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„Man kann nicht mehr klar reagieren“Wie Kölns Zoodirektor Opfer eines Schockanrufs wurde

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Der frühere Zoo-Direktor Gunther Nogge spricht bei einem Pressetermin über seine Erfahrung.

Bis heute nimmt er Gespräche nur an, wenn die Nummer im Display vertraut ist: der frühere Zoo-Direktor Gunther Nogge.

Zoo-Direktor Nogge ist mit einem blauen Auge davongekommen, aber der Tag hat Spuren hinterlassen. Doch sein Fall ist bei weitem kein Einzelschicksal.

„Mir kann sowas nicht passieren.“ Professor Gunther Nogge, ehemaliger Zoodirektor, war sicher, nie auf Trickbetrüger hereinfallen zu können. „Ich gehöre zu den Menschen die das alles wissen, die alles darüber gelesen haben, die voll informiert sind“, sagt er. Vor einem Jahr klingelte dann sein Telefon. Nogge wurde Opfer eines Schockanrufes. Einer der Täter gab sich am Telefon als Nogges Sohn aus, der verhaftet worden sei und jetzt eine Kaution in Höhe von 10.000 Euro benötige. Der zweite Täter übernahm den Hörer und spielte einen Beamten der Polizei, der die Anweisungen und Geldforderungen stellte. „Man ist emotional so angegriffen, dass man nicht mehr klar reagieren kann“, erklärt Nogge.

Bei einem gemeinsamen Pressetermin von Sparkasse Köln/Bonn und der Polizei erzählte der 80-Jährige seine Geschichte. Seine Frau habe in dem Moment besser reagiert als er. Sie rief umgehend den Sohn auf dem Handy an – er saß in aller Seelenruhe zuhause. Nogge ist mit einem blauen Auge davongekommen, aber der Tag hat Spuren hinterlassen. „Bis heute gehe ich nicht mehr ans Telefon, wenn mir die Nummer auf dem Display nicht bekannt ist.“

Alles andere als ein Einzelfall in Köln

So wie ihm geht es jährlich vielen Menschen in Köln und Umgebung. 2020 registrierte die Polizei in Köln und Leverkusen etwa 4300 Betrugsstraftaten. Immer wieder spricht die Sparkasse gezielt Kunden an, die ungewöhnlich hohe Geldbeträge abheben wollen und rät in solchen Momenten, die Polizei zu verständigen. „Scheuen Sie nicht die Kontaktaufnahme zur Polizei oder wenden Sie sich an ihren Sparkassenberater“, rät Elisabeth Landschneider, Leiterin der Geldwäsche und Betrugsprävention der Sparkasse Köln Bonn.

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Zwischen Oktober 2021 und September 2022 konnten mit Hilfe der Bank in Köln und Bonn 20 Vermögensverluste verhindert werden. Insgesamt ging es dabei um einen abgewendeten Schaden von rund einer Millionen Euro, teilt das Institut mit. Kriminalhauptkommissar Thomas Jansen betont: „Wir sind dankbar dafür, dass die Angestellten der Sparkasse Köln Bonn so aufmerksam sind, zur richtigen Zeit die richtigen Fragen stellen und die Geldausgabeumschläge mit unseren Warnhinweisen verwenden.“


Die Polizei gibt Empfehlungen, wie Sie nicht auf Telefonbetrüger hereinfallen. Drei wichtige Hinweise:

  1. Tief durchatmen. Auch wenn die Geschichte noch so dramatisch klingt: Handeln Sie nicht voreilig, überlegen Sie,ob das glaubwürdig ist.
  2. Geben Sie am Telefon niemals Auskunft über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse.
  3. Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotrufnummer 110 an. Wenn Sie unsicher sind, wählen Sie selbst die 110 aber nutzen Sie niemals die Rückruftaste.

Er weist darauf hin, dass 2021 in Köln und Leverkusen 1603 Betrugsstraftaten zum Nachteil älterer Menschen verübt worden seien. Auch wenn nur 254 Taten vollendet wurden, ist dennoch ein Schaden von mehr als 1,5 Millionen Euro entstanden. „Kundenschäden kann auch die Sparkasse Köln Bonn nicht ausschließen und das Risiko bleibt hoch“, fügt Landschneider hinzu. Zusammen mit der Polizei verteilt die Sparkasse jetzt den gemeinsamen Kundenflyer „Schutz vor Betrug“. Dieser kann in jeder Filiale mitgenommen werden oder steht im Internet auf der Homepage der Sparkasse zum Herunterladen zur Verfügung. Ergänzend setzt die Sparkasse seit Januar 2021 auf Geldausgabeumschläge die ebenfalls mit der Polizei entworfen wurden. Auf ihnen sind Warnhinweise sowie Telefonnummern der echten Polizei zu finden.

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