Der ehemalige Südstadt-Pfarrer umreißt als unabhängiger Oberbürgermeister-Kandidat seine Ziele.
WahlkampfHans Mörtter will motivieren

OB-Kandidat Hans Mörtter
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Hans Mörtter könnte längst seinen Ruhestand genießen. Als Pfarrer an der evangelischen Lutherkirche in der Südstadt ist er bekannt geworden, nun will er Oberbürgermeister werden: Ohne Partei, ohne Wählervereinigung, einfach unabhängig, aber nach eigenen Angaben getragen von vielen Ehrenamtlichen, die ihn im Wahlkampf begleiten.
Beim Gespräch mit der Rundschau im Südstadt-Lokal „Filos“ wird er alle paar Minuten von jemandem begrüßt. Bis zum 14. September will er mit seinem Fahrrad alle Veedel Kölns besuchen, um mit noch mehr Menschen ins Gespräch zu kommen. „Auf Plakate werde ich weitgehend verzichten“, erklärt Mörtter: „Das ist viel zu teuer, und ich bin überzeugt, dass es mehr bringt, mit den Leuten zu sprechen.“
Es gehe nicht immer nur ums Geld, auch nicht im Rathaus, betont der Kandidat: „In der Stadt mit K fehlen zwei K's: Kommunikation und Konzepte“. Genau da will Mörtter ansetzen. Er sieht sich als „ewig Lernender“ und hat aus seinen Gesprächen in den vergangenen Monaten viele Impulse mitgenommen. Es gebe viele Menschen in der Stadt, die sich mit ihren Kenntnissen einbringen wollten.
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Menschenwürde im Mittelpunkt
Das müsse organisiert werden. Gleiches gelte für die Mitarbeitenden in der Verwaltung. Die müsse man ernster nehmen und motivieren: „Wenn ich die Wahl zum Oberbürgermeister gewinne, lade ich erst einmal alle in die Lanxess-Arena ein, um ein Startsignal zu setzen.“ „Nicht labern – machen!“, heißt der Wahlslogan des Geistlichen. Die Menschenwürde steht für ihn dabei stets im Mittelpunkt. „Ich war Schülersprecher, ich war Pfarrer, stets habe ich mich als Moderator und Problemlöser eingebracht“, sagt er.
Als Beispiel fällt ihm als erstes das Thema Wohnen ein: „Menschen mit ganz normalen Berufen müssen sich in unserer Stadt eine Wohnung leisten können.“ Grundstücke sollten von der Stadt konsequent an sozial eingestellte Investoren vergeben werden und nicht an diejenigen, die am meisten bezahlen.
Den vorhandenen Wohnraum müsse man besser nutzen, meint Mörtter, Sanierungen sollten Vorrang vor Abriss und Neubau haben. Bauvorschriften will er vereinfachen, etwa wenn es um die zulässige Höhe von Wohngebäuden geht: „Die Überreglementierung macht das Bauen viel zu teuer.“
Insgesamt wolle er Fachleute zusammenzubringen, in anderen Städten nach Lösungen suchen und diese konsequent umsetzen. „Am Wollen mangelt es in Köln nicht, am Machen aber schon.“ An der Universität und an Fachhochschulen gebe es viel Expertise, diese werde aber im Rathaus kaum genutzt. Zudem sollen sich die Menschen in Bürgerräten nach ihren Talenten einbringen, beschreibt Mörtter.
Resilienz gegen "Klima-Katastrophe"
Ein weiteres Thema, das einen großen Raum in seinem politischen Konzept einnimmt, ist die Resilienz der Stadt gegen steigende Temperaturen. Bewusst spricht er nicht von einem Wandel, sondern von „Klima-Katastrophe“. Es gebe in Köln Straßen, da stehe kein einziger Baum: „In Sachen Klima gelten keine Ausreden mehr, wir müssen jetzt handeln.“ Er sei der Richtige, um das als Oberbürgermeister anzuregen und zu koordinieren: „Ich bin der Nervtötende, der nicht locker lässt und Menschen motiviert, gemeinsam nach Lösungen zu suchen.“
Die Bereiche Sicherheit und Bildung gehören für den früheren Südstadt-Pfarrer elementar zusammen. Kinder mit Migrationshintergrund sollten seiner Meinung nach verbindlich vor der Grundschule ein Jahr lang Deutsch lernen. Jedes Kind habe Potenzial, und das müsse zusammen mit den Schulen gefördert werden. Ansonsten drohe eine Zunahme von Aggression und Gewalt. Die Zahl der Mitarbeitenden im Ordnungsamt zu erhöhen, bringe nichts: „Das verstärkt eher die Aggression der Menschen.“
Bei der Mobilität will Mörtter unkonventionell denken. Bis eine neue U- oder Stadtbahnlinie geplant und gebaut sei, gingen oft mehr als 15 Jahre ins Land. Ob Wasserbusse, Seilbahnen, Kleinbusse oder Fähren – man müsse darüber nachdenken, wie man schneller, einfacher und auch kostengünstiger den öffentlichen Nahverkehr organisieren könne: „Da muss einer überzeugt sagen: Das machen wir jetzt!“
Für dezentrale Drogen-Konsumräume
Obdachlose sollen seinem Konzept zufolge immer in Wohnungen vermittelt werden. Das sei meist der erste wichtige Schritt zur Integration in die Gesellschaft: „Die Menschen müssen wieder mehr in Würde kommen.“ Beispielhaft könnten Projekte wie in Wien sein, wo Senioren und Studierende zusammenwohnen.
In der Drogenpolitik wirbt Hans Mörtter für das „Zürcher Modell“ mit dezentralen Konsumräumen. Die müssten aber auch eine gewisse Aufenthaltsqualität haben, um Betroffene zu erreichen. Schwerstabhängige sollten mit Stoff versorgt werden, der nicht – wie oft auf der Straße – verunreinigt sei. „Ich habe als Pfarrer drei Beerdigungen von Schwerstabhängigen gehabt“, sagt Mörtter: „Bei der letzten habe ich versprochen, dafür zu kämpfen, dass niemand mehr an einem Goldenen Schuss stirbt.“
Nach dem Gespräch schwingt sich Hans Mörtter auf sein Fahrrad, mit Wahlwerbetafel auf dem Anhänger. Er will weiter, Gespräche führen, um Stimmen werben.