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Olympia-Rallye 72So wird Walter Röhrl bei der Revival-Tour in Ossendorf gefeiert

Lesezeit 3 Minuten
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Starker Auftritt: Walter Röhrl fuhr im Ford Capri RS 2600 vor.

Köln – Vor der Motorworld am Butzweilerhof bildete sich eine lange Gasse, als endlich der Star der „Olympia Rallye ’72 Revival 2022“ eintraf. Walter Röhrl ist eine Legende. Er ist der bisher einzige deutsche Rallye-Weltmeister. Zweimal holte er den Titel: 1978 in einem Fiat und 1982 in einem Opel. Sein Oldtimer-Schätzchen aber ist der Ford Capri RS 2600, mit dem der damals noch unbekannte Fahrer 1972 bei der Rallye anlässlich der Olympischen Spiele in München Bestzeiten fuhr. Köln stand vor 50 Jahren nicht auf der Routenliste, aber jetzt auf Bitten der Motorworld bei der ersten und einzigen Revival-Tour.

Tour geht einmal durch ganz Deutschland

Über sechs Tage und 2100 Kilometer führt die Tour noch bis Samstag quer durch Deutschland von Kiel nach München. Die Fahrt von Paderborn nach Köln war die dritte von sechs Etappen. Rund 200 Auto der Baujahre 1950 bis 1990 empfing der Ausrichter, der ADAC Nordrhein, in Ossendorf. „Fahrer aus acht verschiedenen Nationen sowie 44 verschiedene Fahrzeugmarken und 175 Fahrzeugtypen nehmen teil. Eine solche Vielfalt hat es bei einer Oldtimer-Rallye in Deutschland noch nie gegeben“, erklärte ADAC-Oldtimer-Experte Jürgen Cüpper. Als einziges Damen-Duo überquerten Steffi Edelhoff und Birgit Binder in einem Ford Escort RS 2000, Baujahr 1973, die Ziellinie vor dem Dienstleistungszentrum für Oldtimer und Sammlerfahrzeuge.

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Seiner Leidenschaft ist er immer treu geblieben: 50 Jahre danach fuhr Röhrl erneut die Olympia Rallye ’72.

„Heiß war’s“, oder wie ein Teilnehmer aus Bayern bemerkte: „Jo, warm is scho“, stöhnten die meisten ein bisschen bei der Ankunft. Denn die meisten Oldtimer verfügen nicht über eine Klimaanlage. Im Vorfeld hatte die Empfehlung des ADAC, Sicherheitsgurte anzulegen, für Heiterkeit gesorgt. Auch die sind in alten Autos nicht vorhanden, außer seit 1958 in Volvo- und Saab-Modellen. Seltenstes Fahrzeug am Start war der Sportwagen VW-Porsche 914/6 GT, von dem die beiden Autohersteller in Kooperation zwischen Herbst 1969 und Anfang 1976 etwa 120 000 Exemplare bauten. Nicht im Programmheft des Olympia-Rallye-Revivals, da der Start bis zuletzt ungewiss blieb, aber als „formschön und zuverlässig“ begrüßt, war ein Exemplar der DDR-Automarkte Wartburg dabei.

Dem Ford macht die Hitze mehr zu schaffen, als dem Fahrer

Walter Röhrl gehörte zu denen, die die Hitze locker wegsteckten. Stattdessen schwärmte der 75-Jährige von der schönen Landschaft im Sauerland, den freundlichen Menschen am Straßenrand, die ihm zuwinkten, und von Beifahrer Klaus-Joachim „Jochi“ Kleint, Sieger der Rallye-Europameisterschaft 1979, „dem besten Teamkollegen, den ich je hatte.“ Allerdings setzten die Temperaturen über 30 Grad ihrem Ford Capri zu. „Wir sind zweimal liegengeblieben und mussten warten, bis der Motor abkühlt“, erzählte Röhrl. Andere Capri-Fahrer hielten an, um mit Bauteilen für den Neustart auszuhelfen.

Kaum über die Etappen-Ziellinie gefahren, aber noch nicht eingeparkt, gab der Motor ein drittes Mal seinen Geist auf. Veranstaltungshelfern und Fans war es eine Ehre, das legendäre Auto des legendären Fahrers an seinen Platz zu schieben.