Verschärfte Sicherheit, Hubschrauber und Absperrungen: Ab Dezember steht der mutmaßliche Kopf der Kalker Drogenbande vor Gericht. 40 Verhandlungstage sind geplant.
Prozess gegen DrogenbossKöln rüstet sich für Mammut-Verfahren im Kölner Drogenkrieg

Scherben und Kleidungstücke liegen vor einem Geschäft in der Ehrenstraße in Köln. Auch hier kam es zu einer Explosion, die Ermittler Sermet A. zurechnen.
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Das Spannendste im Kölner Drogenkrieg kommt zum Schluss: Nach bereits zahlreich verhängten Haftstrafen in dem Mammut-Verfahren um Geiselnahmen, Folterungen und riesigen Drogengeschäfte kommt nun der mutmaßliche Boss vor Gericht.
In einem Monat soll Sermet A. (23) auf der Anklagebank Platz nehmen. Als Start für den Prozess ist der 8. Dezember 2025 terminiert. Dies bestätigte ein Sprecher des Landgerichtes. Damit steht dem Landgericht und auch den Anwohnern wieder intensive Zeiten bevor. Die Verhandlungen werden unter verschärften Sicherheitsvorkehrungen stattfinden. Es wird umfangreiche Absperrungen geben, vermummte Spezialkräfte werden im Einsatz sein, Hubschrauber kreisen und Anwohner werden zeitweise nicht in ihre Wohnungen kommen.
Am Landgericht fühlt man sich schon jetzt an den Prozess um den Schwerverbrecher Thomas Drach erinnert. Über viele Monate mussten die Bürger rund um den Gebäudekomplex an der Luxemburger Straße mit massiven Einschränkungen leben. Im Fall des angeklagten Drogenbosses sind laut Landgericht vierzig Verhandlungstage vorgesehen. Nach derzeitigen Planungen soll der Prozess bis Ende Juni 2026 gehen. Doch wie es in einem Prozess dieser Größenordnung regelmäßig so ist: Der Zeitplan wird wohl nicht eingehalten. Ein Landgerichtssprecher sprach am Mittwoch bereits „vorerst“ von vierzig Prozesstagen.
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Kölner Drogenkrieg: Vorwürfe wiegen schwer
Dem 23-jährigen Angeklagten werden erhebliche Straftaten vorgeworfen. Die Ankläger gehen davon aus, dass von dem Mann eine große Gefahr ausgeht. So betont die Staatsanwaltschaft bereits in der Anklage, dass sie den 23-Jährigen auch nach verbüßter Haftstrafe weiter in Unfreiheit sehen will und verfolgt die Unterbringung in der Sicherungsverwahrung. Die Vorwürfe reichen von bandenmäßigem Drogenhandel über Geiselnahme und gefährliche Körperverletzung bis zur Anstiftung zum Herbeiführen von Sprengstoffexplosionen. Wie es in der Anklage heißt, soll Sermet A. als Bandenboss die Anweisungen für fünf Sprengstoffexplosionen in Köln, Engelskirchen und Duisburg gegeben haben. Auch die Explosion an einem Bekleidungsgeschäft in der Ehrenstraße im September 2024 rechnen die Ermittler Sermet A. zu.
Die Ermittlungsbehörden halten den 23-jährigen Deutsch-Iraker für den Kopf der Kalker Drogenhändler-Bande, die im vergangenen Jahr zahlreiche besonders aufsehenerregende Straftaten verübt hat. Die Polizei sprach damals von „großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so noch nicht gegeben hat“. Nachdem der Bande von anderen Kriminellen 350 Kilogramm Marihuana aus einer Lagerhalle in Hürth-Kalscheuren gewaltsam entwendet worden waren, setzte sie alles daran, um das Rauschgift zurückzubekommen, unter anderem mit Folter und Waffengewalt. Zuvor wurden bereits durchaus beachtliche Drogendeals abgeschlossen. So soll die Bande um Sermet A. bereits Rauschgiftgeschäfte in der Größenordnung von 1300 Kilo Marihuana oder mehr als 50 Kilo Kokain getätigt haben.
