Für die Absicherung der Weihnachtsmärkte gegen Terroranschläge mit Fahrzeugen hat die Stadt Köln 2024 rund 360.000 Euro ausgegeben. Dieses Jahr wird es teurer werden.
Stahlsperren und SecurityStadt Köln gibt mehr als 360.000 Euro für Sicherheit auf Weihnachtsmärkten aus

Sogenannte Überfahrsperren sollen den Weihnachtsmarkt „Heavenue“ am Kölner Friesenplatz vor Amokfahrten schützen.
Copyright: Meike Böschemeyer
Als der Tieflader an der Baustelle am Heumarkt mit lautem Piepsen langsam zurücksetzt, werden die beiden Security-Mitarbeiter aktiv. An der großen Überfahrsperre vor dem Eingang zum Weihnachtsmarkt entriegeln sie ein Stahlelement nach dem anderen und legen es um, damit der Laster darüberfahren kann. Sobald der Lkw durch ist, wuchten die Männer die schweren Stahlklappen wieder hoch. Als kurz darauf ein anderes Baustellenfahrzeug auftaucht, wiederholt sich das Prozedere.
Der gleiche Vorgang lässt sich zurzeit täglich an zahlreichen Stellen in Köln beobachten. Auf den Zufahrtsstraßen im Umfeld der großen Weihnachtsmärkte hat die Stadtverwaltung flächendeckend sogenannte technische Überfahrsperren und Antiterror-Poller aufgestellt. Sie sollen Anschläge vereiteln, wie am 20. Dezember 2024 in Magdeburg mit sechs Toten und mehr als 320 Verletzten. Fährt jemand mit einem Auto dagegen, verkeilen sie sich unter dem Wagen und verhindern so die Weiterfahrt.
Umfeld des Kölner Doms wurde bereits 2017 mit Stahlpollern gesichert
Bereits nach den islamistischen Terroranschlägen mit Lastwagen auf der Strandpromenade von Nizza am 14. Juli 2016 mit 86 Toten und auf den Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz in Berlin am 19. Dezember 2026 mit 13 Toten und mindestens 67 Verletzten hatte die Stadt Köln in die Sicherheit des Domumfelds investiert. Im Dezember 2017 wurden rings um die Domplatte für 250.000 Euro 90 mit Beton gefüllte Stahlpoller fest im Boden verankert. Seit vergangenem Jahr nimmt die Stadt jedes Jahr weitaus mehr Geld für mobile Sicherheitstechnik auf den Weihnachtsmärkten in die Hand. „2024 hat die Stadt Köln für das Personal für den Schutz der Weihnachtsmärkte rund 60.800 Euro ausgegeben, für Material rund 301.800 Euro“, erklärt eine Stadtsprecherin auf Anfrage der Rundschau.
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Grundsätzlich liege „die Sicherheit der Märkte in der Verantwortung des Veranstalters in Zusammenarbeit mit den Behörden der Gefahrenabwehr“. Die Stadt Köln setze „sogenannte Terrorsperren sowie Sicherheitspersonal ein“.
Es würden „zertifizierte Überfahrsperren angemietet“, so die Sprecherin. Die Stadt stelle nur „das Personal, das im Zusammenhang mit den Sperren benötigt wird“. Die restlichen Sicherheitskräfte auf den Kölner Weihnachtsmärkten müsse der jeweilige Betreiber bezahlen. Tatsächlich sieht man dieser Tage an jeder Terrorsperre einen oder mehrere Sicherheitskräfte, die diese bei Bedarf bedienen müssen.

Antiterror-Poller stehen vor dem Weihnachtsmarkt „Heinzels Wintermärchen“ auf dem Kölner Heumarkt.
Copyright: Nabil Hanano
„Ist das nicht traurig, dass jetzt überall diese Dinger stehen?“, entfährt es Helene Trier aus Raderberg beim Anblick der massiven Stahlelemente vor „Heinzels Wintermärchen“ am Alter Markt. „So etwas haben wir doch früher nie gebraucht. Schlimm, dass es so weit gekommen ist“, betont die Kölnerin. „Besser so, als wenn der Markt nicht geschützt wäre und dann etwas passieren würde“, meint ihre Freundin Hannelore. Katharina, die Dritte im Bunde, sagt, ihr seien die Terrorsperren zuerst gar nicht aufgefallen.
Das gilt auch für Lisa, die als Tagesgast aus Utrecht (Niederlande) auf den Weihnachtsmarkt auf dem Roncalliplatz gekommen ist. „Gedanken um die Sicherheit habe ich mir vorher nicht gemacht. Eher darüber, dass man auf dem Markt auf Taschendiebe achtgeben muss. Dass die Stadt die Zuwege aufwendig sichert, finde ich richtig.“
Gesamtkosten für Terrorsperren bei Großveranstaltungen in Köln lagen 2024 bei 920.000 Euro
Voriges Jahr kostete die Sicherheit auf den Weihnachtsmärkten allein die Stadt mehr als 360.000 Euro. Und weil die Anforderungen nach dem Anschlag von Magdeburg weiter gestiegen sind, wird es in diesem Jahr und im nächsten Jahr erheblich teurer. „Zu den Kosten für das Jahr 2025 kann die Stadt erst Aussagen treffen, wenn alle Rechnungen vorliegen und geprüft wurden - das wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 der Fall sein. Voraussichtlich wird die Summe aber deutlich höher sein als im Jahr 2024“, erläutert die Stadtsprecherin.
Zur Fußball-EM 2024 hatte die Stadt Köln nach eigenen Angaben erstmals technische Überfahrsperren eingesetzt. Seitdem seien sie bei allen Großveranstaltungen Standard. Zählt man sämtliche dieser Einsätze zusammen, gab die Stadt voriges Jahr für Terrorsperren insgesamt rund 920.000 Euro aus und bis September 2025 bereits knapp 1,1 Millionen Euro. Im Internet kursierende Meldungen, wonach die Stadt Köln in diesem Jahr 1,1 Millionen Euro für die Sicherheit der Kölner Weihnachtsmärkte aufwenden würde, treffen nicht zu. Wie bereits erwähnt, wird die konkrete Höhe der Kosten erst 2026 feststehen.
Wie viele Terrorsperren wo aufgestellt werden, will die Verwaltung nicht sagen. „Aus Sicherheits- wie einsatztaktischen Gründen äußert sich die Stadt Köln nicht zu Standorten, zur Zahl der eingesetzten Überfahrsperren und des dafür eingesetzten Personals.“

