Das Summerjam-Festival verwandelt das Gelände am Fühlinger See in eine Begegnungsstätte der Kulturen.
„Es ist das Miteinander“Summerjam-Festival am Fühlinger See vereint die Menschen in der Musik

Der jamaikanische Dancehall-Künstler Mr. Vegas lockte viele Festival-Besucher vor die Bühne.
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Töpfe qualmen, nebenan werden Haare geflochten, und vor dem Zelt gegenüber sitzt ein Kind im Stuhl und schläft. Auf dem Summerjam kommen viele Menschen aus aller Welt zusammen und über mehrere Tage entsteht eine kleine Zeltstadt am Fühlinger See. Die Gänse, die hier sonst herumwatscheln, haben sich verzogen.
Die Festivalgäste kommen nicht nur wegen der Musik her, sondern auch wegen des besonderen Gefühls, das hier jedes Jahr wieder entsteht. Ibrahim lebt in Köln und ist von Anfang an dabei gewesen – sogar schon, bevor das Festival überhaupt am Fühlinger See stattgefunden hat. Er kommt mit Freunden und Verwandten und ist Teil eines Vereins, der sich jedes Jahr die Mühe macht, auf dem Campingplatz gambische Gerichte zu kochen. „Es gibt Benachin, Maniok mit Bohnen und Erdnussbutter und dazu gebratenen Fisch“, erklärt Ibrahim und zeigt auf die Speisewärmer auf einem Tisch, der am Rand eines Hauptwegs steht. Hier haben sie ihren Stand aufgebaut. Benachin ist ein traditionelles Reisgericht aus Westafrika. In Gambia ist es unter diesem Namen bekannt, in anderen Ländern als Jollof-Reis. Viele Leute bleiben stehen und nehmen sich eine Portion, andere setzen sich unter den Pavillon, der vor der Sonne schützt.

Ein Haarschnitt fürs Festival: Alfred Kofi Boateng und Prince Baka bieten ihre Dienste auf dem Parkplatz an.
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Auch auf Parkplatz 2, an dem eine kleine Bühne steht, werden die Festival-Gäste versorgt – nicht nur mit Speisen, sondern auch mit der Möglichkeit, sich die Haare machen zu lassen: Dreadlocks, Rasta-Zöpfe, eingeflochtene Frisuren oder auch Bartpflege stehen zur Auswahl. Alfred Kofi Boateng arbeitet sonst in einem Salon aus Düsseldorf. Doch auf dem Festival macht ihm sein Handwerk besonders Spaß. Genau wie seinem Kollegen Prince Baka: „Es ist dieses ganze Miteinander hier. Die Leute kommen von überall her und für ein Wochenende genießen wir einfach die Zeit zusammen, egal wo man herkommt. Das finde ich so schön.“
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Summerjam in Köln: Publikum hat sich verändert
Während sich auf dieser Seite des Sees die Menschen noch stärken oder stylen, ist auf der kleinen Insel schon einiges los, die ersten Künstler haben bereits gespielt. Daniel und Georgios kommen gerade von der Red Stage, wo der französische Dancehall-Künstler Blaiz Fayah performt hat. Für Daniel, der im Rollstuhl sitzt, ist es das erste Festival überhaupt. Er ist aus Aachen angereist und bleibt mit seinem Kumpel alle drei Tage. „Mir gefällt es sehr gut. Ich dachte, es wäre ein bisschen voller. Ich finde es auch viel entspannter so, genauso wie auf der Rolli-Ebene zu stehen – man ist ein bisschen weiter weg und für mich ist das dann angenehmer“, erklärt er. Nun geht es für sie weiter zur Green Stage, an der dieses Jahr das erste Mal auch eine Ebene für Rollstuhlfahrende aufgebaut wurde.

Kulinarische Höhepunkte: Ibrahim und seine Freunde kochen gambische Gerichte für die Festivalbesucher.
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DJ Louis aus Wuppertal steht inzwischen selbst auf der Bühne. Er kommt seit vielen Jahren zum Summerjam – zunächst privat, doch seit 2022 legt er hier auf. Seiner Beobachtung nach hat sich das Festival sehr gewandelt. „Das ganze Festival ist einfach viel größer geworden. Es ist halt kein reines Reggae- und Dancehall-Festival mehr. Dieses Jahr ist zum Beispiel auch die Band K.I.Z. am Start und viele Deutschrapper.“ Dadurch habe sich auch die Zielgruppe verändert, alles sei noch ein bisschen größer geworden. Das tue der Finanzierung gut. Auch das Publikum habe sich dadurch verändert. „Es sind viele junge Menschen hier, die stylen sich richtig und haben einfach Bock.“ Die Entwicklung gehe mittlerweile ein bisschen Richtung Coachella-Festival. Trotz des Wandels findet DJ Louis aber, dass es dem Festival gelungen sei, sich weiterzuentwickeln und dabei seine Wurzeln zu behalten.
Das Summerjam-Festival fand am Wochenende zum 37. Mail statt. Seit 1996 ist es am Fühlinger See beheimatet und verwandelt den Ort alljährlich für ein paar Tage in eine andere kleine Welt mit vielen Begegnungen. Danach dürfen die Gänse die Wiesen am See wieder übernehmen.