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Sanierung des AgrippabadsSo reagieren Kölner Badegäste auf die geplante Sanierung

4 min
Menschen gehen die Treppe zu einem Schwimmbad hoch.

Das Agrippabad in der Innenstadt von Köln ist beliebt. 

Mit Unverständnis und Sorge reagieren Kölner Badegäste auf die ungewisse Sanierung des Agrippabads.

„Wenn ich was zu sagen hätte, dann würde man folgendes machen:  Erst einen Plan machen, dann komplett abreißen und dann neu bauen. Zu 'nem Preis, den wir stemmen können.“ Rentner Alex Bissinger hat klare Vorstellungen, wie mit dem sanierungsbedürftigen Agrippabad verfahren werden soll. Indes: Die Kölnbäder haben komplett andere Vorstellungen. Wie berichtet, soll das denkmalgeschützte Innenstadtbad zum 1. Januar erst einmal für ein halbes Jahr geschlossen werden. Während dieser Zeit will man sich einen Überblick darüber verschaffen, was genau saniert werden muss. Es soll eine Öffnung im Sommer 2026 erfolgen, um anschließend für mindestens anderthalb bis zwei Jahre am Stück zu schließen. Ein genauer Zeitplan steht ebenso wenig wie eine Übersicht über die Kosten.

Ein Kind steht mit seiner Mutter auf einer Treppe.

Anton mit seiner Mutter Anika Karthaus und Geburtstagsgästen vor dem Agrippabad.

Anika Karthaus nutzt das Agippabad in den letzten Öffnungstagen in diesem Jahr, um eine Geburtstags-Schwimmparty für ihren neunjährigen Sohn auszurichten. „Wir wollen auf den Sprungturm, an die Kletterwand und auf die Rutschen. Ich finde das toll hier“, freut sich Anton aus Mülheim. „Gut, dass das Bad noch offen ist“, sagt seine Mutter und fügt hinzu: „Ich freue mich jedes Mal, dass wir hier so ein schönes Bad haben. Das Gebäude hat wunderbare Details und gefällt mir gut.“ Im nächsten Satz verrät sie, dass sie Architektin ist.

Ihre Meinung entspricht der der Denkmalschützer, die auch die Leistung der Architekten Hansotto Schaefler und Wolfgang Bleser für die Nachwelt bewahren möchten. Die beiden haben das Agrippabad Ende der 1950er Jahre geplant. Aus den 1950er Jahren stammen zum Beispiel der orange gekachelte, denkmalgeschützte 10-Meter-Sprungturm und ein Teil der Fassade. Von 1998 bis 2000 wurde das Bad zum ersten Mal für 27 Millionen Euro generalsaniert und zu einem Kombi-Bad mit Innen- und Außenbereich mit Solebecken umgebaut. Das Agrippabad bietet zudem Sauna und Fitness-Studio.

Sehr beliebtes Kombibad

„Ich komme viermal die Woche und kombiniere Fitness-Studio mit Schwimmen“, erklärt eine junge Frau. Zwar habe man ihr Alternativen zum Fitness-Studio angeboten, sie habe sich aber für eine Kündigung entschieden. „Das war mir zu unsicher. Man kennt ja die Kölner Bauzeiten“, sagt sie – und verweist damit auf den jetzt schon dreizehn Jahre währenden Opernbau.

Ein älterer Mann steht vor einem Schwimmbad.

Stammgast Alex Bissinger vor dem Agrippabad.

Das Agrippabad ist eines der bekanntesten und meistbesuchten Schwimmbäder der Stadt: Es hat rund 420.000 Besucher pro Jahr. Wenn das Bad zum Jahresende schließt, haben vor allem Schulen und Vereine das Nachsehen. Das betont auch der Vorsitzende des Sportausschusses, Oliver Seeck (SPD). „Die aktuelle Situation bestätigt leider genau das, wovor ich seit Jahren immer wieder warne: Uns fehlen in Köln Wasserzeiten – und zwar massiv“, sagt Seeck. Die vorübergehende Schließung des Agrippabads verschärfe eine ohnehin schon angespannte Lage in Köln erheblich.

Erneute Forderung nach Schwimmcontainern für Schüler

Seeck ist es ein Anliegen, dass vor allem Schülerinnen und Schüler Schwimmunterricht haben. Angesichts der Schließung des Agrippabads sagt er: „Umso dringlicher ist es, endlich ernsthaft über zusätzliche Wasserflächen zu sprechen. Der mobile Schwimmcontainer, gegen den sich lange Zeit fast alle gestellt haben, zeigt sehr deutlich, wie richtig und wichtig dieser Ansatz war.“

Köln könne es sich nicht leisten, „weiter Zeit zu verlieren, während Wasserflächen knapper werden und die Probleme immer größer werden“. Kritisch sieht Seeck auch die Ungewissheit bei Kosten, Zeitplan und Aufwand. Sie mache eine verlässliche Planung für alle Beteiligten unmöglich.

Besucher sind verunsichert

Verständnis für die ungewisse Zukunft des Agrippabads sucht man bei den Besucherinnen und Besuchern vergeblich. „Ich finde es einfach nur schrecklich, dass es geschlossen wird“, sagt eine Mittfünfzigerin aus Lindenthal. „Warum die Schließung so lange sein soll, verstehe ich nicht“, sagt eine andere Schwimmerin. Alex Bissinger, der seit über zehn Jahren regelmäßiger Badegast ist, kritisiert zudem die schlechte Informationslage. „Ich hab’ schon so oft gefragt, wie es weitergeht. Die wissen das selbst nicht. Der eine sagt so, der andere so“, schimpft er. Immerhin: Im Foyer des Agrippabads steht nun ein roter Aufsteller, der mit zwei herzförmige Luftballons geschmückt ist. Der Text des Aufstellers: „Vielen Dank für die Treue! Wir freuen uns auf ein Wiedersehen.“