Kölnkongress-ChefNach 71.000 Veranstaltungen - Bernhard Conin feiert Abschied

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Bernhard Conin im Gürzenich

Bernhard Conin im Gürzenich

Bernhard Conin ist Manager, Karnevalist und vor allem Kölner. Am Montag feiert der Kölnkongress-Chef seinen Abschied.

Manchmal sei er regelrecht „erschrocken“, wenn er in seinen Terminkalender schaue, erzählt Bernhard Conin (69). Denn dort herrscht seit diesem Monat eine ungewohnte Übersichtlichkeit, jedenfalls für einen Mann, der 29 Jahre lang viel beschäftigter Geschäftsführer der Stadt- und Messetochter „Kölnkongress“ war. Am Montag hat er einen sehr emotionalen Termin, dann feiert er nach 44 Berufsjahren seinen Abschied. Natürlich im Gürzenich, der guten Stube der Stadt, dem Schmuckstück von Kölnkongress. Die Karriere von Bernhard Conin in Zahlen:

Eine schicksalshafte Begegnung

Kommilitonen aus Ossendorf hatten wie Conin zu Beginn der 1970er Jahre einen Studienplatz in Düsseldorf zugelost bekommen. Die Fahrt und den Besuch der Betriebswirtschafts-Vorlesungen teilten sie sich. Mal schrieb der eine mit, mal der andere. „Es gab ja Kopierer“, sagt Conin und schmunzelt. Als das Auto seines Professors, ebenfalls ein Kölner, streikte, nahm ihn Conin mit zurück. Eine schicksalhafte Begegnung.

Denn der Professor war nebenbei Gesellschafter einer großen Werbeagentur und schlug seinem studentischen Chauffeur vor, in den Ferien zwei Monate bei der Messe zu arbeiten. Conin blieb direkt dort, war erst Sachbearbeiter, baute ab 1980 die Kongressabteilung mit auf und wurde 1994 erster Geschäftsführer von „Kölnkongress“. Vorher absolvierte er übrigens eine Ausbildung bei der Sparkasse – gemeinsam mit Biggi Wanninger, die später mit dem Ensemble der Stunksitzung bekannt wurde.

Conin jobbte am Lentparkt

5 Sommer lang jobbte Conin, den die Mehrheit der Kölnerinnen und Kölner entweder im Anzug oder im Karnevalskostüm kennen, für etwa einen Monat als Rettungsschwimmer im alten Eis- und Schwimmstadion am Lentpark. „Ein Schönwetterjob“, erinnert sich Conin, dessen Arbeitstage damit begannen, verloren gegangenen Gegenstände vom Beckenboden hinaufzutauchen. Außerdem verdiente er sich Geld als Reiseleiter dazu und legte im Eisstadion unter dem Synonym „Pop-Syndikat“ bei der Eisdisco auf, ebenso bei Hochzeiten und anderen Feiern. Einen Schnäuzer trug er damals noch nicht. Und die Haare waren etwas fülliger und länger.

Und dann veranstaltete er in den Pfarrheimen von St. Rochus und St. Dreikönigen Konzerte mit den Bläck Fööss. Die Gage für die Band – 2000 Deutsche Mark – wurde durch den Ticketverkauf gedeckt. Conin verdiente am Getränkeverkauf.

Einer der einflussreichsten Männer der Stadt

370 Gäste sind am Montag zum Abschied von Bernhard Conin in den Gürzenich geladen. Öfters mal wurde der Manager als einflussreichster Mann der Stadt bezeichnet, was der Wahrheit vermutlich sehr nahe kommt. „Ich selbst habe das nie so wahrgenommen“, stapelt er tief. Neben seinem Job bekleidet er bis heute recht engagiert zahlreiche Ehrenämter, er ist Vorsitzender der Freunde und Förderer des Kölnischen Brauchtums, des Kölner Verkehrsvereins, zudem gehört er dem Verein „Leuchtendes Köln“ an, der sich für die Illumination der Brücken, des Doms und anderer Sehenswürdigkeiten einsetzt.

