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Kölner KircheFotobuch dokumentiert Generalsanierung von St. Pantaleon

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Die Arbeit am Theophanu-Mosaik von Maria Fernandes Ortiz geht voran. Die Mosaizistin führt noch kleine Korrekturen aus.

Die Arbeit am Theophanu-Mosaik von Maria Fernandes Ortiz geht voran. Die Mosaizistin führt noch kleine Korrekturen aus.

Eusebius Wirdeier hat die Sanierungsarbeiten an St. Pantaleon mit der Kamera begleitet.

Über fünfeinhalb Jahre hat die Generalsanierung von Sankt Pantaleon gedauert. Nun ist sie abgeschlossen und der über 1000-jährige Sakralbau strahlt in überwältigender Pracht. Man kann es nicht anders sagen, die Sanierung rückt wieder ins Bewusstsein, welches Wunderwerk der Kirchenarchitektur sich da hinter dem Barbarossaplatz verbirgt. Der Fotograf Eusebius Wirdeier dokumentierte das Projekt über die komplette Dauer hinweg.

Akustik den Vorzug gegeben

Jeweils donnerstags um 9 Uhr war Baubesprechung mit dem Architekten Max Ernst, und Wirdeier erzählt mit Stolz, dass er an fast allen Treffen teilgenommen hat. Und ihm ist nicht entgangen, dass viele Expertinnen an der Wiederherstellung der letzten Ruhestätte der römischen Kaiserin Theophanu beteiligt waren. Ob es um den Putz, den Dachstuhl, die kunsthistorischen Expertisen oder die Mosaike ging – stets waren Frauen maßgeblich an den Entscheidungen der Gestaltung beteiligt.

Im Vor- und Nachsatz des Buches, in dem 104 Aufnahmen der Sanierung enthalten sind, kann man den Zustand des Mauerwerks vor und nach der Maßnahme sehen. Die oberen Partien des Kirchenschiffs erwiesen sich dabei als die älteren, da die unteren oftmals ergänzt wurden. Es musste überlegt werden, ob das Mauerwerk offen bleiben soll: Oder ob es verputzt wird.

Man entschied sich für letztere Option und gab damit der Akustik den Vorzug vor der visuellen Wirkung, denn so kommt der Klang der Orgel besser zur Wirkung. Der vom Freundeskreis St. Pantaleon Köln herausgegebene Band zeigt, wie im Gespräch über viele Details beraten wird. Und wie die Geschichte der Kirche, die auf den Mauern einer römischen Villa entstand, darüber in Gedanken noch einmal rekonstruiert wurde. So befanden sich im 19. Jahrhundert auf den drei Türmen Barockhauben.

Recherche im Archiv

Eusebius Wirdeier entdeckte Fotografien im Historischen Archiv der Stadt, die diesen Zustand dokumentieren. Im Archiv existiert auch eine Fotografie des 1945 beim letzten Luftangriff auf Köln zerstörten Gewölbes des Mittelschiffs. Das konnte nach dem Krieg nicht mehr rekonstruiert werden. Aber die dafür eingezogene hölzerne Kassettendecke mit ihren Bemalungen schenkt dem Innenraum eine überwältigende Helligkeit, zu der selbstverständlich auch die neue Innenbeleuchtung beiträgt.

Romanik wirkt hier nicht dunkel und drückend, sondern hell und festlich. Eusebius Wirdeier kletterte mit der Kamera auf den Südturm, um die Montage der eine halbe Tonne wiegenden Steinkugel zu fotografieren, die nun den Nordturm ziert. Schwindelfrei ist er, aber das Arbeiten während der drei Pandemie-Wellen mit Maske war für den Brille-tragenden-Fotografen eine Herausforderung.

Seltene Grabbeigaben der Kaiserin

Über 80 Tonnen Blei wurden auf dem Dach und den neu verglasten Fensterflächen verarbeitet. Der Klimawandel erfordert durch größere Windlasten und Regenmengen ganz neue Voraussetzungen für die Stabilität historischer Bauwerke. Aus der Höhe dokumentierte Eusebius Wirdeier auch den Grundriss eines Vorgängerbaus, dessen Ausmaß durch farbige Pflastersteine gekennzeichnet ist.

Und wir blicken senkrecht auf die Arbeit einer Mosaizistin, die das von Maria Fernandez Ortiz entworfene Mosaik verlegt. Mit diesem ist der Sarkophag der Kaiserin auf dem Boden eingefasst. Dass es sich tatsächlich um eine Kaiserin handelte, die auf eigenen Wunsch in Köln beigesetzt wurde, verraten die Grabbeigaben, unter denen sich Muschelseide befindet. Sie wurde kunstvoll aus den Bärten von Seemuscheln gefertigt und findet sich nur im Umfeld von gekrönten Häuptern.

Faszinierend wirkt das gelungene Zusammenspiel der unterschiedlichen Bauepochen, die hier in seltener Vollendung zu betrachten sind. Der barocke Altarraum korrespondiert unmittelbar mit dem gotischen Lettner. Der mit seinen gestenreichen Heiligenskulpturen eines der bedeutendsten Beispiele rheinischer Gotik darstellt. Die hellen Wandflächen bieten eine ideale Möglichkeit, die filigrane Ausstattung in den Blick zu nehmen. Beim Blättern im Buch fällt auf, wie konzentriert alle Beteiligten bei der Sache waren. Und wie auf den Gesichtern oftmals ein freudiger Ausdruck liegt. Auch der lädt dazu ein, Sankt Pantaleon selbst in Augenschein zu nehmen.