Bis April nächsten Jahres läuft in Düsseldorf die deutsche Musical-Fassung des Films „Mrs. Doubtfire“.
Gelungene Songs und temporeiches Spiel„Mrs. Doubtfire“ zeigt, wie aus einem Familiendrama beste Unterhaltung wird

Die Bühnen-Mrs. Doubtfire sieht aus wie die im Film.
Copyright: Joshua A. Hoffmann
Ihr Mann habe drei Kinder, sie selber aber vier. Und das wird Miranda Hillard zu viel: Neben ihrem Job als Modedesignerin soll sie noch Haushalt, Kinder und den Kindskopf von Ehemann wuppen. Sie zieht die Reißleine namens Scheidung. Und ihr Ex Daniel steht vor den Trümmern seines Lebens: durch einen Richterspruch getrennt von seinem über alles geliebten Nachwuchs, ohne Wohnung und ohne Job.
Denn statt als Sprecher einfach nur im Aufnahmestudio einen Satz abzuliefern, verstrickt er sich und das genervte Team in Diskussionen. Was dramatisch klingt, wird in der Musicalfassung des Robin-Williams-Films „Mrs. Doubtfire“ zur rasanten Eröffnungsnummer „So ist Daniel“.
Stacheliges Kindermädchen
Und das Wichtigste: Auch bei der deutschen Version, die ganz frisch im Düsseldorfer Capitol Theater läuft, hat man zwar die ikonischen Bilder des Kinostreifens von 1993 genauso wie dessen grobe Handlung noch im Kopf, aber man vermisst Hauptdarsteller Robin Williams keinen Moment lang. Was sicherlich auch am großen Wiedererkennungswert des Looks des „stacheligen Kindermädchens“ (so der deutsche Film-Untertitel) liegt: die streng ondulierte Frisur, die hochgeschlossenen Blusen und die karierten Faltenröcke.
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In diese Verkleidung schlüpft Daniel, als er erfährt, dass seine Ex-Frau für den gemeinsamen Nachwuchs eine Nanny engagieren will. So kann er zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Zeit mit seinen Kindern verbringen und gleichzeitig ein paar Strippen ziehen, damit aus Miranda und dem Finanzier ihrer neuen Modekollektion kein Traumpaar wird.
Ikonisch: der verkokelte BH
Wie es sich für eine gute Komödie gehört, geht natürlich schief, was schiefgehen kann. Die Kinder rebellieren zunächst gegen die strenge Aufsichtsperson, die Kochversuche enden mit dem berühmten Bild des verkokelten BHs, und zwischen Miranda und den sportlichen Stu passt am Ende auch kein Blatt mehr.
Hierzu haben sich die Brüder Wayne und Karey Kirkpatrick eine ganze Reihe ordentlicher Songs erdacht. Vieles kommt einem musikalisch zwar bekannt vor, ohne dabei jedoch in Richtung Beliebigkeit oder Konfektionsware abzurutschen. Doch: Es ist Musik nur für den Moment, die man am Ende des Abends leider wieder aus dem Ohr verloren hat, vom Tag danach gar nicht zu reden. Seltsamerweise stört das aber nicht.
Klasse Songs ohne Evergreen-Qualität
Denn die Lieder sind einzig und allein dazu da, sich in die Geschichte der wirklich gut geschriebenen (Film-)Vorlage einzufügen. Das gilt für das Donna-Summer-inspirierte „Ich muss ‘ne Frau sein“ (inklusive eines für die Disco-Diva so typischen Balladen-Intros) genauso wie für „Easy Peasy“, der Song, zu dem Siri und Co. Daniel das Kochen beibringen. Oder auch die Schlussnummer „Weil nichts als Liebe bleibt“, die über eine hübsche Melodie und einen wenig anbiedernden Text verfügt, der aber am Ende eine Portion Pathos fehlt.
Darüber hinaus wird auch reinen Sprech- und Spielszenen genügend Raum gegeben. Etwa der wunderbaren Verwechslungsnummer in Daniels Apartment, wenn er in Blitzgeschwindigkeit von der einen Figur in die andere und wieder zurück wechseln muss, um die Dame vom Jugendamt in Schach zu halten. Hier stimmt auf der Düsseldorfer Bühne das Timing aller Beteiligten vom ersten bis zum letzten Moment.
Oder die Szenen, in denen Daniel sein Talent als Stimmenimitator unter Beweis stellen darf, Thomas Hohlert und seine Zweitbesetzung Dustin Smailes haben alles Mögliche von Trump bis Kermit drauf. Sicherlich neben Singen und Tanzen eine besondere Voraussetzung, bei der sich die jeweilige Besetzung an Robin Williams messen lassen muss.
Aber auch das, was „Mrs. Doubtfire“ seit Erscheinen zum Familienklassiker hat werden lassen, konnte von der Leinwand auf die Bühne transportiert werden: die Verletzlichkeit der fünf Hauptfiguren, die jede auf ihre Weise darunter leiden, dass sie als Familie nicht mehr zusammenleben. Selbst Daniels schwuler Bruder und dessen Ehemann, die zunächst als reine Karikatur über die Bühne stolzieren, dürfen schließen Zwischentöne anschlagen.
Beste Unterhaltung
Unterm Strich also ein Abend, an dem man bestens unterhalten wird und aus dem man vielleicht mit einem Tränchen im Augenwinkel, aber vor allem gut gelaunt nach Hause geht. Oder um mal ein Wortspiel aus dem Stück zu klauen: Kein Zweifel, diese Show hat Feuer!
160 Minuten (inkl. Pause). Bis April im Capitol Theater, Düsseldorf. Gespielt wird Di und Mi 18.30 Uhr, Do und Fr 19.30 Uhr, Sa 14.30 und 19.30 Uhr sowie So 13.30 und 18.30 Uhr. Infos zu Terminen und Karten unter www.atgtickets.de