Die Verquickung von Spitzenjob im Messegeschäft und sehr lokal geprägten Ehrenämtern gehörten sicherlich zu den Qualitäten und Besonderheiten von Conin, dessen kölscher Zungenschlag etwas heimeliges inmitten der schnelllebigen Hektik all der Business-Hipster in der Veranstaltungsbranche hatte. „Ich habe immer meine Meinung gesagt“, sagt Conin, bei ihm wussten die Menschen, wo sie dran waren.   Er habe „den schönsten Job in der Stadt“ gehabt, sagte Conin öfters. Einmal habe er sich sogar woanders beworben, „aber ich wollte nie weg“.

Eindrucksvolles Treffen mit Bill Clinton

71.400 Veranstaltungen hat Bernhard Conin mit seinem Team organisiert, zu Beginn der 1980er Jahre betreute er in der Messehalle 8 die Bayer-Hauptversammlung, Pressekonferenzen, Rahmenveranstaltungen zu Messen, Hochzeiten, Karnevalssitzungen. „Wir waren Gastgeber für Gastgeber“, meint Conin. Und natürlich den Weltwirtschaftsgipfel 1999 in Köln, sechs Sitzungen von Ministern sowie Staats- und Regierungschefs hatten im Gürzenich stattgefunden.

Bernhard Conin trifft 1999 auf US-Präsident Bill Clinton.

Bernhard Conin trifft 1999 auf US-Präsident Bill Clinton.

„Plötzlich fragte US-Präsident Bill Clinton, ob er sich die Gedenkstätte St. Alban anschauen dürfe. Wir haben dann schnell den riesigen Schlüssel für die Holztür geholt“, erzählt Conin, der noch heute beeindruckt ist vom profunden kunsthistorischen Wissen des Präsidenten. Die Aufnahme von der Besichtigung der Skulptur „Trauernde Eltern“ hat Clinton später sogar in seine Biografie aufgenommen.

Beworben hatte er sich übrigens nie für seinen Job. „Oberbürgermeister und Messechef sagten damals: Mach mal“, sagt er und fügt belustigt hinzu: „Ohne Ausschreibung. Das wäre heute ein Skandal erster Güte, aber es war rechtlich korrekt“.

Abgesehen von einer Doppelbelegung fallen Conin keine gravierenden Pannen ein. „Ich bin sehr froh, dass nie etwa Ernsthaftes passiert ist“, sagt er erleichtert.

Ehrenmitglied in 29 Karnevalsvereinen

1500 Karnevalsorden liegen im Keller von Familie Conin, verpackt in Kartons. „Weggeworfen habe ich keinen“, sagt Bernhard Conin. Gut 100 Sitzungen finden jede Session in Flora, Tanzbrunnen-Theater und Gürzenich statt, „etwa 40 bis 50 Orden habe ich jede Session erhalten“, rechnet er nach, denn mit 46 Karnevalsvereinen habe Kölnkongress über Jahre eng zusammengearbeitet. Zudem war er 33 Jahre lang Literat der KG Rocholomäus und veranstaltete mit den Brauchtumsförderern die „Schull- un Veedelszöch“. 29 Vereine haben Conin zum Ehrenmitglied ernannt, auch die dazugehörigen Mützen befinden sich in einer Kiste.

2 große Sanierungen hat Bernhard Conin in seiner Zeit als Kölnkongress-Chef betreut. Der Gürzenich erhielt in den Jahren 1996 und 1997 eine umfangreiche Modernisierung, die Technik wurde auf den neuesten Stand gebracht, der Außenaufzug gebaut. Später investierte sein Unternehmen knapp 40 Millionen Euro in den Umbau der Flora. „Das machen zu dürfen, war ein Glück“, meint Conin, nicht nur, weil das Budget für die Baumaßnahmen nicht überschritten wurde. „Bauherr war die Stadt, aber wir durften unsere Ideen einbringen. Ich war fast jeden Tag auf der Baustelle“, erinnert sich Conin.

Jetzt hat Conin viel Zeit. Vielleicht legt er ja nochmal die alten Platten auf.

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