll-Autobahn“. Am Abend zuvor war sie getötet worden. „Sie ist einem Sexualverbrechen zum Opfer gefallen“, sagte Mordermittler Markus Weber.

Bis heute ist unklar, wann Seckin auf ihren Mörder traf, teilte die Polizei weiter mit. Ob in der Bahn, an den beiden Haltestellen oder erst zufällig am Tatort - alles sei möglich.

Dass der Täter sich spontan zu dem Verbrechen entschloss, davon gehen die Ermittler aus. Ein persönlicher Bezug zu Poll sei nicht auszuschließen.

Vielleicht wohnte der Täter damals im Bereich des Tatortes und lebt heute noch dort. Vielleicht aber war er in der Nähe bei jemandem zu Besuch oder hatte seine Arbeitsstelle in der Nähe, heißt es von den Ermittlern.

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