Die 20-Jährige und 18-Jährige stehen wegen bandenmäßigen Drogenhandels vor dem Landgericht. Der älteren wird zusätzlich vorgeworfen, einen Mann mit Sex-Versprechen in eine Falle gelockt zu haben.
Kölner DrogenkriegZwei junge Frauen aus der Kalker Drogenbande vor Gericht

Seit Montag muss sich Sermet A. vor Gericht verantworten. Zwei Frauen aus der Kalker Drogenbande müssen sich nun ebenfalls verantworten.
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Die Kalker Drogenbande, die nach einem Raub von 350 Kilogramm Marihuana im Sommer 2024 die als Kölner Drogenkrieg bekanntgewordene Gewalteskalation mit Sprengstoffanschlägen und Geiselnahmen losgetreten hatte, war ganz klar von Männern dominiert. Doch in einigen der bislang vor Gericht erhobenen Anklagen zu dem Tatkomplex kamen auch immer wieder zwei junge Frauen vor, die ebenfalls zu der Bande gehören und unter anderem als Drogenkuriere für Bandenboss Sermet A. (24), dem seit Montag vor dem Landgericht der Prozess gemacht wird, tätig gewesen sein sollen.
Seit Freitag stehen die beiden jungen Frauen (20 und 18) jetzt selbst vor dem Landgericht. Während der 18-Jährigen, die sich auf freiem Fuß befindet, wegen zweier Kurierfahrten mit Kokain nach München Beihilfe zum Drogenhandel in nicht geringer Menge zur Last gelegt wird, sieht sich die 20-Jährige — die seit knapp einem halben Jahr in Untersuchungshaft sitzt — neben bandenmäßigen Drogenhandels auch mit dem Vorwurf einer gemeinschaftlichen Geiselnahme sowie gefährlicher Körperverletzung durch einen hinterhältigen Überfall konfrontiert.
Geisel in einen Hinterhalt gelockt
Laut Anklage soll die 20-Jährige im September 2023 ein Bandenmitglied (25) — von dem Sermet A. annahm, es habe Drogen im Wert von rund 200.000 Euro gestohlen — mit dem Versprechen auf Geschlechtsverkehr in eine Falle gelockt haben. Auftragsgemäß habe die junge Frau sich mit dem 25-Jährigen getroffen und später Sermet A. und weitere Bandenmitglieder über ihren Standort informiert. Die Bandenmitglieder hätten sich dann in Rath-Heumar des 25-Jährigen mit „heruntergelassener Hose“ bemächtigt. Hierbei habe einer der maskierten Täter ihm mit einem Messer in den Oberschenkel gestochen, ein anderer habe ihm eine Uzi an den Kopf gehalten.
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Der 25-Jährige konkretisierte später in seiner Zeugenaussage noch, dass ihm auch eine „Gucci-Schuhtasche“ über den Kopf gezogen worden sei, um ihm die Sicht zu nehmen. Die Täter seien dann zu einem Rastplatz gefahren, wo Sermet A. in das Auto zugestiegen sei und den 25-Jährigen geschlagen habe, bis dieser ihm sein Handy gegeben habe. In dem Handy sei dann nach Hinweisen zu dem mutmaßlichen Drogendiebstahl gesucht, aber keine gefunden worden.
Die 20-Jährige räumte ein, bei der Geiselnahme dabei gewesen zu sein. Sie habe der späteren Geisel aber weder Geschlechtsverkehr in Aussicht gestellt, noch sei sie hinsichtlich der Geiselnahme eingeweiht gewesen. Sermet A. habe ihr gesagt, sie solle sich mit dem 25-Jährigen treffen, also habe sie das gemacht, so die 20-Jährige, die behauptete eine Liebesbeziehung zu Sermet A. unterhalten zu haben.
Geld für Schönheits-OP als Entlohnung
Die Frau bestritt ebenfalls, dass sie eine herausragende Stellung in der Bande eingenommen habe. „Ich werde in dem Verfahren höher dargestellt, als ich war“, sagte die 20-Jährige etwas unbeholfen. Sie habe aber auch Kurierfahrten mit Drogen übernommen, wofür sie mal 200 Euro „für neue Nägel“ bekommen habe. Verteidiger Christof Miseré ergänzte noch: „Und eine gewisse Operation im Vergrößerungsbereich.“ Die habe 3000 Euro gekostet. Ob damit die offensichtlich aufgespritzten Lippen der 20-jährigen Blondine oder ein anderer Körperteil gemeint war, wurde nicht erörtert. Die 18-jährige Mitangeklagte räumte ebenfalls ein, dass sie Kurierfahrten mit Kokain nach München unternommen habe. Hierfür sei sie jeweils mit 1000 Euro entlohnt worden. Der Prozess wird fortgesetzt.

