The Harlem Gospel Singers geben zwei Neujahrskonzerte in der Philharmonie — Urgestein Anthony Evans erzählt über die Geschichte
Harlem Gospel SingersWir spüren ihre Energie jeden Abend

Anthony Evans gehört zu den Gründern der Harlem Gospel Singers
Copyright: Thomas Rauch
Im Moment sind Sie mit den Harlem Gospel Singers wieder auf Tour in Deutschland – wie läuft es bisher?
Hier zu sein fühlt sich immer besonders an, weil das Publikum so warm und offen ist. Die Tour hat am 13. Dezember in München mit einem komplett ausverkauften Konzert angefangen und die Atmosphäre war unglaublich. Schon da war die Energie im Raum außergewöhnlich und hat den Ton für die gesamte Tour gesetzt.
Wie haben Sie Weihnachten verbracht? Und wie werden Sie Silvester feiern?
Alles zum Thema Ausflug Köln
- Museum für Ostasiatische Kunst Experte aus Japan gestaltet den Innenhof neu
- Harlem Gospel Singers Wir spüren ihre Energie jeden Abend
- Kunst im Museum NRW-Ausstellungen 2026: Tiere, Spiegel und Sexarbeit
- Sanierung des Agrippabads So reagieren Kölner Badegäste auf die geplante Sanierung
- Spielzeugladen in Lindenthal Wie sich Erwachsene zu Weihnachten selbst beschenken
- Mit Dirigent und DJ „Fünf Sterne Deluxe“ begeistern in der Philharmonie mit Rap und Klassik
- Emotionale Rückkehr Der Graf begeistert Fans im ausverkauften Kölner Palladium
Wir sind tatsächlich nie zu Weihnachten zu Hause. Im Laufe der Jahre ist es für uns zu einer Tradition geworden, hier in Deutschland Weihnachten mit unseren Fans zu feiern, und es fühlt sich sehr bedeutungsvoll an, diese besondere Zeit durch Musik zu teilen. Silvester feiern wir gemeinsam mit dem Ensemble und unserer erweiterten Familie auf Tour, um gemeinsam zu reflektieren, dankbar zu sein und das neue Jahr willkommen zu heißen.
2017 hat sich Queen Esther, die „Mutter“ der Harlem Gospel Singers, von der Bühne verabschiedet. Was ist gleich geblieben? Und was anders?
Was gleichgeblieben ist, ist das Herz dessen, was wir tun. Wir singen immer noch Gospelmusik, wir wollen weiterhin Menschen stärken, und Liebe bleibt die zentrale Botschaft unserer Show. Was sich geändert hat, ist, dass Queen Esther nicht mehr physisch bei uns auf der Bühne ist. Dennoch sind ihr Geist, ihre Stärke und ihr Einfluss weiterhin sehr präsent unter uns, und wir spüren ihre Energie jeden Abend.
Wie geht es ihr? Haben Sie noch Kontakt?
Ihr geht es gut, danke. Ich habe vor Kurzem mit ihr gesprochen, und alles ist in Ordnung. Sie lässt alle grüßen und wünscht uns das Allerbeste. Wir stehen im regelmäßigen Kontakt, sie unterstützt uns weiterhin im Geist und in Freundschaft.
Der Chor wurde 1991 gegründet, also vor 34 Jahren. Wenn Sie zurückblicken, was denken Sie über die Zeit?
Ich fühle mich sehr geehrt und tief stolz. Neulich sprach ich mit einem der Sänger über die breiten Schultern, auf denen wir stehen. Aber was heute existiert, kam nicht leicht – es hat Jahre harter Arbeit, voller Hingabe und Glauben erfordert. Jetzt, 35 Jahre später, ist es wirklich eine große Freude, zurückzublicken und zu sehen, wie viel wir erreicht haben, und wie viele Menschen mit unserer Musik berührt.
Im Chor sind viele langjährige Sänger und Sängerinnen, aber es kommen auch immer wieder neue Talente dazu? Wie wichtig ist das?
Eine Besetzung mit langjährigen Mitgliedern zu haben, ist ein echter Segen. Es schafft ein starkes Gefühl von Familie, Vertrauen und musikalischer Einheit auf der Bühne. Gleichzeitig bringen neue Mitglieder frische Energie und neue Perspektiven mit. Das hält den Chor lebendig und lässt ihn stetig wachsen.
Sie hatten auch einmal einen weißen Sänger dabei. Kommen viele weiße Sänger zu ihren Auditions?
Von Zeit zu Zeit kommen Sänger mit unterschiedlichem kulturellem Background zu den Auditions, darunter auch weiße Sänger. Gospelmusik ist jedoch tief in der afroamerikanischen Kultur verwurzelt, und Authentizität sowie Respekt vor dieser Tradition sind für uns am wichtigsten.
Das Lied „Kumbaya, my Lord“ dient als Motto der aktuellen Tour. Es gibt Trost, Mut und Hoffnung. Brauchen wir mehr Trost, Mut und Hoffnung? In Zeiten wie diesen – Kriege, Klimawandel, die wachsende Macht von sozialen Medien und KI, die beginnende soziale Kälte und, last but not least, Donald Trump, der zum zweiten Mal gewählt wurde?
Ich denke, die Antwort ist ganz klar. In der Zeit, in der wir leben, fühlt sich ein Lied wie „Kumbaya“ relevanter denn je an. Es spendet Trost und erinnert uns daran, zusammenzukommen, zuzuhören und füreinander zu sorgen. Solange wir uns auf die Botschaft konzentrieren, die wir singen, und sie wirklich fühlen, glaube ich, dass wir alles schaffen. Wir dürfen diesen Fokus nicht verlieren.
Leben wir immer noch in „A Wonderful World“?
Ja, ich würde immer noch sagen, es ist eine wunderbare Welt, auch wenn sie viel komplexer geworden ist. Es gab immer Gutes und Schlechtes, Herausforderungen und Hoffnung. Solange wir uns entscheiden, Teil des Guten zu sein und weiterhin Liebe und Positivität zu verbreiten, bleibt die Welt wunderbar.
Stehen einige Ihrer Favoriten auf der aktuellen Setlist? Und: Werden Sie auch wieder einen Ausschnitt aus „Viva Colonia“ am Klavier spielen?
Die Setlist hat sich ein wenig verändert, aber nicht drastisch. Wir spielen immer noch viele Favoriten, die das Publikum liebt. „Viva Colonia“ ist definitiv einer davon – und auch von mir. Aus irgendeinem Grund erinnern sich alle an den Namen des Liedes, außer mir, aber jedes Mal, wenn ich es spiele, dreht das Publikum durch. Wir werden es definitiv wieder in Köln spielen. Dieses Jahr haben wir auch „Swing Low, Sweet Chariot“ hinzugefügt und eben auch „Kumbaya, my Lord“. Und das wird kraftvoll sein. Insgesamt bleibt die Setlist eine starke Mischung aus Gospel, R’n’B, Funk und Soul.
Mögen Sie es in der Kölner Philharmonie zu spielen? Und: Mögen Sie die Stadt generell? Und unseren Dom?
Die Philharmonie ist ein großartiges Haus, hier sind wir immer am liebsten. Köln als Stadt habe ich in den 20 Jahren, in denen ich hierherkomme, als sehr offenherzig erlebt. Der Dom ist natürlich ein einzigartiges Monument, das ich immer besuche, wenn es die Zeit erlaubt.
