Abtreibungsgegner hielten beim „Marsch des Lebens“ Kundgebung auf dem Neumarkt. Gleichzeitig fand eine Gegendemo statt.
AbtreibungsdebatteProteste von Pro-Life und Pro-Choice treffen in Köln aufeinander

Aus ganz NRW kamen Demonstrierende der ProLife-Bewegung in Köln zusammen.
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Rund 2500 Menschen demonstrierten am Samstag gegen das Recht auf Abtreibung in der Kölner Innenstadt. Die Kundgebung des Protestzugs „Marsch für das Leben“ wurde von dem Berliner Verein Bundesverband Lebensrecht organisiert. Auf der Cäcilienstraße direkt hinter dem Neumarkt versammelten sich 2500 weitere Menschen als Reaktion auf den „Marsch für das Leben“. Die Gegendemo wurde von dem Bündnis Pro Choice angemeldet.
Jennifer Maier ist mit ihren zwei Freundinnen Teil der Gegendemonstration. Laut ihr sollte das Selbstbestimmungsrecht der Schwangeren nicht eingeschränkt werden. Maier studiert Molekulare Biomedizin und habe sich im Laufe ihres Studiums viel mit den Risiken einer Schwangerschaft auseinandergesetzt: „Es gibt das Phänomen einer sogenannten Blutgruppenunverträglichkeit. In so einem Fall stößt der Körper der Mutter das Kind ab und das wird dann gefährlich für beide. Durch eine Abtreibung kann das Leben der Frau gerettet werden.“
Viele Plakate zeigen Kinder mit Down-Syndrom
Gesundheitliche Folgen einer Schwangerschaft seien aber nicht der einzige Grund, warum Maier an der Demonstration an diesem sonnigen Nachmittag teilnimmt: „Die meisten Abtreibungsgegnerinnen und -gegner argumentieren mit teilweise religiösen Gründen gegen die Abtreibungsrechte, ich finde das falsch. Ein Glaube oder die Bibel sollten nicht über unsere Gesetze entscheiden.“
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Gegenwind von Pro-Choice: Ein Rauchtopf wurde von Gegendemonstranten während der Kundgebung gezündet.
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Auch Eva Behle ist auf dem Neumarkt dabei. Sie sei extra aus Essen angereist, um bei der Kundgebungen um 13 Uhr und dem anschließenden Protestzug des „Marsch für das Leben“ mit demonstrieren zu können. Behle ist der Meinung, dass Abtreibungen der falsche Weg seien und Schwangere in diesem Konflikt mehr Hilfe und Beratung bekommen sollen. „Es wird immer direkt zur Abtreibung geraten, vor allem bei Kindern mit möglicher Behinderung.“ Die Thematik der Abtreibung von Kindern mit Behinderung scheint die Protestler der ProLife-Bewegung umzutreiben, denn viele Plakate zeigen Kinder mit Down-Syndrom mit der Aufschrift „Ich bin liebenswert“. Eva Behle sieht auch nach einer Vergewaltigung keinen Grund auf das Recht für Abtreibung zu bestehen, auch hier hält sie mehr Beratung und finanzielle Hilfsangebote für eine Lösung.
Anderer Umgang mit Abtreibungen gewünscht
Mia Schneider ist auf der anderen Seite des Neumarkts mit einem Pappschild mit der Aufschrift „Ich habe abgetrieben“ unterwegs: „Mir geht das Thema besonders nah, weil ich die Entscheidung bereits in meinem Leben getroffen habe und es für mich superwichtig ist, über meinen Körper und mein eigenes Leben zu bestimmen.“ Sie wünscht sich von der Politik einen anderen Umgang mit Abtreibungen, denn in Deutschland ist es laut Paragraph 218 im Strafgesetzbuch immer noch illegal, einen Schwangerschaftsabbruch durchzuführen. Er gilt nur dann als straffrei, wenn die Schwangere sich einer Beratung unterzieht.
Demonstrationen verlaufen „weitestgehend störungsfrei“
Als sich die Demozüge der beiden Proteste gegen 14 Uhr in Bewegung setzten, kam es laut Polizei immer wieder zu kleineren Blockaden seitens der Pro-Choice-Aktivisten. „Einsatzkräfte schoben oder trugen vereinzelt Störer zur Seite und hielten sie dort auf Abstand, so dass der Demonstrationszug passieren und weiterlaufen konnte“, teilte die Polizei nach der Veranstaltung mit. Ansonsten seien die Demonstrationen friedlich und weitestgehend störungsfrei verlaufen. Im Innenstadtbereich sorgten die Sperrungen allerdings für erhebliche Verkehrsbehinderungen. Gegen 16 Uhr waren beide Demos beendet.