Vor knapp zwei Jahren haben vier Kölner das Schiff als Ebay-Schnäppchen ersteigert. Das Düsseldorfer Oberlandesgericht hat den Kaufvertrag nun erneut als rechtmäßig bestätigt. Fehlt nur noch ein Liegeplatz.
Schiff-SchnäppchenWohin mit der MS Stadt Düsseldorf?
Ein Schiff ohne Hafen ist wie ein Schloss ohne Land. Wer also auf einer Online-Auktionsplattform zufällig ein Schiff ersteigert, sollte ungefähr eine Ahnung haben, wo es später liegen könnte. Oder er hat ein Problem. So wie Daniel Rabe. Ihm gehört nun auch hochoffiziell die MS Stadt Düsseldorf. Aber so reicht weiß er nicht, wohin damit.
Der umtriebige Gastronom ("Bagatelle", "Stadthalle") hat mit seinem Schwager und den beiden Partnerinnen eher aus einer Sektlaune heraus das Schiff der "Weissen Flotte Düsseldorf GmbH" bei Ebay ersteigert. Für genau 75 000 Euro und 50 Cent. Das war bereits 2021, und der Betrag scheint nicht zu viel für ein stattliches Ausflugsschiff, auch wenn es bereits im Jahr 1970 erbaut wurde. Doch gegen den Kaufvertrag ging die "Weisse Flotte" gerichtlich vor, die Auktion sei nicht ordnungsgemäß abgelaufen. Man traf sich vor dem Düsseldorfer Landgericht, wo der Vertrag als gültig beurteilt wurde. Vergangene Woche scheiterte die Flotte nun auch in der Berufung vor dem Oberlandesgericht. Die Gesellschaft wurde erneut zur Herausgabe des Schiffes aufgefordert. Es bliebe als letzte rechtliche Option nur der Gang zum Bundesgerichtshof.
Abseits dieser juristischen Scharmützel (es gab keinen außergerichtlichen Einigungsversuch) bleibt die Zukunft des Schiffes unklar. Dass Parkplätze in Köln knapp sind, ist bekannt, das gilt auch für die Verkehrsmittel, die sich auf dem Rhein bewegen. "Unser Traum ist, dass das Schiff im Niehler Hafen liegt", sagt Daniel Rabe. Dort gebe es eine Infrastruktur, es wäre doch eine Aufwertung, wenn dort auch abends etwas Betrieb sei. Denn das Schiff soll in erster Linie gastronomisch genutzt werden. Ein Partyschiff, nicht mit dröhnendem Dieselmotor, sondern mit vibrierenden Bässen. In Niehl würde man keine Anwohner stören, die Argumentation der neuen Eigner. Doch bei der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) hat man mehr oder weniger entsetzt abgewunken. Der Niehler Hafen ist ein Industriehafen, ein Partyschiff sei schon unter Sicherheitsaspekten nicht vorstellbar.
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Aber wo geht das Schiff dann vor Anker? Im Rheinauhafen gäbe es möglicherweise noch einige freie Plätze. "Aber die Wassertiefe reicht nicht mehr", sagt Rabe, "zumindest aktuell nicht mehr. Vor zehn Jahren wäre das vielleicht noch anders gewesen." Im vergangenen Jahr war der Wasserstand im Hochsommer so knapp, dann man auf den Grund schauen konnte. Die MS Stadt Düsseldorf fährt mit einer Kieltiefe von 1,30 Metern. Und sonst? Die Anlegeplätze am Rhein sind fest vergeben. Ohnehin ist es eng geworden, seit das Altstadtufer saniert wird.
Wann die neuen Besitzer ihr Schiff endlich abheben können, ist noch unklar. Es könnte schon in zwei, drei Wochen der Fall sein. Und dann? "Vielleicht fahren wir erstmal nach Köln und schauen, was passiert", sagt Rabe. Es gebe Kontakte im Rheingau und an der Mosel, doch viel lieber möchten die Inhaber das Schiff in Köln halten. Klar ist schon, dass die "Beck's"-Bier-Werbung durch eine Kölsch-Botschaft ersetzt werden soll. Und der Name wird sich auch ändern: Statt "MS Stadt Düsseldorf" wird das Schiff "MS Schang Jülich" heißen, benannt nach dem Edelweißpiraten und Karnevalisten. Die Webseite zum Schiff hat bereits abgelegt.
Kurz-Infos
250Personen kann die „MS Stadt Düsseldorf“ befördern. Auf dem Unterdeck findet sich eine Tanzfläche nebst Bar. Das Mitteldeck bietet, so die Weisse Flotte, bis zu 150 Sitzplätze. Auch das Außendeck lässt sich mit LED stilvoll in Szene setzen. Das Schiff ist mit einem 1020 PS starken Motor ausgestattet, er wurde 2017 generalüberholt.