Es war drei Jahre zu spät und dreimal teurer als geplant. Dieses Jahr sollte es endlich fertig werden. Doch daraus wird nichts mehr. Der Bau des ersten Kölner Fahrrad-Parkhauses an der KVB-Endhaltestelle Weiden West ist in weite Ferne gerückt.

Man müsse das Projekt neu ausschreiben, teilte Mobilitätsdezernent Ascan Egerer dem Verkehrsausschuss mit. Grund: Die Firma, die sich bei der ersten Ausschreibung 2022 durchgesetzt hatte, hat laut Stadt den Kontakt abgebrochen. Im Frühjahr habe man erfahren, dass „aufgrund von firmeninternen Entwicklungen zwischenzeitlich eine Fusion des potenziellen Auftragnehmers in eine neue Firma erfolgte“. Der „vormals gute Kontakt“ sei vom Auftragnehmer „komplett eingestellt“ worden, alle Versuche der Stadt zur Kontaktaufnahme seien gescheitert.

Stadt schreibt Projekt neu aus

„Aufgrund dieser sehr unklaren Situation und der Bedeutung des Pilotprojekts“ habe man entschieden, die Vergabe aufzuheben, so Egerer. Nun wolle die Stadt „möglichst zeitnah“ neu ausschreiben. Mit einem Ergebnis sei aber „frühestens im ersten Halbjahr 2024 zu rechnen“.

„Das ist sehr ärgerlich. Ich bin schockiert“, sagt Christoph Schmidt, Vorsitzender des Kreisverbands Köln des Fahrradclubs ADFC. Nun werde der Bike Tower „wohl erst 2025, eher 2026 fertig“. Trotzdem sei die Entscheidung der Stadt, eine solide Firma zu suchen, nachvollziehbar. Denn hier gehe es auch um Gewährleistungsfragen.

In Offenburg ist seit 2013 ein Radparkhaus in Betrieb, in Köln wird seit 2017 darüber diskutiert. Die Stadt hatte die Kosten im März mit 1,46 Millionen Euro beziffert — rund 12.000 Euro pro Stellplatz. Jetzt wird es vermutlich teurer. Eigentlich sollten bis Ende 2022 insgesamt fünf Bike Tower in Köln stehen. Das hatte die Stadt 2020 im Streit mit der Deutschen Umwelthilfe um Luftreinhaltung und Dieselfahrverbote zugesagt. Bisher wurde kein einziges der Fahrradparkhäuser gebaut

ADFC bringt Fahrradboxen als Alternative ins Spiel

Statt des vollautomatischen Bike Tower mit 120 Fahrradstellplätzen ließe sich in Weiden West auch eine Parkpalette errichten, in der man abschließbare Fahrradboxen unterbringen könne, schlägt Schmidt vor. Das seien am Markt bereits verfügbare Systeme, die sich womöglich schneller umsetzen ließen.

Die in Weiden West vorhandenen Stellplätze decken den Bedarf nicht. Insbesondere fehlt es hier an sicheren Abstellmöglichkeiten für hochwertige Räder und E-Bikes. Laut Stadtverwaltung gab es im März mehr als 100 Interessenten für einen sicheren Stellplatz im geplanten Bike Tower. Eine Jahreskarte sollte 60 Euro kosten, der Zugang über Chipkarte erfolgen.