Tickets für die weihnachtliche Dinnershow kosten 111 Euro. Dafür bietet Tommy Engel mit seiner Band hochklassige Musik. Und mit Gast Erry Stoklosa kommt Bläck-Fööss-Nostalgie auf.
Weihnachtsshow von Tommy EngelKölsches Kippenspiel - Sänger mit Zigarre in der Hand
Für ein Krippenspiel mit Maria, Josef und den Hirten ist es wahrlich zu früh, doch zum stimmungsvollen Finale seiner Weihnachtsshow sorgte Tommy Engel immerhin noch für ein Kippenspiel. Als der Sänger mit seiner Band zur Zugabe auf die Bühne zurückkehrt, hat er sich bereits eine Zigarre angezündet, die er genüsslich und erleichtert pafft. Und während blaue Sterne auf der riesigen Leinwand funkeln, stimmt er mit seinem Gast und Freund Erry Stoklosa das Veedels-Lied der Bläck Fööss an, deren Gründungsmitglieder sie beide waren. „Uns Pänz die rauche schon ens Jras“ erfindet Engel gut gelaunt eine neue Liedzeile. Und auch mit Zigarre in der Hand bläst er routiniert in die Mundharmonika.
Weil es zur Botschaft des Weihnachtsfestes gehört, hat Tommy Engel die 19. Ausgabe seiner Weihnachtsshow den Leitbegriffen „Liebe und Familie“ gewidmet. Dabei präsentiert sich der Unterhaltungskünstler mit der weichen Stimme nachdenklich – als jüngstes von zehn Kindern ist er aufgewachsen, nach dem Tod seiner Schwester dieses Jahr ist er der letzte Überlebende seiner Generation. Da passt es ins Bild, dass er Erry Stoklosa als „Bruder im Geiste“ vorstellt und mit ihm an seiner Seite einen sehr kölschen Abend bietet, der stellenweise an eine hochklassige Bläck Fööss-Revue erinnert. Schon voriges Jahr war Stoklosa kurzfristig als Gast eingesprungen.
Hommage an Bee Gees und Beatles
Die Advents- und Weihnachtszeit lebt stark von Traditionen, gleiches gilt für den „Weihnachtsengel“. Die Hits „Do bes die Stadt“ und die kölsche Version der Blues-Nummer „Stand by me“ (Ben E. King) sind aus dem Programm auch dieses Mal nicht wegzudenken, „Drink doch ene met“ wird als chillige Reggae-Variante präsentiert. Der Sound in der Motorworld im Butzweiler Hof ist erfreulich gut, auch die Band mit Pianist Jürgen Fritz, Bassist Hans Maahn, Gitarrist Markus Wienströer und Schlagzeuger Lukas Berg spielt stark auf. Und weil es die Zeit der Familie ist, spielt Tommy Engels Sohn Ilja die Percussions, sein Enkel Robin Duns zelebriert den Snow-Patrol Hit „Chasing Cars“ mit roter E-Gitarre als kölsche Version „Ne bessere Welt“.
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Das Servicepersonal huscht wieder mit weißen Flügeln auf dem Rücken durch die Tischreihen und tischen als Dreigänge-Menü eine Kartoffel-Lauchcreme-Suppe, Rinderbraten in Barolo-Rotweinsauce sowie ein Dessert auf. Nach uneingeschränkter Heile-Welt-Romantik steht Tommy Engel nicht der Sinn, als Intro werden Bilder aus Kriegsgebieten gezeigt. „Wie kann et denn sin, dat die Welt nit begrief, wohin der Wahnsinn föht“, singt Engel. Als er im roten Plüschsessel Platz nimmt und eine Weihnachtsgeschichte mit heiteren und ebenso traurigen Passagen liest, taucht er ein in eine Welt kaputter Familien und zerrütteter Verhältnisse zwischen Eltern und Kindern. „Sendet Vergebung in die Welt, in der sich alle nur noch lauthals anschreien“, lautet sein versöhnlicher Appell.
Äußerst harmonisch funktioniert das Duo Engel/Stoklosa, die beide ihre stimmlichen Qualitäten ausspielen. „Frankreich Frankreich“ singen sie ebenso wie „Lange Samstag in der City“ und „Bye bye my love“ und die humorvolle Heiligabend-Hymne „Schöne Bescherung“ – allesamt frühe Hits der Bläck Fööss. Sie besingen als Krätzjer-Duo „Die zwei vun der Eierquell“ – dekoriert mit roter Pappnase – den „Betriebsausflug“.
„Wir haben damals tolle Musik gehabt, ich meine heute auch, aber unsere Musik war besser“, sagt Engel lächelnd. Als Hommage an Bee Gees und Beatles feiert es deren Hits „All my loving“, „Massachusetts“ und „To love somebody“.