Ende des StillstandsNeuer Stahlbauer für Museum „MiQua“ in Köln gefunden

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Auf dem Rathausplatz in Köln entsteht das Museum im Quartier. Bisher ragt nur etwas mehr als die Hälfte der dreistöckigen Stahlkonstruktion in die Höhe, der neue Stahlbauer soll die letzten Teile fertig bauen.

Die Tragekonstruktion aus Stahl für das künftige Museum blieb rund ein Jahr unangetastet. Der neue Stahlbauer soll die letzten Abschnitte innerhalb von zwölf Monaten fertigstellen.

Knapp zwölf Monate nachdem die Stadt den Stahlbauern für das Museum im Quartier gefeuert hat, ist der Vertrag mit einem Nachfolger gefunden. Dieser soll die Stahlkonstruktion in nur zwölf Monaten fertigstellen. 

Keine Rüge beim Verfahren, keine Beanstandungen anderer Bieter, der neue Stahlbauer für das jüdische Museum „MiQua“ auf und unter dem Rathausplatz ist beauftragt. Das meldete die Stadt Köln am Mittwochmorgen. Den Zeitplan gab es gleich dazu: In den nächsten zwölf Monaten soll das Stahlgerüst, das die künftige Museumshalle tragen soll, fertiggestellt sein. Eine positive Entwicklung im langen Akt der Verzögerung.

Den Findungsprozess könnten Beobachter dabei fast als schnell bezeichnen – für ein Verfahren einer kommunalen Ausschreibung. Weniger als ein Jahr nach der Kündigung des ursprünglichen Stahlbauers hat die Verwaltung einen Nachfolger gefunden. Die Ausschreibung erfolgte im Februar, die Angebote wurden ab Anfang September gesichtet. Nach der Entscheidung hätten andere Bieter noch Ansprüche erheben oder Instanzen das Verfahren bemängeln können – beides ist nicht erfolgt.

Dabei scheint auch der Clinch mit der gekündigten Firma FSE (Fläminger Stahl- & Energieelementebau) beendet. Noch im April war die Rede von Drohungen der Firma, bereits gefertigtes Material zurückzuhalten. Doch es kam anders, erklärt die Verwaltung: „Die Bauteile, die die Stadt vom ehemaligen Stahlbauunternehmen gesichert hat, wurden Anfang November vollständig im Lager angeliefert.“ Sie könnten vollständig dem neuen Unternehmen übergeben werden.

Die Bauteile, die die Stadt vom ehemaligen Stahlbauunternehmen gesichert hat, wurden Anfang November vollständig im Lager angeliefert.
Stadt Köln

Ganz fertig sind diese Bauteile laut Rundschau-Informationen noch nicht. Aber es ist lediglich die Beschichtung, die fehlt. Mit den Bauteilen soll die neue Firma den vierten und letzten Abschnitt der Tragekonstruktion fertigstellen. Ende 2023 könnte die unfertige Konstruktion, die zentral in der Innenstadt hinter der blickdichten Baustellenwand emporragt, fertig sein. Eigentlich sollte das Stahlgerüst im März 2021 stehen.

Der Zeitplan für die Fertigstellung des gesamten Museums im Quartier, das die archäologische Zone und das jüdische Museum verbindet soll, bleibt allerdings noch offen. Es kommt auf Firmen aus 13 weiteren Gewerken an. Unternehmen, die Dach, Fassade, technische Gebäudeausstattung und vieles mehr im Anschluss an die Arbeiten des Stahlbauers fertigen sollen.

Dabei gibt es nun mehrere Optionen, denn die Fristen sind durch die lange Verzögerung laut der Stadt weit überschritten worden. Nun können die Firmen schlichtweg an ihren Aufträgen festhalten, oder eben auch nicht. Je nachdem müssten neue Vertragstermine vereinbart werden oder   neue Ausschreibungen erfolgen. Ein Hintertürchen für eine andere Herangehensweise gäbe es, wenn alle Firmen abspringen würden. Dann könnte die Stadt einen General- oder Totalunternehmer für die restlichen Arbeiten beauftragen. Das könnte den Bau beschleunigen.

Im Anschluss an diese neuen Vereinbarungen könne die Stadt den Gesamtterminplan aktualisieren und konkrete Aussagen zur Kostenentwicklung treffen.

Unterirdische Arbeiten weiter fortgeschritten

Während die Baustelle nach außen hin nun fast ein Jahr still stand, wurden die unterirdischen Arbeiten laut Stadt verstärkt vorangetrieben. Zahlreiche Funde aus römischer und mittelalterlicher Zeit sowie weitere bauliche Zeitzeugen aus der jüdischen Hochzeit bereichern die künftige Ausstellung, wie die Rundschau berichtete.   So wurde auch die Parcourserstellung im künftigen unterirdischen Rundgang zusätzlich angepasst.

Das Museum, das künftig vom Landschaftverband Rheinland (LVR) betrieben werden soll, wird laut Stadt mit dem römischen Praetorium, dem mittelalterlichen jüdischen Viertel und dem Goldschmiedeviertel einige der bedeutendsten archäologischen Architekturfunde zur Geschichte der Stadt Köln und des Rheinlandes zeigen. Das „MiQua“ werde sich aus einer unterirdischen archäologischen Fundebene und dem oberirdischen Neubau zusammensetzen.

Auf rund 6000 Quadratmetern werde ein archäologischer Rundgang als Dauerausstellung eingerichtet. Diese soll sich im ersten Obergeschoss fortsetzen, mit dem Ausstellungsteil zur jüdischen Geschichte und Kultur Kölns seit 1424, dem Jahr der Vertreibung der Juden aus Köln, bis in die Moderne. Mit der Übergabe übernimmt der LVR die Trägerschaft. Die Stadt unterhält Gebäude und Bodendenkmal.

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