1. FC Köln beim SC FreiburgEin Eigentor verhindert den nächsten FC-Sieg

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Lucas Höler vom SC Freiburg kämpft mit Jorge Mere vom 1.FC Köln um den Ballbesitz

Freiburg – Nicht schon wieder in Freiburg verloren, aber auch den möglichen Sieg unglücklich aus der Hand gegeben. Der 1. FC Köln musste sich am vierten Spieltag der Fußball-Bundesliga trotz einer überlegeen ersten Halbzeit und der 1:0-Führung durch Anthony Modeste beim Sportclub Freiburg mit einem 1:1 (1:0) begnügen. Ein Platzverweis von Florian Kainz und ein spätes Eigentor von Rafael Czichos brachten die Geißböcke um zwei Punkte. Mit sieben Zählern nach vier Spielen dürfen die Kölner und ihr neuer Trainer Steffen Baumgart trotzdem sehr zufrieden sein. „Es ist schade, dass wir hier nicht mehr mitgenommen haben. Wir hätten zur Halbzeit schon 2:0 oder 3:0 führen können“, ärgerte sich FC-Mittelfeldspieler Dejan Ljubicic.

Salih Özcan ersetzt Ellyes Skhiri

Im Vergleich zum 2:1-Heimsieg gegen den VfL Bochum vor der Länderspielpause gab es beim FC zwei Veränderungen. Dauerläufer Ellyes Skhiri hatte von der WM-Qualifikationsreise mit Tunesien nach Sambia eine leichte Erkältung mit im Gepäck und musste nach einer Nacht mit zu wenig Schlaf zunächst auf der Bank Platz nehmen. Für ihn kam Salih Özcan, der als Achter spielte. Dejan Ljubicic rückte dafür auf die Sechs. Weil Mark Uth seine Rückenprobleme auskurieren konnte und als Zehner in die Startelf zurückkehrte, blieb Ondrej Duda draußen. Was bedeutete, dass FC-Coach Steffen Baumgart wieder auf Anthony Modeste und Sebastian Andersson als Doppelspitze setzte.

Die Zeichen beim FC standen natürlich auf Attacke, auch wenn Baumgart seine Mannschaft zunächst ein wenig tiefer aufstellte. Was bei dem 49-Jährigen im Vergleich zu vielen Trainerkollegen immer noch sehr weit vorne bedeutet. Die Geißböcke benötigten etwas Anlaufzeit, bekamen die stürmisch beginnenden Freiburger nach ein paar Unsicherheiten von Ljubicic, Rafael Czichos und Keeper Timo Horn nach einer Viertelstunde aber zunehmend in den Griff. Baumgarts Plan dürfte gewesen sein, die Freiburger erst einmal auszukundschaften. Immerhin hatte der SC zuletzt bei seinen Siegen gegen Stuttgart und Dortmund jeweils in den ersten zehn Minuten zur Führung getroffen. So blieb ein Kopfball von Vincenzo Grifo ans Außennetz die einzig nennenswerte Offensivaktion der Gastgeber (7.). Auf der anderen Seite setzte Uth mit einem Fernschuss früh eine erste Duftmarke (4.).

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Nach einer Verletzungsunterbrechung, FC-Kapitän Jonas Hector musste behandelt werden (18.), schoben die Kölner immer weiter nach vorne. Die Freiburger gaben in der Vorwärtsbewegung nun reihenweise die Bälle ab, was vor allem an der starken Zweikampfquote des FC lag, die zur Pause bei 64 Prozent lag. Dejan Ljubicic spielte dabei die tragende Rolle. Der junge Österreicher fand sich auf der Sechs immer besser zurecht und antizipierte die Situationen vor allen anderen. Wie in der 34. Minute: Der bisweilen etwas desorientierte Salih Özcan hatte sich bei einem aussichtsreichen Umschalter festgelaufen. Ljubicic erkannte die Situation, eroberte den Ball sofort zurück und schickte Benno Schmitz die Linie runter. Der Rechtsverteidiger hatte vorher schon reichlich Flanken geschlagen, diese fand aber auch ihr Ziel. Anthony Modeste hatte sich entscheidend von Gegenspieler Philipp Lienhart abgesetzt und platzierte den Ball aus acht Metern meisterhaft per Kopfballaufsetzer zum 0:1 ins lange Eck. Der Franzose zeigte seinen Brillenjubel und machte sich dann direkt auf den Weg in die Arme von Steffen Baumgart. Der Torjäger und der Trainer – das passt.

