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Kulturrat zeichnet ausMarion Kranen ist Kulturmanagerin des Jahres

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Kulturmanagerin des Jahres ist Marion Kranen.

Kulturmanagerin des Jahres ist Marion Kranen.

Marion Kranen pflegt das Film- und Kino-Gedächtnis der Stadt und wird dafür als Kulturmanagerin des Jahres ausgezeichnet.

Der Kulturrat Köln kürt Marion Kranen zur Kulturmanagerin des Jahres. „Diese Entscheidung hat mich total überrascht und ich habe mich sehr darüber gefreut, dass meine Arbeit gesehen wird“, sagt die 66-Jährige.

Interessante Entdeckungen

Eine Auszeichnung, die sie als Würdigung des Vereins „Köln im Film“ verstanden wissen will, in dem sie mit Stefanie Wüster-Bludau zusammenarbeitet. Außerdem fallen sofort die Namen von Christa Aretz und Irene Schoor, jenen Frauen, die mit Filminitiative ihr Herzblut in den Start des Projekts „Köln im Film“ gegeben haben. Das Film- und Kinogedächtnis Kölns wird seit über zwei Jahrzehnten vom Verein gepflegt.

Mit Irene Schoor zusammen gab Kranen 2016 den Band „Kino in Köln“ heraus. Dazu muss man sich vorstellen, dass es einmal eine Kinolandschaft gab, die aus mehr als 200 Lichtspielhäusern zwischen Höhenhaus und Zollstock bestand. „Wie es immer so ist, man beginnt sich für ein Thema zu interessieren und stellt dann fest, dass da noch viel mehr dahintersteckt“, sagt Kranen.

So erging es ihr bei der Beschäftigung mit der Kinogeschichte. Interessante Entdeckungen gelangen dem Verein aber auch mit vergessenen Spielfilmen wie dem „Bettler vom Kölner Dom“ aus dem Jahr 1927. Gleich in der Eröffnungssequenz fährt die Kamera mit einem Automobil über die Hohenzollernbrücke auf den Ostchor des Doms zu, was heute unmöglich wäre.

Oder mit dokumentarischem Material über die „Nothilfe Köln“ aus dem Jahr 1931, ein Zufallsfund, der über einen Privatmann zum Verein kam. „Bis zum Zweiten Weltkrieg blieb die Filmausbeute überschaubar“, erklärt Marion Kranen. Aber danach sei der Anteil an Beiträgen über Köln in den visuellen Medien stetig angestiegen.

Studium der Film- und Fernsehwissenschaften

Neben Spielfilmen aus den 1950er und 1960er Jahren entstanden viele Produktionen des WDR, die das Leben in der autogerechten Stadt, in den Betrieben, Schulen und vor allem auf der Straße abbildeten und eine Ahnung vom gesellschaftlichen Klima dieser politisch und wirtschaftlich turbulenten Zeit geben. Wobei Marion Kranen darauf hinweist, wie anders die Menschen damals vor die Kamera traten, wie sie sprachen, und dass die Moderationen jener Zeit, etwa zum Thema Migration, heute nicht mehr ohne begleitende Einordnung gezeigt werden können.

Sie selbst fand in den 1970er Jahren in die Welt des Films. Geboren in Vancouver, aufgewachsen in Mettmann, führte sie das Studium der Film- und Fernsehwissenschaft nach Köln. Über 14 Jahre hinweg gehörte Marion Kranen zum engeren Kreis jener Frauen, die mit der Feminale 1984 das 1. Frauenfilmfest in Deutschland aus der Taufe hoben. „Dort habe ich viel gelernt“, erinnert sie sich, „wir arbeiteten basisdemokratisch, das heißt, alle haben alles gemacht.“

Von der Filmauswahl bis zur Betreuung der Gäste aus aller Welt musste jede mit anpacken. Das Festival wurde jedoch nur verhalten unterstützt. So kam es dann 2006 zur Fusion mit dem parallel existierenden Dortmund Festival und der Umbenennung in Internationales Frauenfilmfest Dortmund/Köln.

Nach Jahren als freie Journalistin und der Redaktionsarbeit in der Stadt Revue begann vor über zwanzig Jahren ihr Engagement für „Köln im Film“. „Einen Blick zu bekommen für Stadtgeschichte, sie visuell näher kennenzulernen, hat mich zunehmend fasziniert“, erklärt Kranen. Wenn sie das sagt, macht man sich keine Vorstellung von der langjährigen Recherchearbeit, die zu einer Datenbank geführt hat, in der sich Filme, Personen und Kinos finden lassen.

Material, mit dem sich die Identität der Stadt analysieren lässt und ihre Entwicklung in der Moderne so betrachtet werden kann, wie sie im Sound ihrer jeweils vergangenen Gegenwart klingt. Der Vernetzung sind hier keinen Grenzen gesetzt. Die Vergangenheit hält der Verein mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm wach. Dabei fällt der Blick immer auch auf aktuelle Entwicklungen.

Film zum Fordstreik im Jahr 1973

Es gibt Rundgänge zu den Kino-Orten. Wer kennt heute noch den Kristall-Palast, das Roxy oder das Union-Theater? In Interviews, die auf der Website des Vereins zu sehen sind, lässt Marion Kranen Menschen zu Wort kommen, die das Geschäft vor und hinter der Kamera als Verleiher, Produzenten oder Regisseurin geprägt haben. „Es gibt immer etwas Neues zu entdecken, vielleicht auch wieder einmal einen historischen Schatz“, meint sie lachend.

www.koeln-im-film.de

Gerade ist sie mit Kolleginnen dabei, die kommenden Veranstaltungen zu organisieren, in denen der Schwerpunkt auf Filmen zur Arbeitswelt liegt. Das Format „Work in Progress“ zeigt im Juni an fünf Abenden eine Filmauswahl von 1895 bis heute, mal dokumentarisch, mal fiktional und oft mit Bezug zu Köln. Es geht um den Fordstreik 1973, um Arbeitslosigkeit und Pflegearbeit im Krankenhaus. Mit „Human Ressource Management“ und neuen Formen der Arbeitsorganisation stellen sich Fragen nach der Arbeit in Zukunft.