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Kölner DrogenkriegJetzt steht der Kopf der Kalker Drogenbande vor Gericht

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Im Zusammenhang mit dem Drogenkrieg wurde auch dieses Lokal in Deutz schwer beschädigt.

Im Zusammenhang mit dem Drogenkrieg wurde auch dieses Lokal in Deutz schwer beschädigt.

Sermet A., mutmaßlicher Anführer einer Kalker Drogenbande, steht wegen des Kölner Drogenkriegs vor Gericht. Der Mammutprozess ist von hohen Sicherheitsvorkehrungen begleitet.

Ob der Hauptangeklagte im ab Montag anstehenden Mammutprozess per Hubschrauber aus der Untersuchungshaft zum Kölner Justizzentrum geflogen wird, blieb bis zuletzt unklar. Dass es aber wieder zu kurzzeitigen Straßensperrungen auf der Luxemburger Straße und einem erhöhten Aufkommen von zum Teil schwer bewaffneten Polizeibeamten im und um das Justizhochhaus herum kommen wird, gilt als sicher. Ab 10 Uhr auf der Anklagebank sitzen wird dann Sermet A. (24), der mutmaßliche Kopf einer Kalker Drogenhändlerbande, die im Sommer 2024 in Reaktion auf den Raub von rund 350 Kilogramm Marihuana den sogenannten Kölner Drogenkrieg vom Zaun brach, bei dem es unter anderem zu zwei brutalen Geiselnahmen kam, bei denen die Opfer schwersten Misshandlungen ausgesetzt waren.

Komplize des 24-Jährigen mit auf der Anklagebank

Mit auf der Anklagebank sitzen, wird noch ein enger Vertrauter und Komplize (25) des 24-Jährigen. Mehr als 30 Straftaten legt die Anklage den beiden Männern in dem Verfahren zur Last. Unter anderem sollen sie bandenmäßig und bewaffnet mit Cannabis und harten Drogen gehandelt haben. Sermet A. gilt als Drahtzieher, der 25-Jährige als einer seiner wichtigsten Adjutanten. Im Verlauf des Jahres 2024 soll es zu Rauschgiftgeschäften mit rund 1,3 Tonnen Marihuana und mehr als 50 Kilogramm Kokain durch Sermet A.'s Gruppierung gekommen sein.

Im Juni 2024 wurde der Gruppierung um Sermet A. von bewaffneten Tätern 350 Kilogramm Marihuana, mit einem geschätzten Wert von rund 1,5 Millionen Euro, geraubt. Die Tat gilt als Auslöser für jene Gewaltspirale, die als Kölner Drogenkrieg bekannt wurde. So kam es zu zwei brutalen Geiselnahmen: Zunächst wurden die überfallenen Bewacher des Marihuanas von eigens aus den Niederlanden angeforderten und herangeführten Männern als Geiseln genommen und über Stunden schwer misshandelt, um Informationen über den Verbleib des Stoffs zu erhalten. Anfang Juli 2024 wurden in Bochum dann noch ein Mann und eine Frau als Geiseln genommen und in den Keller eines Hauses in Rodenkirchen verschleppt. Auch sie wurden über Stunden gefoltert und über den Verbleib des Marihuanas befragt. Laut Anklage fanden die Geiselnahmen auf Anweisung von Sermet A. statt.

Mehrere Sprengstoffanschläge in Köln angeordnet

In Rodenkirchen soll der 25-jährige Angeklagte vor Ort weitere Mitglieder der Bande angewiesen haben und als Stellvertreter des 24-Jährigen agiert haben. Zudem soll Sermet A. ab Ende Juni mehrere Sprengstoffanschläge, unter anderem auf ein Modegeschäft auf der Kölner Ehrenstraße, angeordnet haben. Auch hier sei es das Ziel des 24-Jährigen gewesen, Personen unter Druck zu setzen, die er für den Raub der 350 Kilogramm Marihuana verantwortlich machte.

Scherben und Kleidungstücke liegen vor einem Geschäft in der Ehrenstraße in Köln. Auch hier kam es zu einer Explosion, die Ermittler Sermet A. zurechnen.

Scherben und Kleidungstücke liegen vor einem Geschäft in der Ehrenstraße in Köln. Auch hier kam es zu einer Explosion, die Ermittler Sermet A. zurechnen.

Für Sermet A. wird es in dem Prozess um alles gehen: Die Staatsanwaltschaft beantragt mit der Anklage die Anordnung von Sicherungsverwahrung für den 24-Jährigen. Sollte das Gericht nach den bislang 40 geplanten Verhandlungstagen bis Juni 2026 die Maßregel tatsächlich verhängen, würde der 24-Jährige vermutlich nie wieder auf freien Fuß kommen.

Im Tatkomplex Kölner Drogenkrieg hat die Staatsanwaltschaft bislang gegen 37 Personen Anklage erhoben. Davon sind 21 bereits verurteilt. Insgesamt haben die Gerichte in Köln bislang Freiheitsstrafen von 119 Jahren und Jugendstrafen von über 21 Jahren verhängt. Einige der Urteile sind bereits rechtskräftig.