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Zweifel an AussagenSuche nach Vergewaltiger im Kölner Stadtwald ist beendet

Lesezeit 3 Minuten

Nach der Anzeige einer Frau wegen einer Vergewaltigung in der Nähe des Decksteiner Weiher durchkämmten Beamte das Waldgebiet.

Köln – Die dramatischen Schilderungen der Frau hatten Ende Februar im Polizeipräsidium für Entsetzen gesorgt: Wurde eine Joggerin am helllichten Tag in der Nähe des Decksteiner Weihers vergewaltigt? Schnell bildete die Polizei eine Ermittlungsgruppe, Führungskräfte wurden über den Fall informiert, die Beamten hatten Sorge, dass der Täter ein Proband aus dem „Kurs“-Projekt des Landes NRW sein könnte. Dort werden rückfallgefährdete Sexualstraftäter betreut. Zu gravierend waren die Angaben der Frau. Sie gab an bedroht, vergewaltigt und misshandelt worden zu sein.

Erste Zweifel nach zwei Tagen

Mit einem Großaufgebot durchkämmte eine Hundertschaft den Wald, suchte eine Tatwaffe und befragte Spaziergänger und Jogger. Doch zwei Tage später kamen den Ermittler Zweifel. Aus dem Institut für Rechtsmedizin bekamen die zuständigen Polizisten den Hinweis, dass die Spurenlage nicht mit dem geschilderten Tatablauf in Einklang gebracht werden könne. Tage später ging die Polizei an die Öffentlichkeit und berichtete, dass sie starke Zweifel an den Angaben der Frau hat und gegen die Frau wegen des Verdachts der Vortäuschung einer Straftat ermittelt.

Die Polizei ging auch deswegen an die Öffentlichkeit, damit Frauen an der sehr beliebten Strecke im Stadtwald nicht mit Angst Sport treiben müssen. Zeitweise hatten sich Joggerinnen verabredet und waren nur noch zu zweit oder zu dritt durch den Wald gelaufen. In Internetforen äußerten Frauen große Unsicherheit.

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Am Dienstagnachmittag gingen Polizei und Staatsanwaltschaft nun noch einen Schritt weiter. Die Ermittler gaben offiziell bekannt, dass sie nicht mehr nach einer Person suchen, die die von der Anzeigenerstatterin geschilderte Tat begangen haben soll. „Die Spurenlage und unsere Ermittlungen decken sich nicht mit den Schilderungen der Anzeigenerstatterin“, betont Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer gegenüber der Rundschau.

Die Tat hat sich so nicht zugetragen

Die objektive Beweislage spreche derzeit klar dagegen, dass sich mutmaßliche Tat so zugetragen haben soll, wie von der Frau angegeben. Aus dem Polizeipräsidium ist zu hören: „Es spricht alles gegen die Geschichte, wie sie die Frau erzählt hat“, ergänzt ein mit dem Fall betrauter Beamter. Ein Gutachten des Landeskriminalamtes in Düsseldorf und Untersuchungen der Rechtsmedizin würden zu dem Ergebnis kommen, dass sich die Tat so nicht zugetragen hat.

Vieles spreche dafür, dass sich die Joggerin die Verletzungen selber zugefügt hat. Details dazu nennen die Ermittlungsbehörden aus Gründen des Opferschutzes nicht. Auch zum Wohnort und dem familiären Verhältnissen machen die Behörden keine Angaben. Die Joggerin beharrt weiter auf ihrer Darstellung: „Die Frau bleibt bei ihren ursprünglichen Angaben“, betont Bremer. Demnach hatte sie ein etwa 1,90 Meter großer Mann mit auffallend grünen Augen in der Nähe des Decksteiner Weihers angesprochen und sie mit einem Gegenstand in den Wald gezwungen.

Polizei und Staatsanwaltschaft würden weiter gegen die Frau ermitteln, so Bremer. Ein Anwalt vertritt die Joggerin in der Sache. Wie lange diese Ermittlungen andauern, konnten die Behörden am Dienstag noch nicht absehen.