Die Führung war übrigens auch absolut verdient, denn der FC dominierte das Spiel eindeutig. Florian Kainz (26.) und Andersson (25./27.) hätten schon vorher treffen können. 11:2-Torschüsse dokumentierten nach 45 Minuten die Kölner Überlegenheit. Das 1:0 war zu wenig, auch weil Uth nach einem Kainz-Freistoß und einer Modeste-Verlängerung aus der Nahdistanz nur den Pfosten traf (37.).

Florian Kainz sieht Gelb-Rot

Der knappe Rückstand bot den Freiburgern natürlich die Möglichkeit, die Dinge nach dem Wechsel gerade zu biegen. Lucas Höler hatte den Ausgleich auch auf dem Fuß, scheiterte aber aus sechs Metern mit seiner Direktabnahme an einem Weltklasse-Reflex von Timo Horn (52.). Der FC attackierte nicht mehr ganz so forsch wie in der ersten Hälfte, behielt trotz des zunehmenden Freiburger Drucks aber in den kniffligen Situationen vor allem dank Ljubicic und den beiden abgeklärten Innenverteidigern Czichos und Jorge Meré die Übersicht. So blieb die Überlegenheit der Gastgeber eine optische – auch noch, als eine numerische hinzukam. Der bereits verwarnte Florian Kainz musste nach einem Gerangel mit dem eingewechselten Kevin Schade vorzeitig in die Kabine (74.). Außer einem Fernschuss von Schade (78.), der am Tor vorbeiflog, entwickelte der Sportclub keine Gefahr. Die Kölner sahen wie der Sieger aus, bis SC-Coach Christian Streich Noah Weißhaupt einwechselte (87.). Der FC hatte sich gerade etwas Luft verschafft, als der Joker Linksverteidiger Hector vernaschte und Czichos die anschließende scharfe Hereingabe unglücklich unter die eigene Latte schlug (89.). Fast hätte der zweite Freiburger Joker Nils Petersen das Spiel sogar noch auf den Kopf gespielt, sein Volleyschuss geriet aber zu hoch (90.+1). Wäre auch zu viel des Guten gewesen, denn den einen Punkt hatte sich der FC mehr als verdient. „Das 1:1 ist verdient. Wir waren in der ersten Hälfte besser, Freiburg in der zweiten. Die Jungs haben das insgesamt gut gemacht, ich bin zufrieden“, konnte Steffen Baumgart mit dem Remis trotz des unglücklichen, späten Gegentors gut leben.

SC Freiburg: Flekken; Kübler (87. Weißhaupt), Lienhart, N. Schlotterbeck, Günter; Keitel, M. Eggestein (46. Haberer); Sallai (72. Schade), Grifo; Jeong (72. Petersen), Höler (82. Demirovic). – 1. FC Köln: T. Horn; Schmitz, Meré, Czichos, Hector; Özcan (69. Duda), Ljubicic (82. Schaub), Uth (62. Skhiri), Kainz; Modeste (69. Lemperle), Andersson (82. Ostrak). – SR.: Osmers (Bremen). – Zuschauer: 10.000 (ausverkauft). - Tore: 0:1 Modeste (34.), 1:1 Czichos (89./Eigentor). – Gelb-Rot: Kainz (74.) - Gelbe Karten: Schade, Lienhart; Modeste.

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