Achtung, Rutschgefahr!Warum der Kölner Rasen immer wieder für Diskussionen sorgt

Lesezeit 3 Minuten
Nicht alles im grünen Bereich: Beim Zweikampf zwischen Kölns Sargis Adamyan und Leverkusens Nathan Tella fliegen die Rasenstücke.

Nicht alles im grünen Bereich: Beim Zweikampf zwischen Kölns Sargis Adamyan und Leverkusens Nathan Tella fliegen die Rasenstücke.

Granit Xhaka schimpfte nach dem Derby über den Rasen in Köln. Die Kritik ist nicht neu, auch Kölns Ex-Trainer Steffen Baumgart hatte sich mehrfach über den Rasen echauffiert. Was ist da los?

Frisch geduscht und mit zehn Punkten Vorsprung auf Bayern München steht Leverkusens Mittelfeldspieler Granit Xhaka am späten Sonntagnachmittag in den Katakomben des Rheinenergie-Stadions und hat Grund zur Beschwerde. Grund für seine Unzufriedenheit ist die Beschaffenheit des Rasens. „Auf dem Platz war es leider ganz schwer, Fußball zu spielen. Es tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber auf solchen Plätzen kann man nicht fünf Pässe hintereinander richtig spielen, ohne dass der Ball verspringt“, bemängelt er. Die Kritik ist nicht neu, auch Kölns Ex-Trainer Steffen Baumgart hatte sich mehrfach über den Rasen echauffiert.

Nur wenige Tage vor dem Bundesligaspiel zwischen Köln und Leverkusen hatte Oberbürgermeisterin Henriette Reker in der Lounge der Nordtribüne vom Kölner Sportjahr 2024 geschwärmt, dessen Höhepunkt die fünf Spiele während der Fußball-Europameisterschaft im Sommer sein sollen. Ob der Stadionrasen dann noch liegt, ist ungewiss. Dies solle abhängig von der Qualität des Grüns kurz vor der EM entschieden werden, teilte die Sportstätten GmbH am Montag mit. Ansonsten will sich der Stadionbetreiber zu Wochenbeginn nicht zur neuerlichen Rasenkritik äußern.

Es tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber auf solchen Plätzen kann man nicht fünf Pässe hintereinander richtig spielen.
Granit Xhaka, Bayer Leverkusen

Aber warum sorgt der Kölner Rasen immer wieder für Diskussionen? Eine mögliche Antwort ist in der Zweiteilung der Fußball-Bundesliga zu finden. In den Stadien von Leverkusen, München, Leipzig, Bremen, Heidenheim, Dortmund und Augsburg liegt inzwischen Hybridrasen – also ein durch Kunststofffasern verstärkter Naturrasen. „Für jeden Naturrasen ist der Winter ein Problem. Durch Kälte und fehlendes UV-Licht ist das Wurzelwachstum gehemmt und der Rasen ist nicht so scherfest“, erklärt Lennart Kern, Marketingleiter der Bielefelder Firma Heiler, die in zahlreichen Bundesligastadien Rasen verlegt hat, unter anderem auch in Leverkusen.

Dass nicht in allen Stadien Hybridrasen liegt, hängt mit der multifunktionalen Nutzung einiger Arenen zusammen. In Frankfurt und Köln liegt Naturrasen, denn hier finden jeden Sommer mehrere Konzerte statt. Hierfür wird die Rasenfläche komplett abgedeckt und teilweise hinterher ausgetauscht. „Bei Hybridrasen funktioniert das nicht. Die Kunststofffasern sind fest im Boden installiert“, sagt Kern. Während das Verlegen eines Rollrasens im Stadion etwa 150 000 Euro kostet, ist ein Hybridrasen mindestens doppelt so teuer.

Doch gerade im Kölner Stadion ist die Flexibilität entscheidend – die Sportstätten GmbH profitiert finanziell stark von den Konzerten. Zudem finden im Winter zuweilen Spiele der Kölner Haie auf einer im Stadion errichteten Eisfläche statt. Im Januar 2023 war nach dem „Winter-Game“ der Rasen ausgetauscht worden – für das Anwachsen der Wurzeln ist der Januar jedoch nicht besonders geeignet.

Die Profis des 1. FC Köln wechseln nicht nur in den Bundesligastadien ständig zwischen Natur- und Hybridrasen. Auf dem Trainingsplatz am Geißbockheim ist Hybridrasen verlegt worden, weil dieser über eine deutlich höhere Scherfestigkeit verfügt und somit gerade im Winter deutlich stabiler ist.

Rundschau abonnieren