Pläne der GeschäftsführungKrach um Bezahlung des Bodenpersonals mit Verdi

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Flughafen Köln dpa

Der Kölner Flughafen (Symbolbild)

  • Verdi und Geschäftsführung ringen um die Zukunft des Bodenpersonals.
  • Gewerkschaft wirft dem Airport vor, die Probleme selbst gemacht zu haben.
  • Angestellte fürchten Gehaltseinbußen von mehr als 10 000 Euro im Jahr.

Köln/Bonn – Am Flughafen Köln/Bonn wird weiter um die Zukunft der Ground Services gerungen. Am Freitag schlug die Gewerkschaft Verdi Alarm. Sie beklagt, dass die Geschäftsführung eine Tochtergesellschaft und drastische Lohnsenkungen plane.

Zu den Ground Services gehören die Bodenverkehrsdienste inklusive Gepäckdienst. Dort sind insgesamt rund 700 Mitarbeiter beschäftigt. Der Airport relativierte die Verdi-Kritik auf Anfrag. Demnach ist noch nichts entschieden, man befinde sich in einem "gemeinsamen, ergebnisoffenen Arbeitsprozess".

Weiterhin Millionendefizit für Sparte erwartet

Am Donnerstag hatten sich die Geschäftsführung und Verdi zum Gespräch über die Ground Services getroffen, die nach Angaben des Flughafens verlustträchtig sind. Demnach betrug das Defizit im Jahr 2018 16 Millionen Euro. Laut Airport wird der Bereich auf Dauer Millionendefizite einfahren. Würde an der jetzigen Situation gar nicht geändert, betrage das Defizit bis 2040 500 Millionen Euro, so eine Sprecherin.

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"Wir sehen ja ein, dass gespart werden muss", sagt Sven Kühn, Verdi-Gewerkschaftssekretär und Verhandlungsführer. "Das darf jedoch nicht auf dem Rücken der Mitarbeiter geschehen.“ Der Flughafen sei keineswegs ein notleidendes Unternehmen. Vielmehr wolle der Airport Spielraum für Investitionen gewinnen – etwa Projekte wie Airport City, so Kühn. 

Verdi befürchtet Lohneinbußen von mehr als 10 000 Euro pro Jahr 

Verdi zufolge tendiert die Geschäftsführung bei den Ground Services klar zur Gründung der Tochter – und fasse damit eine deutliche Absenkung der Löhne ins Auge. Frauke Bendokat von Verdi rechnet vor: "Beschäftigte in der Abfertigung sollen am Ende auf mehr als 10 000 Euro pro Jahr verzichten. Das sind fast 30 Prozent des derzeitigen Jahresbruttogehalts. Das ist mit uns nicht zu machen.“

Zu den Einschnitten gehört laut Verdi etwa der Verzicht auf das Leistungsentgelt, das bei unteren Lohngruppen mehrere hundert Euro im Jahr ausmache. Zusätzlich sollten der Stammbelegschaft, mit Ausnahme der unkündbaren Beschäftigten, mit Überführung in die Tochter die Jahressonderzahlung von etwa 2500 Euro pro Jahr, eine Zahlung aus dem "Tarifvertrag Ertragsbeteiligung“ von 600 Euro pro Jahr sowie alle Überstundenzuschläge gestrichen werden, beklagt die Gewerkschaft. Kühn: "Kommt es zur Tochtergründung, machen wir aus dieser einen Streikbetrieb.“

Gewerkschaft bewertet Probleme als hausgemacht

Der Gewerkschaftssekretär sieht in den hohen Defiziten der Ground Services ein hausgemachtes Problem: Der Großteil komme durch die Umlage der Overheadkosten – also allgemeiner Kosten – zustande. 2017 hätten sie am damaligen Defizit von zwölf Millionen Euro allein acht Millionen Euro ausgemacht, erklärte Kühn.

Der Flughafen bestritt am Freitag, dass sich die Geschäftsführung bei den Ground Services schon auf ein Modell festgelegt habe: "Bevor die Verhandlungen beginnen, hat die Geschäftsführung der Gewerkschaft in einer Arbeitsgruppe die tariflichen Handlungsmöglichkeiten vorgestellt, die aus ihrer Sicht in Frage kommen, um eine langfristige, wirtschaftlich tragfähige Lösung zu erreichen“, erklärte er. Für andere Lösungswege zeige sich die Geschäftsführung offen. "Welcher Weg schließlich beschritten wird, werden die Verhandlungen ergeben.“

Laut Verdi stehen die nächsten Gespräche im September an, laut Flughafen soll bis Jahresende eine Entscheidung getroffen sein. 

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