In der Innenstadt kam es bis in den Nachmittag zu massiven Einschränkungen im Verkehr. Die Deutzer Brücke musste für den Autoverkehr gesperrt werden.
Verkehrs-Chaos in KölnTausende Kurden demonstrieren für Freilassung von PKK-Anführer Öcalan

Teilnehmer einer kurdischen Großdemonstration ziehen durch die Innenstadt. Tausende demonstrierten für die Freilassung des PKK-Führers Öcalan.
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Knapp 15.000 Kurdinnen und Kurden demonstrierten laut Polizeiangaben am Samstag für die Freilassung von Abdullah Öcalan, dem Anführer der Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und anderen PKK-Anhängern, die in der Türkei gefangen gehalten werden. Seit seiner Inhaftierung vor 26 Jahren gilt Öcalan, der von seinen Unterstützern „Apo“— zu Deutsch: Onkel— genannt wird, als Symbolfigur der kurdischen Widerstandsbewegung.
Die PKK wurde 1978 von Abdullah Öcalan als Reaktion auf die politische, soziale und kulturelle Unterdrückung der Kurden in der Türkei gegründet. Mit Waffengewalt kämpfte die Arbeiterpartei für einen unabhängigen Staat oder ein Autonomiegebiet innerhalb der Türkei. Im Rahmen dieser Konflikte sind Zehntausende Menschen ums Leben gekommen. Die PKK wird in der Türkei, wie auch der EU und den USA als terroristische Vereinigung eingestuft und ist in Deutschland verboten.
Kurden aus vielen Ländern in Köln
„Öcalan hat eine historische Rolle dabei gespielt, diesen langen Konflikt in eine Suche nach Frieden, einer demokratischen Lösung und einem gemeinsamen Leben der Völker zu verwandeln“, erklärt Ruken Akça, Ko-Vorsitzende der Konföderation der Gemeinschaften Kurdistans in Deutschland (KON-MED), die zu dieser Demonstration aufgerufen hat. Für dauerhaften Frieden zwischen den Kurden und Türken seien Friedensverhandlungen notwendig, an denen Öcalan beteiligt sein müsse. Öcalan hatte im Mai dieses Jahres zur Niederlegung der Waffen aufgerufen und die Auflösung der PKK angekündigt. Seine Freilassung sei allerdings noch immer nicht in Sicht.
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Zur Demonstration waren Menschen aus vielen Orten nicht nur in Deutschland angereist. Unter ihnen auch Mizgin, die mit „Free Öcalan“ Transparenten in der Hand und einer Kurdistan-Flagge um die Schultern ausgerüstet war. Sie und ihre Familie waren hunderte von Kilometern nach Köln gereist, um dabei sein zu können. „Ich bin hier, um die Freiheit von Öcalan zu fordern und um meine Kultur zu feiern“. Dafür sei ihr kein Weg zu weit. Auch aus den Nachbarländern wie den Niederlanden und Belgien waren hunderte Kurdinnen und Kurden angereist.
Kurdischer Tänze auf der Deutzer Werft
Für die 29-jährige Anna Schmit war es nun schon das dritte Mal, dass sie bei der Öcalan-Demonstration in der Domstadt dabei war. Obwohl sie selbst keine kurdischen Wurzeln hat, sei es ihr wichtig, sich solidarisch zu zeigen: „Ich bin heute hier, weil ich die gerechten Freiheitskämpfe der Welt unterstützen möchte.“ Sie sei 2015 an dem Wiederaufbau eines Krankenhauses in Kobane, einer überwiegend von Kurden bewohnten Stadt in Syrien, beteiligt gewesen, nachdem es durch Angriffe des sogenannten Islamischen Staates (IS) zerstört wurde.

Ein Teilnehmer der kurdischen Großdemonstration hält einen Teppich mit dem Gesicht von Abdullah Öcalan, dem Gründer der PKK in die Höhe.
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Vor der Prozession tanzten die Menschen an der Deutzer Werft zu kurdischer Musik traditionelle Tänze. Die Stimmung war ausgelassen. Der Zug setzte sich später als geplant gegen 13 Uhr von der Deutzer Werft aus in Bewegung Richtung Innenstadt. Zu Rufen wie „Jin, Jiyan, Azadi“ („Frau, Leben, Freiheit“), „Biji Serok Apo“ („Es lebe Anführer Apo“) und „Be Serok Jiyan Nabe“ („Kein Leben ohne den Anführer“) machten sie sich in Richtung Kölner Innenstadt auf. In der Innenstadt kam es bis in den Nachmittag zu massiven Einschränkungen im Verkehr, auch weil es dort zwei weitere Kundgebungen gab. Die Deutzer Brücke musste für den Autoverkehr gesperrt werden. Vereinzelt wurden Bengalos und Böller von Demonstrierenden gezündet. Die Polizei leitete daraufhin einige Verfahren ein, es kam allerdings zu keinen Festnahmen. Insgesamt sei die Demonstration friedlich verlaufen. Der Umzug endete mit einer Kundgebung an der Deutzer Werft.
