Ansturm auf die KVBDarum kamen Tausende in die Kölner Hauptwerkstatt

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Um eine ganze Bahn zu lackieren, braucht es eine große Halle

Um eine ganze Bahn zu lackieren, braucht es eine große Halle

Die Kölner Verkehrs-Betriebe gehören zu Köln wie Kölsch und Dom, wie beim Tag der offenen Tür an der Hauptwerkstatt in Weidenpesch zu sehen war. Der Besucherstrom riss nicht ab.

 KVB-Kunden haben es gerne pünktlich. An der Bahnsteigkante wie am Werkstor. So zählte die Menschentraube vor der Hauptwerkstatt der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB) in Weidenpesch die letzten zehn Sekunden als Countdown runter, bis pünktlich um 11 Uhr der „Tag der offenen Tür“ begann. Und den ersten Hunderten Besuchern sollten an diesem Samstag noch Tausende folgen. Den ganzen Tag über herrschte dichtes Gedränge auf dem Werksgelände, auf dem die KVB einen nicht alltäglichen Blick frei gab hinter die Kulissen des Stadtbahn- und Busbetriebs.

Den Besuchern den „Marsch geblasen“

Wenn die Türen in der Bahn nicht zügig frei gemacht werden, kann der Ton der KVB-Mitarbeitende bekanntlich auch mal rauer werden. Aber so wie in Weidenpesch, lassen sich die Kunden gerne „den Marsch blasen“. Die KVB-Band spielte zum „Geburtstag“ der Hauptwerkstatt auf. Die nahm vor 100 Jahren den Betrieb auf, wovon das historische Backsteingemäuer noch zeugt. Ist die stattliche Anzahl von Jahren Beweis dafür, wie tief verwurzelt der Verkehrs-Betrieb in der Geschichte Kölns ist, so ist die große Zahl der Besucher am „Tag der offenen Tür“ Beweis dafür, wie stark das Band zwischen KVB und den Kölnern sowie den „Umländern“ ist. Über die sieben Stunden Öffnungszeit riss der Strom der Besucher nicht ab.

Einmal eine Stadtbahn steuern

Wie „sturmerprobt“ KVB-Kunden sein können, wenn es zu warten gilt, zeigte sich vor allem an dem Stand „Selbst Stadtbahn fahren“. Für ein paar Meter einmal eine richtige KVB-Bahn beschleunigen, für einen Tag ein Bahnfahrer sein: Dafür stellten sich Besucher selbst noch an das Ende einer über 200 Meter langen Schlange an.

Würden diese Menschen alle alltäglich in der Fahrerkabine einer Stadtbahn Platz nehmen, die KVB wären auf einen Schlag aller Personalprobleme entledigt. „Sie wissen, dass sie hier am Ende der Schlange wohl kaum eine Chance haben, noch dran zu kommen?“ Karin aus Pulheim kann diese Frage nicht vor ihrem Vorhaben abbringen. „Das werden wir ja sehen“, entgegnet sie trotzig, den Blick fest auf die Bahn dort hinten geheftet, die gerade von einem „Mensch wie du und ich“ in Fahrt gebracht wird.

Spaziergang durch die Zeit

Was Karin derweil entgeht, ist ein Spaziergang durch die „Innereien“ der KVB. In der Werkstatt gibt es Einblicke, die Kunden und Fans wenn überhaupt nur selten bekommen. Direkt im Eingangsbereich liegen Elektromotoren, die fast schon putzig anmuten für die Leistung, die sie erbringen müssen: Eine rund 30 Tonnen schwere Bahn mühelos beschleunigen.

Wann liegt schon mal einen Drehgestell offen vor einem? Schon mal eine Stadtbahn von oben gesehen? Wer bei dieser komplizierten Technik, den unzähligen Kabelsträngen, dem Heer von Ersatzteilen der Überblick verloren geht, dem steht am „Tag der offenen Tür“ das „Team Herzschlag“ zur Seite: KVB-Mitarbeiter, die jede Frage beantworten, die leidenschaftlich engagiert ihren Beruf erklären. Ein Spaziergang durch die Zeit Wem bei so vielen Infos der Kopf schwirrt, der kann die Gedanken bei einem Spaziergang durch die Zeit schweifen lassen.

Von den neusten Stadtbahnen, die erst seit einigen Monaten auf den Schienen in der Stadt unterwegs sind, biss hin zu „Finchen“, der altehrwürdigen Bahn aus dem Baujahr 1911. Ruhepäuschen auf den Sitzen und Bänken inklusive. Und dabei wird klar, beim Komfort steht „Finchen“ seinen jüngsten Geschwistern gar nicht so viel nach, ist ihnen aber beim Charme weit voraus.

„Schön zu sehen, wie viele Besucher gekommen sind“

Mitten drin im Gewühl: Stefanie Haaks, Vorstandsvorsitzende der KVB, die sichtlich das Bad in der Menge genießt. Die KVB fährt gerade in schwierigem Gelände. Seit vergangenem August kann der Fahrplan nicht mehr vollständig erfüllt werden, seit März ist deshalb das Angebot offiziell um zehn Prozent ausgedünnt. Eine hoher Krankenstand bei eh schon dünner Personaldecke im Pool der Fahrerinnen und Fahrer ist die Ursache. Da tut es der Betriebschefin erkennbar gut, zu sehen, die Menschen in Köln und Umgebung haben trotzdem Lust auf die KVB, interessieren sich für den Betrieb. „Das ist wirklich schön zu sehen, wie viele Besucher und Besucherinnen heute gekommen sind“, freut sich Haaks.

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