Strack-Zimmermann streitet mit Weidel„Ich weiß nicht, wo Sie falsch abgebogen sind“

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Maischberger 200922 ARD

„Maischberger“: AfD-Politikerin Alice Weidel im Gespräch mit Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP)

Köln – Ein Auftritt von AfD-Politikerin Alice Weidel in der ARD-Talkshow „Maischberger“ hat für Kritik im und außerhalb des TV-Studios gesorgt. „Sie möchten mit Ihrer Linie Deutschland zum Kanonenfutter machen und diese Linie kann man nicht vertreten“, erklärte Weidel in der Sendung als Reaktion auf Aussagen von der ebenfalls in die Sendung geladenen Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann fordert weitere Waffenlieferungen 

Die FDP-Politikerin hatte sich zuvor erneut für weitere Waffenlieferungen an die Ukraine ausgesprochen. „Wenn wir den russischen Präsidenten Putin nicht stoppen, und zwar politisch und militärisch, wird er als Nächstes in die Westukraine gehen und irgendwann ist das Baltikum dran. Jetzt ist Schluss“, hatte Strack-Zimmermann erklärt.

Weidel warf der FDP-Politikerin zudem vor, sie vertrete mit ihrer Forderung nach Waffenlieferungen eigene Interessen als Rüstungslobbyistin. „Ich weiß nicht, wo Sie in Ihrem Leben falsch abgebogen sind, aber eindeutig ist das so“, entgegnete Strack-Zimmermann. Moderatorin Sandra Maischberger versuchte zu schlichten: Strack-Zimmermann sei lediglich Mitglied in einem Verein, der das Heer fördere, erklärte sie.

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Alice Weidel fordert Verhandlungen mit Russland

Ganz unberechtigt scheint Weidels Kritik in diesem Punkt jedoch nicht zu sein. Wie die „Neue Osnabrücker Zeitung“ (NOZ) bereits im Mai berichtete, ist Strack-Zimmermann unter anderem Mitglied im Präsidium der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik sowie beim Förderkreis Deutsches Heer. „Beides sind von der Rüstungsindustrie stark beeinflusste Organisationen, wo wir es kritisch sehen, wenn Abgeordnete des Bundestages dort leitende Funktionen übernehmen – auch wenn es ehrenamtlich geschieht“, sagte Lobbycontrol-Sprecher Timo Lange damals der NOZ.

Uneinigkeit bestand in der Sendung auch bei weiteren Punkten. Während Strack-Zimmermann weiterhin keinen Spielraum für Verhandlungen mit Russland sieht, drängte Weidel darauf, dass sich die Bundesregierung für ebensolche Verhandlungen einsetzen müsse.

Marie-Agnes Strack-Zimmermann über Putin: „Muss unbedingt abgeführt werden, wenn er sein Land verlässt“

Auch was die Sanktionen gegen Russland angeht, wurden sich Weidel und Strack-Zimmermann nicht einig. Weidel will die Sanktionen sofort beenden, weil sie den Menschen in Deutschland Schaden zufügten. Strack-Zimmermann sah auch das anders – und verwies auf Umfragen, bei denen sich eine Mehrheit der Deutschen für die Beibehaltung von Sanktionen ausgesprochen hatte. „Sie wirken auch auf Russland“, so Strack-Zimmermann.

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Was den Umgang mit dem russischen Machthaber Wladimir Putin angeht, kamen die beiden Kontrahentinnen ebenfalls auf keinen grünen Zweig. Während Strack-Zimmermann forderte, Putin müsse „unbedingt abgeführt werden, wenn er sein Land verlässt“, um ihn vor das Kriegsverbrechertribunal in Den Haag zu stellen, wollte sich Weidel nicht einmal dazu durchringen, Putin einen „Massenmörder und Diktator“ zu nennen. „Das wird die Geschichte sehen“, erklärte Weidel.

Kritik an „Maischberger“-Einladung: „Das ist ein Beitrag zur Zerstörung der Demokratie“

Die Haltung der AfD-Politikerin stieß in sozialen Netzwerken auf viel Kritik. „Mehr muss man nicht wissen“, schrieb ein Nutzer konsterniert. „Wie Alice Weidel wie ein trotziges Kind immer das Gegenteil der logischen Haltung behauptet, nur um im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen, ist hochgradig unangenehm“, kommentierte ein anderer.

Journalist Markus Decker vom „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ (RND) kritisierte die Einladung Weidels ebenfalls deutlich. „Wenn Alice Weidel im Bundestag spricht, dann verlassen regelmäßig größere Teile der Abgeordneten den Saal. Es kann nicht sein, dass Rassismus und Demokratieverachtung dann im Fernsehen hoffähig gemacht werden“, schrieb der RND-Journalist. „Das ist ein Beitrag zur Zerstörung der Demokratie.“

Auch der Bundesgesundheitsminister meldete sich zu Wort. „Sie will sofort normale Wirtschaftsbeziehungen zu Russland. Unsere Waffenlieferungen provozieren ihrer Meinung nach den Weltkrieg. Weidel und Wagenknecht sind Blamagen für unser Parlament“, schrieb der SPD-Politiker bei Twitter. Dort hatte er zuvor bereits den Auftritt von Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht in der ZDF-Talkshow „Markus Lanz“ scharf kritisiert.  

Neben Weidel und Strack-Zimmermann waren auch Gabor Steingart (Herausgeber des „Pioneer Briefing“), Kerstin Palzer (Korrespondentin im ARD-Hauptstadtstudio), Oliver Kalkofe (Comedian und Schauspieler) und Wolfgang Ischinger (Botschafter a.D. und Präsident des Stiftungsrats der Stiftung Münchner Sicherheitskonferenz) in der Sendung zu Gast.

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